Wenn Chatbots weiterhelfen
Welche Effekte hat künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz? Wie wirkt sich Technologie auf die Arbeitsqualität aus und welche neuen Tätigkeiten entstehen? Fragen, die ein Forschungsprojekt beantworten will.
Welche Effekte hat künstliche Intelligenz am Arbeitsplatz und wie wird sie die Arbeitsqualität beeinflussen? Eine umfassende Studie ist den Fragen nachgegangen.
Erste Antworten liefert ein Chatbot, der in der Personalabteilung von Siemens im Einsatz ist und auf IBMs KI-Technologie Watson Assistant basiert. Ehrgeiziges
Ziel ist es, dass der Chatbot „in absehbarer Zukunft zu fast allen Themen rund um HR und Personalwesen auskunftsfähig“ist. Noch ist der Chatbot nicht mit automatisierten Workflows verknüpft, er erteilt daher bislang nur begrenzt Auskünfte. Dennoch zeigen sich Vorteile für die Mitarbeiter.
„Der KI-Einsatz, wie er aktuell bei Siemens gestaltet ist, hat positive Effekte auf die Arbeitsqualität der HR-Experten. Die Beschäftigten berichten zudem von einer verbesserten Produktivität und Effizienz“, bilanziert MarieChristine Fregin von der Maastricht University. Das Research Centre for Education and the Labor Market (ROA) an der Maastricht University leitet die Forschungsarbeiten und wird dabei von Input Consulting und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales unterstützt. Die Rede ist von einem sozialpartnerschaftlichen Forschungsprojekt, das von IBM und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Auftrag gegeben wurde. In mehreren Fallstudien, die mit Konzernen aus Industrie und Telekommunikation aufgesetzt werden, wird empirisch untersucht, wie sich die Arbeitswelt durch KI verändert und wie Beschäftigte dies erleben.
Im Projekt mit Siemens wurden 290 HR-Themen identifiziert. Auf mehr als 40 Aufgaben kann das System schon antworten – und das in fünf Sprachen. Die Personaler nähmen den Chatbot als nützliches Assistenzsystem wahr, meint Fregin. Er entlaste den Personalbereich von Siemens schon heute, weil die KI als „single point of entry“fungiere – als zentrale Anlaufstelle zu Personalfragen für Hunderttausende
Beschäftigte weltweit. Richtig sei aber auch, dass KI oft noch nicht Teil eines integrativen Systems sei. Es beständen Automatisierungsengpässe, die unter anderem daraus resultierten, dass das Training und die Bereitstellung von Daten für den KI-Aufbau zeitaufwendig seien.
Beschäftigte müssen sich umstellen
„Perspektivisch wird die KI in der Lage sein, einfache und auch komplexere Aufgaben zu übernehmen“, sagt IBM-Personalgeschäftsführer Norbert Janzen. KI habe bislang keine menschliche Arbeit ersetzt, könne aber möglicherweise in Zukunft bestimmte Aufgaben erfüllen, für die dann weniger Menschen gebraucht würden. „Die Arbeitsplätze, die bestehen bleiben, werden andere Tätigkeiten und Kompetenzprofile umfassen als heute“, prognostiziert der IBM-Personalchef.
Zur Bestätigung seiner Aussage verweist derManager auf eine andere IBM-Studie, in der es heißt, dass bis zu 120 Millionen Beschäftigte in den zwölf größten Volkswirtschaften der Welt aufgrund von KI und Automatisierung neu ausgebildet oder umgeschult werden müssten. Darüber hinaus gäben nur 41 Prozent der befragten CEOs an, dass sie über die erforderlichen Personen, Fähigkeiten und Ressourcen verfügten, um ihre Geschäftsstrategie umzusetzen. Im Jahr 2016 waren die beiden wichtigsten Fertigkeiten „technische Kernkompetenzen“sowie „grundlegende Computer- und Software-/ Anwendungskenntnisse“. Zwei Jahre später waren die gefragtesten Fähigkeiten dagegen die „Bereitschaft, flexibel, agil und anpassungsfähig bei Veränderungen zu sein“, sowie die „Fähigkeiten des Zeit-Managements und der Priorisierung“.