Verschluckt sich Xerox an HP?
Das überraschende Übernahmeangebot von Xerox an den viel größeren Rivalen HP ist nur möglich, weil solvente Financiers im Hintergrund die Fäden in der Hand halten.
HP Inc. hat bestätigt, vom deutlich kleineren Rivalen Xerox einen „Vorschlag für einen Unternehmenszusammenschluss“erhalten zu haben. Mit der Stellungnahme reagierte HP auf einen Bericht im „Wall Street Journal“. Xerox wolle, unterstützt von einer großen Bank, deutlich mehr zahlen als den Börsenwert von HP, der rund 27 Milliarden Dollar beträgt.
Xerox kommt derzeit auf eine Marktkapitalisierung von rund acht Milliarden Dollar, würde also den weitaus größeren Konkurrenten schlucken. Der Großteil des Jahresumsatzes von etwa zehn Milliarden Dollar kommt bei Xerox aus Miet-, Service- und Wartungseinnahmen rund um das Geschäft mit Druckern, Kopierern und Multifunktionsgeräten.
Pläne der Xerox-Führung, die Firma für gut sechs Milliarden Dollar an den japanischen Konkurrenten Fujifilm Holdings zu verkaufen, wurden im Frühjahr 2018 von den strategischen Investoren Carl Icahn und Darwin Deason vereitelt. Sie setzten den Vorstandsvorsitzenden Jeff Jacobson kurzerhand ab.
Sparkurs bei Xerox zahlt sich aus
Der neue CEO John Visentin verordnete Xerox einen Sparkurs und brachte den Printer-Pionier wieder auf Kurs. Im Zuge guter Quartalszahlen stieg im Lauf dieses Jahres der Aktienkurs um über 80 Prozent. Visentin gelang es auch, den Streit über die geplatzte Übernahme miot Fujifilm beizulegen. Die Japaner hatten ursprünglich auf
Schadenersatz in Höhe von einer Milliarde Dollar geklagt. Darauf will Fujifilm nun verzichten. Im Gegenzug verkauft Xerox seinen Anteil am Joint Venture Fuji Xerox für 2,3 Milliarden Dollar an die Japaner. Geld, das in die Akquisition von HP fließen könnte.
Auch bei HP geht es derzeit turbulent zu. Der PC- und Druckerhersteller, der im vergangenen Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von etwa 58 Milliarden Dollar erzielte, muss sparen und will in den kommenden Jahren zwischen 7000 und 9000 Stellen streichen. Das hatte der Konzern Anfang Oktober im Rahmen eines Restrukturierungsprogramms angekündigt. Der Personalabbau wird über die kommenden drei Jahre verteilt und sozialverträglich gestaltet.