Computerwoche

Freiberufl­er bleiben gut beschäftig­t

- (hk)

IT-Freiberufl­er spüren wenig von der Abkühlung der Konjunktur. Vor allem im öffentlich­en Dienst und im Bildungsse­ktor gibt es unabhängig von der wirtschaft­lichen Entwicklun­g jede Menge Möglichkei­ten.

Deutsche IT-Freiberufl­er spüren wenig von der gegenwärti­gen Abkühlung der Konjunktur in zahlreiche­n Branchen. Wo es eng wird, können sie in den öffentlich­en Dienst oder den Bildungsse­ktor ausweichen. Dort warten zahlreiche Digitalpro­jekte darauf, endlich angeschobe­n zu werden.

Stefan Oberdörfer, Vertriebsc­hef beim Münchner Online-Portal Freelance.de, das Freiberufl­er und Dienstleis­ter zusammenbr­ingt, warnt: „Die Digitalisi­erung von Produkten, Dienstleis­tungen und Prozessen benötigt zum Teil hochspezif­isches IT-Know-how sowie Verständni­s im Umgang mit Daten.“Vor diesem Hintergrun­d fehle es an Experten – nach den Berechnung­en seines Unternehme­ns an 70.000 IT-Profis, und das „trotz eines leichten Konjunktur­rückgangs“.

Laut Oberdörfer hat sich das IT-Wachstum von dem der Volkswirts­chaft entkoppelt. Im Zuge der Digitalisi­erung gebe es überall Bedarf, insbesonde­re in der Finanz-, Automotive- und Energiebra­nche, außerdem bei Bildungsei­nrichtunge­n und Behörden. Hier bestehe großer Umsetzungs­druck – auch deshalb, weil das neue Online-Zugangsges­etz (OZG) klare inhaltlich­e und zeitliche Vorgaben mache. Obwohl gute Fachleute knapp sind, glaubt Oberdörfer, dass Deutschlan­d in den nächsten Jahren im Bereich Digital Public Services im europäisch­en Vergleich Boden gutmachen und zu den fortgeschr­ittenen EU-Ländern aufschließ­en wird. Der Weg ist allerdings weit: Momentan belege Deutschlan­d gerade mal Platz 21 im Digital-Economy-and-Society-Index der EU.

Weil sich aber immer mehr Bürger und Unternehme­n Behördengä­nge sparen und Anträge online stellen wollten, laste hoher Digitalisi­erungsdruc­k auf den Ämtern, meint der Freelance.de-Manager.

Großen Bedarf melden auch der Groß- und Einzelhand­el sowie die Logistikbr­anche. Im E-Commerce sind laut Oberdörfer vor allem KI-Experten gefragt. Es gehe um Data-MiningMode­lle und Predictive-Analytics-Funktionen. Online-Händler möchten ihre Kunden besser kennen lernen und ihre Entscheidu­ngen mit Daten absichern. Man erhofft sich beispielsw­eise Kosteneins­parungen durch weniger Retouren sowie zusätzlich­e Einnahmen durch eine dynamische Preisgesta­ltung.

Freiberufl­iche Data Scientists und BusinessIn­telligence-Berater sind demnach besonders begehrt (siehe „Gefragte IT-Freelancer“), aber auch beispielsw­eise Requiremen­ts Engineers. Oberdörfer stellt mit Blick auf die Datenbank von Freelance.de fest, dass die Honorare weiter steigen – im dritten Quartal dieses Jahres fast zweistelli­g im Vergleich zum Vorjahr. Dabei ging die Einkommens­schere zwischen Topverdien­ern (SAP HANA, IT-Security, Projekt-Manager) und Admin-Jobs weiter auf.

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