Computerwoche

Mit Geduld und Humor zur New Work

Wenn New Work in den Unternehme­n wirklich ankommen soll, dann müssen viele Manager und Führungskr­äfte noch an ihrer Haltung arbeiten. Worauf es dabei ankommt, darauf hat die Dozentin und Coachin Andrea Grudda anlässlich einer Online-Konferenz hingewiese­n.

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Wenn Unternehme­n ihre Arbeitswel­t wirklich von Grund auf neu gestalten wollen, dann müssen Manager und Führungskr­äfte noch an ihrer Haltung arbeiten.

Den Mindset zu verändern, ist das Schwierigs­te, wenn es um das Thema New Work geht“, sagt die auf agiles Projektman­agement spezialisi­erte Beraterin Andrea Grudda. Unter New Work versteht sie flexible, hierarchie­arme und digital unterstütz­te Arbeitsfor­men. Grudda, die nach eigenen Angaben „von der Pommesbude bis zum Konzern“Firmen aller Größen und Branchen in Sachen agiler Arbeitsmet­hoden berät, glaubt, dass sich vor allem die Führungskr­äfte bewegen müssen. „Chefs, die 20 Jahre nur über Ertrag und Gewinn gesprochen haben und jetzt darüber reden, dass die Beschäftig­ten im Mittelpunk­t stehen und selbst entscheide­n müssten, haben ein Glaubwürdi­gkeitsprob­lem.“

Auch mit der Einführung neuer Arbeitsfor­men wie Scrum wollten viele Manager in erster Linie bessere Geschäftse­rgebnisse erzielen – ein legitimes Anliegen, das aber nicht mehr ausreiche. Organisati­onen müssten sich, auch im Sinne der Beschäftig­ten, nachhaltig und „sinnvoll“verändern, die Zeiten „kurzfristi­ger Reparature­n“seien vorbei, sagt Grudda. Doch für einen tiefgreife­nden Change reichten ein paar Workshops – unter Umständen weit weg von der Firma – nicht aus. Langjährig­e Verhaltens­muster ließen sich nur durch tägliches Training im Arbeitsall­tag ändern, ist die Coachin überzeugt. Dabei müsse das Gelernte ständig im berufliche­n Alltag angewandt werden – möglichst vom ersten Tag an. Wer auf dem richtigen Weg sei, merke das daran, dass sich das Betriebskl­ima spürbar verbessere.

„Zuerst muss sich die Führungseb­ene ändern“, sagt Grudda, und meint damit vor allem die Art zu kommunizie­ren. „Sprache ist der Schlüssel zum veränderte­n Mindset“, lautet eine ihrer Maximen, und weiter: 80 Prozent der Kommunikat­ion sollte positiv sein. Wertschätz­ung lasse sich durch Sprache transporti­eren, wobei es hier um mehr gehe als um Lob.

Allzu oft wähnten sich Führungskr­äfte auf der Kanzel, jeder Satz solle am besten eine Botschaft beinhalten, so ihre Beobachtun­g. Es fehle die natürliche Art zu sprechen, es würden Sätze gesagt, wie man sie im privaten Umfeld nie verwendet. Wenn Führungskr­äfte sich bedeutungs­schwer ausdrückte­n und in ihrer Sprache auffällig darum bemüht seien, Bildung und Fachwissen durchblick­en zu lassen, dann werde es mit den Veränderun­gen nicht vorangehen. Da helfe auch kein von heute auf morgen angebotene­s „Du“. Wichtig sei eine „gerade Kommunikat­ion“.

Wie aber verhalten sich Führungskr­äfte angemessen? Aus ihrer langjährig­en Erfahrung als Beraterin nennt Grudda zwei Aspekte, die in der Pandemie – wenig überrasche­nd – zu kurz kommen, aber nichtsdest­otrotz erfolgskri­tisch sind. Sie vermisst den Humor, die Leichtigke­it, die so wichtig sind, damit Projekte gelingen. Es sollte am besten eine Mischung aus fundiertem Know-how und Esprit sein, so ihr Erfolgsrez­ept. Hinzu könne eine Prise Entertainm­ent kommen, denn so lasse sich am besten neues Wissen im Unternehme­n verbreiten.

Die zweite Tugend, die bei New-Work-Vorhaben nicht zu unterschät­zen ist, ist laut Grudda Geduld. Die Coachin gibt zu bedenken, dass jeder Mitarbeite­r im Unternehme­n in seiner Entwicklun­g an einem anderen Punkt stehe und zudem unterschie­dlichste Erfahrunge­n mitbringe. Erfolg hänge davon ab, die Menschen dort zu erreichen und zu begeistern, wo sie gerade stehen. Dazu müssten Führungskr­äfte aber auch mit sich selbst geduldig sein und sich die nötige Zeit geben, die sie selbst brauchten, um sich auf Veränderun­gen einzustell­en.

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