Große Unterschiede zwischen Kliniken und Praxen – digitaler Graben teilt deutsche Ärzteschaft
Grundsätzlich habe die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung in Deutschland zuletzt große Fortschritte gemacht, so das Resümee des Bitkom nach einer Umfrage unter mehr als 500 Ärzten. Der IT-Lobbyverband verwies auf den gerade in der Coronakrise verstärkten Einsatz von Videosprechstunden und Gesundheitsapps sowie die Nutzung der elektronischen Patientenakte. Jedoch sei Deutschlands Ärzteschaft gespalten, was den Einsatz digitaler Technologien angeht. Während Ärzte in Kliniken mehrheitlich offen für digitale Gesundheitsangebote seien, zeigten sich Ärzte in Praxen skeptischer. Demnach sehen dem Bitkom zufolge 86 Prozent der Klinik-Ärzte in der Digitalisierung primär Chancen für das Gesundheitswesen – zehn Prozent halten die Digitalisierung für ein Risiko. Bei den Praxis-Ärzten betonen 53 Prozent die Chancen und 39 Prozent sehen eher die Nachteile. „Zwischen den Ärzten in Kliniken und Praxen öffnet sich ein digitaler Graben“, sagte dazu Bitkom-Präsident Achim Berg.
Zwar erstellt mittlerweile jeder zweite Arzt Medikationspläne überwiegend digital, und sechs von zehn Ärzten greifen bei der Verwaltung von Notizen und Dokumentationen auf digitale Tools zurück. Doch die Kommunikation funktioniert größtenteils auf klassischen Wegen: Das Telefon bleibt für Ärzte der wichtigste Kanal im Austausch mit Patienten (77 Prozent), Apotheken (61 Prozent) und Praxen (53 Prozent). Jeder fünfte Arzt (19 Prozent) hält den Kontakt zu anderen Praxen überwiegend per Briefpost, 22 Prozent setzen vornehmlich auf das Fax. Lediglich jeder 20. Arzt kommuniziert überwiegend via E-Mail mit anderen Praxen (fünf Prozent), Apotheken (sechs Prozent) oder den Patienten (fünf Prozent). Die größten Hürden bei der Digitalisierung sind aus Sicht der Ärzte die Komplexität des Gesundheitssystems (84 Prozent), drei Viertel empfinden den Aufwand für IT-Sicherheit und Datenschutz als zu hoch.