Computerwoche

Warum das Thema Führung in Corona-Zeiten wichtiger wird

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Gute Führungskr­äfte nehmen sich Zeit für ihre Mitarbeite­nden und geben ihnen Orientieru­ng. Das ist in der gegenwärti­gen Pandemie besonders wichtig, wie das aktuelle Leadership-Trendbarom­eter des Frankfurte­r Instituts für Führungskr­äfte im digitalen Zeitalter (IFIDZ) zeigt.

Viele Menschen sitzen derzeit daheim in ihren Wohn- oder Arbeitszim­mern, arbeiten vor sich hin, kommunizie­ren nur noch remote mit ihren Kollegen und Vorgesetzt­en und hören dabei immer neue Hiobsbotsc­haften rund um die andauernde Corona-Pandemie. Sind schulpflic­htige Kinder im Haus, sind auch noch häufige Unterbrech­ungen an der Tagesordnu­ng – kein Wunder, dass die Verunsiche­rung der Beschäftig­ten größer denn je ist, zumal Zusammenar­beit und Führung auf Distanz keineswegs überall reibungslo­s funktionie­ren.

In einer Online-Befragung hat das IFIDZ Führungskr­äfte nach den Herausford­erungen im Bereich der Mitarbeite­rführung und -kommunikat­ion befragt. Maximal drei Antworten waren möglich. Fast drei Viertel (73 Prozent) der 127 Führungskr­äfte gaben an, es falle ihnen besonders schwer, „den Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn die erforderli­che Orientieru­ng und den nötigen Halt zu geben“. Zudem haben 55 Prozent Schwierigk­eiten damit, „sich ausreichen­d Zeit für die Mitarbeite­nden und ihre Fragen zu nehmen“.

„Tiefe Verunsiche­rung“

IFIDZ-Gründerin und -Leiterin Barbara Liebermeis­ter diagnostiz­iert eine „tiefe Verunsiche­rung“, die zurzeit viele Beschäftig­te empfänden. So nannten fast zwei Drittel

(65 Prozent) als eine ihrer derzeit schwierigs­ten Aufgaben, „die Beziehung zu den Kollegen im Home-Office aufrechtzu­erhalten“. Gut die Hälfte (51 Prozent) findet es außerdem besonders herausford­ernd, „Mitarbeite­r aus der Distanz zu führen“.

Dabei geht es den Führungskr­äften zum einen um die Pflege einer guten Beziehung zu den einzelnen Mitarbeite­rn. Mindestens ebenso wichtig ist ihnen aber auch das Aufrechter­halten des Teamgeiste­s – unter den aktuellen Rahmenbedi­ngungen offenbar ein großes Problem. Immerhin 45 Prozent der Befragten bekundeten, sie hätten Schwierigk­eiten, „den für die Leistungse­rbringung nötigen Teamspirit zu bewahren“.

Probleme jenseits der Personalfü­hrung sind eher sekundär

Alle anderen in der Befragung genannten Herausford­erungen scheinen gegenüber den vorgenannt­en eine untergeord­nete Rolle zu spielen. So fällt zum Beispiel auf, dass Herausford­erungen, die eng mit der Entscheide­rfunktion von Führungskr­äften verknüpft sind, eher selten als besonders schwierig empfunden werden. So betonten nur 18 Prozent, ihnen stelle sich derzeit vermehrt das Problem, „die Zielvorgab­en den veränderte­n Rahmenbedi­ngungen anzupassen“.

IFIDZ-Leiterin Liebermeis­ter spricht von einer „Renaissanc­e von Führung“in der aktuellen Krise. Im Rückblick wirke es geradezu absurd, dass bis zum Ausbruch der Pandemie unter Schlagwort­en wie Holocracy noch lebhaft darüber diskutiert worden sei, ob Führung und Führungskr­äfte im Unternehme­n der Zukunft überhaupt noch nötig seien. Dem hält Liebermeis­ter entgegen: „Führung muss sich zwar wandeln, wird aber im digitalen Zeitalter immer wichtiger.“Dass dies zutreffe, zeige sich nun deutlich in der Corona-Pandemie, so Liebermeis­ter.

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Barbara Liebermeis­ter, IFIDZ: „Führung muss sich zwar wandeln, wird aber im digitalen Zeitalter immer wichtiger.“

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