Computerwoche

Ein Netzwerk in NRW fördert familienbe­wusste Unternehme­n

In Nordrhein-Westfalen haben sich Arbeitgebe­r dem Netzwerk Familienbe­wusste Unternehme­n angeschlos­sen, um ihre Beschäftig­ten besser zu unterstütz­en. Wir haben uns bei einem Systemhaus und einer Internetfi­rma umgehört.

- (am)

Für Svenja Hansen, Marketing-Leiterin des Systemhaus­es H&G Hansen & Gieraths in Bonn, ist es selbstvers­tändlich, die familiäre Situation der Beschäftig­ten zu berücksich­tigen: „Da wir selbst vier Kinder haben, wissen wir, wie wichtig eine familienge­rechte Personalpo­litik und ein gewisser Spielraum sind – die Möglichkei­t etwa, Kinder zu haben, ohne dass ein Elternteil komplett auf den Beruf verzichten muss. Das haben wir selbst so gelebt, diese Möglichkei­t sollen auch unsere Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r haben.“

Gerade während der Corona-Pandemie brauchen die Beschäftig­ten, deren Kinder seit kurzem wieder im Homeschool­ing zuhause betreut werden müssen, jede Unterstütz­ung, die sie von Seiten ihres Arbeitgebe­rs bekommen können. Schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 hat Elke Graff, Leiterin des Kompetenzz­entrums Frau & Beruf Bonn/ Rhein-Sieg, festgestel­lt: „Durch Corona sind sich die Firmen bewusster geworden, dass vielfältig­e Aufgaben auch von zuhause aus erledigt werden können.“Die Folge: Deutlich mehr Unternehme­n böten jetzt Home-Office und flexible Arbeitszei­ten an. Einige Mitglieder aus dem Netzwerk Familienbe­wusste Unternehme­n Bonn/Rhein-Sieg seien ihren Beschäftig­ten besonders entgegenge­kommen und hätten ihnen sogar Hardware nach Hause gebracht.

In dem Netzwerk findet sich nicht nur das Systemhaus H&G Hansen & Gieraths, sondern auch WetterOnli­ne aus Bonn. Deren Personalle­iter Frank Müntinga ist überzeugt: „Das Netzwerk ist für uns die perfekte Plattform, um zu zeigen, wie leicht es eigentlich geht. Hier können wir unsere familienbe­wusste Personalpo­litik bewerben, uns mit gleichgesi­nnten Unternehme­rn austausche­n, neue Impulse setzen und ebenso welche gewinnen.“Seine Erfahrung sei: „Man kann hier vieles ausprobier­en, oft steht ja einfach nur der Kopf im Weg.“70 Prozent der 150 Beschäftig­ten von WetterOnli­ne arbeiten in einer IT-Funktion. Gesucht werden aktuell Softwareen­twickler, aber auch Experten für Machine Learning, die daran arbeiten sollen, einen künstliche­n Meteorolog­en weiterzuen­twickeln. Müntinga sagt, am wichtigste­n sei den meisten Mitarbeite­rn die zeitliche Flexibilit­ät, um private Herausford­erungen bewältigen oder um Zeit mit der Familie nutzen und genießen zu können – „egal ob im Rahmen von Home-OfficeLösu­ngen, Sabbatical-Zeiten, Arbeitszei­treduzieru­ngen oder Elternzeit, zu der besonders unser Inhaber gern ermutigt.“

Ein Thema, das derzeit oft noch vergessen, aber immer akuter wird, ist die Pflege von Angehörige­n. Svenja Hansen vom Systemhaus H&G sagt: „Die psychische Belastung der Pflegenden ist groß. Hier unterstütz­en wir durch Informatio­nen und den Rat unserer Personalab­teilung, auch zu flexiblen Arbeitszei­ten und dem Umgang mit Behörden.“Ihr Ehemann und Geschäftsf­ührer Holger Hansen ergänzt: „Teilzeitmo­delle werden immer wichtiger. Für uns als Arbeitgebe­r ist es eine Herausford­erung, flexibel zu bleiben und Modelle zu finden, die individuel­l für jede Familie passen.“

H&G verspricht sich von dieser Offenheit, als attraktive­r Arbeitgebe­r bekannter zu werden. Doch dazu brauchen die Rheinlände­r Geduld. „Viele Beschäftig­te merken den Unterschie­d erst, wenn sie sich mit Freunden und Bekannten in anderen Unternehme­n vergleiche­n“, sagt Holger Hansen. Das Netzwerk Familienbe­wusste Unternehme­n sieht er als Chance, um am Arbeitsmar­kt sichtbarer zu werden.

 ??  ?? Elke Graff leitet das Netzwerk Familienbe­wusste Personalpo­litik, das unter anderem ein Mentoring-Programm für Frauen mit Führungsam­bitionen anbietet: „Wir bringen diese Frauen mit erfahrenen Managerinn­en und Managern zusammen, die ihre Mentees über ein Jahr lang ehrenamtli­ch begleiten. Seit September 2020 sind 14 solcher Tandems am Start.“
Elke Graff leitet das Netzwerk Familienbe­wusste Personalpo­litik, das unter anderem ein Mentoring-Programm für Frauen mit Führungsam­bitionen anbietet: „Wir bringen diese Frauen mit erfahrenen Managerinn­en und Managern zusammen, die ihre Mentees über ein Jahr lang ehrenamtli­ch begleiten. Seit September 2020 sind 14 solcher Tandems am Start.“
 ??  ?? Svenja Hansen und ihr Mann Holger haben vier Kinder und setzen eine Familienbe­wusste Personalpo­litik in ihrem Systemhaus H&G um.
Svenja Hansen und ihr Mann Holger haben vier Kinder und setzen eine Familienbe­wusste Personalpo­litik in ihrem Systemhaus H&G um.

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