Deutschland verliert mal wieder den Anschluss
Googeln Sie mal: „Deutschland wird abgehängt“. Sie werden danach schlecht schlafen. Bildung, Startup-Szene, Digitalisierung – alles im Eimer. Sogar der Markt für Schlachtschweine kippt.
Als der Ende Januar ausgeschiedene Siemens-Chef Joe Kaeser im Interview mit dem bayerischen Radiosender B5 orakelte, Deutschland sei in Sachen Digitalisierung hinter andere Industriestaaten zurückgefallen, gingen in unserer Redaktion die Diskussionen los. Wie kann er das gemeint haben? Hatte er digitale Verwaltung, Schulen und Universitäten im Sinn? Wohl kaum, da war Deutschland früher ja auch nicht gut. Die Medizin konnte er ebenfalls nicht meinen, sie hat in der Coronakrise gute Fortschritte gemacht. Die Wirtschaft also? Alle Unternehmen schlecht, außer Siemens?
Auch das wäre schwer nachvollziehbar. Nehmen wir als Beispiel unsere aktuelle Studie zum Thema Internet of Things (siehe Seite 12): Die Zahl der Firmen, die IoT-Projekte umgesetzt haben, ist auf 51 Prozent gestiegen. 13 Prozent der Betriebe haben schon sehr viele IoT-Anwendungsfälle umgesetzt, und die Erfolgsquote der Projekte hat sich im Vorjahresvergleich klar verbessert. 92 Prozent der Betriebe sind mit den Ergebnissen ihrer bisherigen IoT-Initiativen zufrieden. Überall Fortschritte gegenüber 2020 also.
Vielleicht meint Kaeser die künstliche Intelligenz (KI)? Tatsächlich bescheinigen einige Studien den Deutschen hier eine auffällige Zurückhaltung. Aber vermutlich liegt das vor allem daran, dass der umstrittene Begriff gemieden wird, um nicht die German Angst zu wecken. Die meisten Unternehmen investieren massiv in beispielsweise datenbasierte Entscheidungsprozesse, Prozessautomatisierung oder auch Chatbots. So schlimm sieht‘s also gar nicht aus in Digital Germany. Aber in einem Punkt hat Kaeser recht: Millionen Schüler auf dem Lande erleben gerade, was es heißt, keinen ordentlichen Internet-Anschluss zu haben. Hier hat es die Politik vermasselt. Aber richtig!
Herzlich, Ihr