Wie CIOs in Corona-Zeiten führen
Corona fordert Manager in Sachen Personalführung heraus. Sie müssen das Medium Video nutzen können und sich einiges einfallen lassen, damit die Mitarbeiterbindung intakt bleibt, sagt Baywa-CIO Tobias Fausch.
IT-Chefs wie Tobias Fausch, CIO von Baywa, rechnen fest damit, dass das Thema Digital Leadership die Führungskräfte auch die nächsten Jahre begleiten wird.
Corona war ein Lackmus-Test für Führungskräfte“, ist Tobias Fausch, CIO der Baywa AG, überzeugt. Anlässlich einer „Handelsblatt“-Konferenz beschäftigte sich Fausch gemeinsam mit der Führungsexpertin Alexandra Altmann mit den veränderten Anforderungen an Manager. Die Erfahrungen während des ersten Lockdowns haben laut Fausch gezeigt, dass Remote Work ein höheres Informationsbedürfnis mit sich bringt. Gezielte und regelmäßige Kommunikation, auch vom Vorstand, sei wichtiger geworden. Die Zahl der Meetings nahm deutlich zu. Fausch selbst trifft sich mit seinem Team täglich in einer halbstündigen Videokonferenz. So will er den guten Zusammenhalt über die Krise retten.
Wirtschaftspsychologin Altmann beschäftigt sich seit 2010 mit Führungskräfteentwicklung – auch mit den technischen Details der Videokommunikation. „Wer dort soziale Nähe herstellen will, muss überzeugend Face-to-Face über die Kamera kommunizieren.“Wichtig sei es etwa, direkt in die Kamera zu blicken und nicht etwa von der Seite. Bei vielen sei zudem der Hintergrund zu hell, oft durch ein Fenster oder eine andere Lichtquelle. Mimik und Gestik seien dann kaum zu erkennen.
Altmann empfiehlt Führungskräften zudem, ihren Gesprächspartnern vor der Live-Diskussion Informationen zukommen zu lassen oder deren Fragen einzufordern. Durch solche Moderationstechniken lasse sich Vertrauen und Teamspirit auch im Virtuellen schaffen. „Untersuchungen in der Verhaltenspsychologie zeigen: Gesprächstherapien online sind genauso wirksam wie solche, in denen sich Therapeut und Patient gegenübersitzen“, sagte die Chefin der Beratung Virtuu. Sie und ihr Team coachen Manager fast ausschließlich virtuell.
Baywa-CIO Fausch warb für Vertrauen, auch wenn das keine messbare Größe sei. „Man muss hier in Vorleistung gehen. Nur wer Vertrauen schenkt, bekommt es auch zurück.“
Für Fausch ist eine Vertrauenskultur ein wichtiger Bestandteil von „Digital Leadership“. Genauso wichtig seien der „Digital Mindset“und die „Digital Culture“. Zur gewünschten Haltung gehören für ihn Faktoren wie Innovationsfähigkeit, Eigeninitiative, aber auch die Bereitschaft zu digitalem Lernen. Wichtig in Sachen Digital Culture sei, eine Fehlerkultur zu praktizieren und dabei die Verbundenheit mit dem Unternehmen beizubehalten.
Der Manager muss auch Entertainer sein
Wann erleben Mitarbeiter eine Führungskraft als vertrauenswürdig? „Sie muss verbindlich, verlässlich und authentisch sein“, antwortet Fausch und liegt damit auf einer Linie mit Altmann, die noch hinzufügt, Führungskräfte müssten das, wovon sie reden, auch umsetzen.
Die Diskussion zeigte, dass es für Manager jetzt darauf ankommt, ihr Verhalten an das Medium Video anzupassen. Es geht darum, Mitarbeiter auf Distanz zu überzeugen und über Video zu motivieren. Es gelte, die Mannschaft auch in unsicheren Zeiten bei der Stange zu halten. Dafür sind Eigenschaften nötig, die vor der Coronakrise nicht zwingend erforderlich waren. So brauchen Chefs durchaus auch Entertainment-Qualitäten, damit die Mitarbeiter ihnen zuhören.
Noch wichtiger aber ist das aufrichtige Interesse am Befinden der Beschäftigten: Regelmäßiges Nachfragen hilft, aber auch Online-Tools wie Mentimeter erfassen die aktuelle Stimmung im Team recht gut.