BTC experimentiert erfolgreich mit gemischten Führungspaaren
Der IT-Dienstleister BTC geht in Sachen Führung neue Wege: Statt nur einen Bereichsleiter einzusetzen, agieren die Oldenburger mit Sandra Steinert und Andreas Winkelmann – einem gemischten Doppel.
Sandra Steinert und Andreas Winkelmann haben sich bisher nur zweimal leibhaft gegenübergestanden. Dennoch leiten sie seit dem Sommer 2020 zusammen den neuen Geschäftsbereich Software Factory bei BTC. Damit stehen sie vor großen Herausforderungen: Ihre mehr als 150 Beschäftigten sitzen verteilt in Oldenburg, Berlin, Bremen, Leipzig und Münster, seit Corona überwiegend im Home-Office.
Mit Steinert und Winkelmann ist bei BTC schon das zweite Führungstandem am Start. Hintergrund ist der Wunsch des IT-Dienstleisters, auch auf der Führungsebene mehr Agilität ins Unternehmen zu holen. „Das bedeutet für uns unter anderem klassische Hierarchien abzuschaffen, die Verantwortung breiter im Unternehmen zu streuen und auch verteilt zu führen“, sagt Winkelmann. Vielleicht könne eine einzelne Führungskraft in bestimmten Situationen schneller entscheiden als ein Team, aber sie könne nicht so schnell alles durchdringen. Also bringen im BTC-Führungsteam zwei Köpfe ihr Wissen, ihre Sichtweisen und ihre Erfahrungen ein – eine gute Ausgangsposition, um richtige und stabile Entscheidungen zu treffen.
Sandra Steinert findet für das Führungstandem die Formel 1 + 1 = 3: „Unsere unterschiedlichen Temperamente und beruflichen Erfahrungen sorgen im Austausch untereinander für die nötige Reibung, woraus stets das bessere Ergebnis entsteht, als wenn einer von uns allein entscheiden würde.“Die Unterschiede in Geschlecht, Alter und Erfahrungsschatz empfinden beide als Vorteil. „Jeder Gedanke wird gehört, auch wenn er an den eigenen Vorstellungen rüttelt“, unterstreicht Steinert. Die Folge: Wichtige Entscheidung würden tragfähiger, weil sie vorher gründlicher vorbereitet und beleuchtet wurden. Auch die Charaktere des Duos unterscheiden sich: Steinert ist die temperamentvollere Persönlichkeit, Winkelmann eher der besonnene Typ. Auch die diesbezügliche Diversität hilft dem Unternehmen, ist Winkelmann überzeugt: „Würden wir beide gleich ticken, wäre unser Modell nur eine Arbeitsteilung. Aber es ist mehr: Unsere Rolle ist verteilt auf zwei Schultern – das ist ein klarer Mehrwert.“
Steinert und Winkelmann wissen, dass ihr Führungsmodell den Abschied von klassischen Hierarchievorstellungen voraussetzt. Dazu sind viele Unternehmen auch aus Kostengründen nicht bereit, da eine doppelt besetzte Führungsposition einen höheren Personalaufwand nach sich zieht. Eine andere Sorge, dass sich nämlich Entscheidungen in die Länge ziehen könnten, entkräftet Winkelmann: „Unsere Entscheidungsgeschwindigkeit ist nicht ein Jota langsamer als in klassischen Strukturen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist: Wir haben ein gemeinsames Verständnis der Aufgabe und sind an der Sache orientiert, nicht an der Macht.“Darum eigneten sich Machtmenschen nicht für Führungstandems.
Derzeit macht sich das Duo viele Gedanken, wie es den Kollegen im Home-Office geht. Es achtet darauf, die Dauer der Videokonferenzen zu begrenzen und Pausen zu ermöglichen. Auch für den wichtigen Flurkontakt haben die beiden eine digitale Lösung gefunden: „Dreimal die Woche sitzen wir beide im virtuellen Büro, und jeder kann vorbeischauen“, sagt Steinert. In Microsoft Teams sind diese Termine als „Offene-Tür-Blocker“zugänglich. „Zudem haben wir Ende August damit begonnen, mit drei Mitarbeitern pro Woche halbstündige Gespräche zu führen.“