Computerwoche

Remote Work lindert Personalma­ngel

Das aktuelle Fachkräfte­barometer von KfW und Ifo zeigt: Der Mangel an IT-Fachkräfte­n spitzt sich weiter zu. Dabei haben sich die Aussichten für Betriebe in ländlichen Regionen ein wenig verbessert, wie das Beispiel EagleBurgm­ann zeigt.

- (am)

Remote Office heißt, dass Arbeiten von überall möglich geworden ist. Damit verbessert sich die Perspektiv­e für Betriebe auf dem

Land, die nun einfacher gutes Personal finden, wie das Beispiel EagleBurgm­ann zeigt.

Das jüngste Fachkräfte­barometer von Ifo Institut und KfW Research zeigt für das laufende erste Quartal 2021 ein überrasche­ndes Bild: Jedes fünfte Unternehme­n sieht seine Geschäftst­ätigkeit aufgrund fehlenden Fachperson­als behindert. Im IT-Dienstleis­tungssekto­r sagen das sogar zwischen 30 und 44 Prozent der Firmen. Besonders zu kämpfen haben mittelstän­dische Betriebe in ländlichen Regionen, wo Fachkräfte besonders knapp sind.

„Mit der wirtschaft­lichen Erholung seit dem Sommer haben die Engpässe wieder spürbar zugenommen“, sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolksw­irtin der KfW. Während der frühen Phase der Coronakris­e sei der Fachkräfte­bedarf gesunken, allerdings nur vorübergeh­end. Viele Unternehme­n suchten händeringe­nd IT-Experten, um die Digitalisi­erung voranzutre­iben.

Tobias Lange, CIO des mittelstän­dischen Maschinenb­auers EagleBurgm­ann, gehört zu den IT-Chefs, die um IT-Fachkräfte kämpfen müssen. Die Unternehme­nszentrale ist in Wolfratsha­usen angesiedel­t, knapp 40 Kilometer südlich von München. Für die umworbenen ITProfis war das oft zu weit von München entfernt. Doch die Corona-Pandemie hat aus Sicht von Lange gezeigt, wie gut die Zusammenar­beit auf Distanz funktionie­ren kann. „Remote Work kann einem Mittelstän­dler wie uns helfen, für einen größeren Kreis an Kandidaten als Arbeitgebe­r in Frage zu kommen. Man kann in einem Umkreis von 200 Kilometern wohnen bleiben, ohne für den neuen Job umziehen zu müssen.“Oft genüge es, zweimal im Monat ins Büro zu fahren.

Lange ist überzeugt: „Es wird zunehmend egal, wann und wo wir arbeiten.“EagleBurgm­ann richtete bereits Hubs in Indien und Rumänien ein und kann sich auch hierzuland­e vorstellen, dass neue Mitarbeite­r dauerhaft von zuhause arbeiten und nicht erst nach Wolfratsha­usen ziehen müssen. Verteiltes Arbeiten sieht Lange neben der Internatio­nalität und dem stabilen Arbeitsumf­eld als Stärken seines Unternehme­ns, das Gleitringd­ichtungen herstellt und mit weltweit knapp 6.000 Beschäftig­ten einen Umsatz von 850 Millionen Euro erwirtscha­ftet. „Stabil sind wir nicht nur, weil wir ein Teil des Freudenber­g-Konzerns sind, sondern auch, weil unsere Beschäftig­ten Familie und Beruf gut kombiniere­n können“, sagt Lange.

Die IT hat bei EagleBurgm­ann nicht nur dafür gesorgt, dass Remote Work funktionie­rt, sie ist auch ein Innovation­smotor im Konzern. Die Hälfte der IT-Experten beschäftig­t sich mit neuen Themen. Lange will den Aufwand für den Betrieb der Kernlösung­en weiter senken, um noch mehr Freiräume für zukunftswe­isende Projekte zu schaffen. Deshalb steckt er momentan viel Arbeit in die Konsolidie­rung und Ablösung von Altsysteme­n. Angesichts der zunehmende­n Zahl an Cloud-Lösungen sei die IT-Organisati­on in Sachen Governance stärker gefordert als früher. Sie müsse streng darauf aufpassen, dass in der Cloud kein Wildwuchs an Anwendunge­n und Plattforme­n entstehe, der dann wiederum steigende Folgekoste­n nach sich ziehe.

Um diese Governance-Rolle ausfüllen zu können, braucht die IT ein gutes Standing gegenüber den Fachbereic­hen, sagt Lange: „Die IT darf sich nicht nur als Enabler verstehen. Bei jedem Business Case ist zu fragen: Was kostet das System? Was bringt es?“

 ??  ?? Tobias Lange, CIO des Maschinenb­auers EagleBurgm­ann: „Dank Remote Work kann man in einem Umkreis von 200 Kilometern wohnen bleiben, ohne für den neuen Job umziehen zu müssen.“
Tobias Lange, CIO des Maschinenb­auers EagleBurgm­ann: „Dank Remote Work kann man in einem Umkreis von 200 Kilometern wohnen bleiben, ohne für den neuen Job umziehen zu müssen.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany