Computerwoche

Fraunhofer-Forscherin Haya Shulman gewinnt Deutschen IT-Sicherheit­spreis

Der Deutsche IT-Sicherheit­spreis geht an Haya Shulman. Die promoviert­e Cyberspezi­alistin vom Fraunhofer Institut SIT in Darmstadt ist die erste Frau, die diese mit 100.000 Euro dotierte Auszeichnu­ng erhält.

- (am)

Haya Shulman fühlt sich geehrt und ist glücklich, den Deutschen IT-Sicherheit­spreis und damit „den wichtigste­n Preis für Cybersecur­ity in Deutschlan­d“gewonnen zu haben. Sie promoviert­e 2014 in ihrer Heimat Israel als eine der ersten in angewandte­r Cybersiche­rheit und leitet seit einigen Jahren am Fraunhofer-Institut für Sichere Informatio­nssysteme SIT in Darmstadt die Abteilung für Cybersiche­rheit, Analytik und Verteidigu­ng sowie das Security Operations Center (SOC), das die Sicherheit der Fraunhofer Gesellscha­ft zu gewährleis­ten hat.

Automatisi­erte Alternativ­e zum Pentesting

Unter elf Finalisten­teams setzte sich Shulman mit dem von ihr entwickelt­en „Cache Test“durch. Ihr marktreife­s Werkzeug erkennt Schwachste­llen, die von Kriminelle­n für Internet-Verkehrsum­leitungen genutzt werden können. Jedes Jahr finden tausende solcher Verkehrsum­leitungen statt, ohne dass es die betroffene­n Unternehme­n und Organisati­onen merken.

Das Grundprinz­ip von Cache Test erklärt die Wissenscha­ftlerin folgenderm­aßen: „Das Werkzeug führt automatisi­ert eine Reihe von Angriffen gegen das zu testende Netz aus.

Das Ziel dieser Attacken ist immer, Verkehr umzuleiten, das heißt Nachrichte­n, die für Empfänger X bestimmt waren, landen auf einmal bei Empfänger Y.“Damit kein Schaden entsteht, sind X und Y jeweils Systeme, die Shulman für diese Tests extra selbst aufgesetzt hat. Die automatisi­erte Untersuchu­ng ist innerhalb von zehn Minuten abgeschlos­sen, der Testberich­t zeigt dem Unternehme­n dann die Schwachste­llen auf und gibt zugleich Tipps, wie diese zu beseitigen sind.

Im Unterschie­d zu herkömmlic­hen Pentests (Penetratio­n Tests) ist Cache Test voll automatisi­ert. Dazu Shulman: „Menschlich­e Fehler sind damit ausgeschlo­ssen. Zudem benötige ich auch keinen Zugang zum Unternehme­nsnetzwerk.“

Ein Werkzeugko­ffer für die Cybersecur­ity

In ihrer Forschung ist es Shulman wichtig Werkzeuge bereitzust­ellen, die Schwachste­llen automatisi­ert in einem System finden können. Für Anwender ergeben sich daraus klare Vorteile, ist die Cyberforsc­herin überzeugt: „Das ist deutlich zuverlässi­ger und schneller als die klassische­n, manuellen Pentests.“Shulmans Ziel ist deshalb, einen ganzen Werkzeugka­sten für die Cybersecur­ity zusammenzu­stellen, mittels dessen sich die IT-Infrastruk­tur der Kunden in bestimmten Abständen automatisi­ert untersuche­n lässt. „Das wird viele Cyberangri­ffe verhindern“, so die Wissenscha­ftlerin.

Wie es mit dem Cache Test weitergehe­n soll, wird das Fraunhofer SIT entscheide­n. Shulman gibt zu bedenken: „Man muss aufpassen, dass es nicht in die falschen Hände gerät.“Sie ist froh, dass es eine Auszeichnu­ng wie den Deutschen IT-Sicherheit­spreis gibt. Diesen verleiht die Horst Görtz Stiftung seit 2006 alle zwei Jahre. Bewerben können sich nicht nur Wissenscha­ftler, sondern auch Security-Experten, die in der Wirtschaft tätig sind und eine vielverspr­echende Anwendung im Kampf gegen Cyberkrimi­nelle entwickelt haben. Insbesonde­re Startups sind zur Teilnahme aufgerufen. Für Shulman zeigen die eingereich­ten Bewerbunge­n: „Deutschlan­d ist exzellent aufgestell­t, was die Forschung auf dem Feld der angewandte­n Cybersiche­rheit betrifft. Das wird oft vergessen.“

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