Wissenschaftlerin Claudia Peus stellt sieben Thesen zum digitalen Führen auf
Die verteilte Arbeitswelt fordert Führungskräfte: Claudia Peus, Professorin für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement an der TU München, präsentierte auf den Hamburger IT-Strategietagen ein Rahmenmodell für digitales Führen.
Erfolgreiche Führung erfordert Vertrauen
In Deutschland erlaubt es die gesetzliche Lage nicht, die Mitarbeiter in den Home-Offices per Spysoftware zu überwachen. Viele Führungskräfte, die eher an Kontrolle glauben, tun sich daher schwer, wenn sie den Kollegen nicht persönlich oder digital über die Schulter schauen können. „Vertrauen in die Mitarbeiter ist wichtiger als jemals zuvor“, sagte Peus. „Die Führungskraft gibt die Vision, die übergeordnete Richtung und auch Hilfestellungen vor.“
Investiere in Beziehungen
Auch wenn Mitarbeiter heute oft nicht mehr eine so enge Bindung an ihr Unternehmen spüren, lohnt sich für Arbeitgeber eine intensive Beziehungspflege. „Die Mitarbeiter von heute sind die Multiplikatoren von morgen, ob nun zu Kunden, Lieferanten oder Bewerbern“, sagt Peus. Im Zweifelsfall könne eine negative Bewertung des Arbeitsgebers auf Plattformen wie Kununu lange nachwirken.
Führungskräfte brauchen Netzwerkkompetenz
Auf Plattformen wie LinkedIn oder Xing unterwegs zu sein, ist für Führungskräfte Pflicht. Digitale und analoge Netzwerke wollen gepflegt und ständig weiterentwickelt werden. Das persönliche Gespräch bleibt wichtig.
Über Technologien informiert sein
Auch wenn das eigene Unternehmen noch nicht auf Zukunftsfeldern wie Robotik oder additiver Fertigung unterwegs ist, fordert Peus die Manager auf, sich zu informieren. Führungskräfte müssten über mögliche Implikationen für das Geschäft Bescheid wissen.
Leitplanken und klare Spielregeln
Die virtuelle Zusammenarbeit bedarf neuer Regeln, die Führungskräfte kommunizieren müssen. Laut Peus führt es zu Erschöpfung, wenn wichtige Dinge unausgesprochen bleiben. Ein Beispiel ist die Arbeitszeit: Während diese in der Präsenzkultur in den meisten Unternehmen klar geregelt ist, sind es die Bildschirmzeiten im Home-Office nicht. Führungskräfte sollten gegenüber den Mitarbeitern ansprechen, welche Online-Zeiten sie erwarten beziehungsweise diese im gemeinsamen Gespräch abstimmen.
Menschliche Grundbedürfnisse im Fokus
Führungskräfte sollten sich fragen, welche Bedürfnisse Mitarbeiter haben. Zum Beispiel Fairness: „Eine umfängliche Verteilungsgerechtigkeit hinsichtlich der Gehälter oder Teilnahme an Weiterbildungen ist in keinem Unternehmen herzustellen, da die Ressourcen begrenzt sind.“Laut Peus lässt sich dies aber durch „Prozess- und interpersonale Fairness“kompensieren. Der Mitarbeiter müssen verstehen, warum sie die Weiterbildung nicht genehmigt bekommen. Die Führungskraft muss mit ihnen wertschätzend umgehen.
Rückbesinnung auf Werte
Jede Führungskraft sollte sich überlegen, für welche Werte sie stehen will, und diese klar kommunizieren. Dazu Peus: „In der Forschung haben wir herausgefunden, dass sich Einzelne oder Teams durch Selbstreflexion weiterentwickeln.“Dabei spiele die Länge der Lebenserfahrung keine Rolle, wohl aber die Reflexion der Lebenserfahrung.