Der IT-Arbeitsmarkt ist stabil – doch die Defizite der Bewerber werden größer
Eine Erholung am Arbeitsmarkt erwartet das Jobportal Monster für 2021 – insbesondere für den Finanz- und Technologiesektor. Gleichzeitig klagen viele Unternehmen über die mangelnde Qualität der Bewerber.
Covid-19 hat alles auf den Kopf gestellt – auch die Arbeitswelt“, blickt Katrin Luzar, Karriere-Expertin beim Jobportal Monster, auf das vergangene Jahr zurück. Glücklich seien die Firmen, die wirtschaftlich stabil die Krise umschiffen und ihren Personalbestand halten oder ausbauen konnten. „Für viele war das nicht möglich,“so Luzar weiter. Gastronomie, Tourismus und Einzelhandel seien schwer getroffen. Wer sich stabil halten konnte, stand vor der Aufgabe, seine Recruitingund Arbeitsprozesse umzugestalten, um sicheres, remotes Arbeiten für alle zu ermöglichen.
2021 erwartet Monster „eine branchenübergreifende Erholung des Arbeitsmarkts“. 82 Prozent der Unternehmen planen laut einer Studie des Jobportals, Personal einzustellen. Über alle Branchen hinweg suchen 35 Prozent auch Fachkräfte für neu geschaffene Stellen. Wer IT-Experte ist, hat laut Luzar gute Chancen. Jedes zweites im Monster Insights Report befragte Technologie-Unternehmen plant, 2021 frei gewordene Positionen neu zu besetzen und auch zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Da qualifizierte Jobsuchende knapp blieben, gebe es auch gute Chancen für Quereinsteiger. Immerhin 87 Prozent der Unternehmen akzeptieren es demnach, wenn sie auch mal nicht das gewünschte fachliche Niveau bekommen.
Gleichzeitig stimmt ein Drittel der befragten Betriebe darin überein, dass die fachlichen Defizite von Bewerberinnen und Bewerbern im letzten Jahr zugenommen haben. Dennoch bekämen auch solche Bewerber oft eine Chance, die Unternehmen hoffen demnach, fachliche Defizite durch Lernbereitschaft und die Fähigkeit, analytisch zu denken, mittelfristig auszugleichen. Hier gilt das Motto „Hire for attitude, train for skills“: Kandidaten können im Vorstellungsprozess dann punkten, wenn sie die richtige Haltung mitbringen und Talent sowie Begeisterungsfähigkeit nachweisen.
Wie Luzar beobachtet, sind etliche Firmen allerdings nicht optimal für Weiterbildungsmaßnahmen aufgestellt. Laut einer Studie des Bundesverbands der Personalmanager (BPM) kürzte jedes zweite Unternehmen 2020 sein Weiterbildungsbudget, von den Großunternehmen traten hier sogar über 60 Prozent auf die Bremse. Im Monster Insights Report spricht sich ein Großteil der Befragten dafür aus, dass Weiterbildung keine Exklusivaufgabe der Unternehmen sein sollte, auch die Quereinsteiger selbst müssten sich darum bemühen.
Wer finanziert die Weiterbildung?
Auch virtuelles Recruiting, Onboarding und Remote Work machten Unternehmen wie Beschäftigten gleichermaßen zu schaffen. Wer sich neu um einen Job bewirbt, leidet derzeit darunter, keinen Face-to-Face-Kontakt aufbauen und das Unternehmen nicht besuchen zu können. So lässt sich nur schwer ein Gefühl für Kultur und Unternehmenswerte bekommen. Wie Luzar feststellt, leiden vor allem kleine und mittelständische Betriebe darunter. „In der Konkurrenz mit großen Konzernen können sie oft genau mit diesen Merkmalen punkten.“Auch die Unternehmen haben es schwer, herauszufinden, ob ein Kandidat zu ihnen passt. Gerade im Finanz- und Technologiesektor fällt das laut Luzar ins Gewicht. Hier ist das Ringen um Talente besonders ausgeprägt, gleichzeitig steigen die Ansprüche der Beschäftigten, die Home-Office, Remote Working und flexible Arbeitszeiten für selbstverständlich halten. „Unternehmen werden auch nach der Krise mehr Flexibilität zeigen müssen“, sagt Luzar.