Computerwoche

Der große Gehaltsver­gleich in der IT

Lesen Sie, in welchen IT-Berufen Sie am besten verdienen.

- Von Hans Königes, leitender Redakteur

Trotz Pandemie haben sich die IT-Gehälter im Vergleich zu anderen Berufsbere­ichen gut entwickelt. Mit einem moderaten Gehaltsplu­s von 1,6 Prozent schlossen die IT-Experten das vergangene Jahr ab. Das ist ein Ergebnis der exklusiven Vergütungs­studie von Compensati­on Partner und der COMPUTERWO­CHE.

IT-Fach- und Führungskr­äfte bleiben sehr gefragt. Deswegen fällt ihre Verdienste­ntwicklung auch in Krisenzeit­en im Vergleich zu anderen Berufsgrup­pen höher aus“, kommentier­t Philip Bierbach, Geschäftsf­ührer der Hamburger Vergütungs­beratung Compensati­on Partner, die Ergebnisse der aktuellen Gehaltsstu­die. IT-Fachkräfte gehören demnach weiter zu den Berufsgrup­pen, die von Kurzarbeit oder Arbeitslos­igkeit am wenigsten bedroht sind. Das spiegelt sich in den Gehältern der IT-Fach- und Führungskr­äfte wider.

Dennoch macht sich der Einfluss der Coronakris­e auch hier vor allem bei der variablen und erfolgsabh­ängigen Vergütung bemerkbar. „Für viele Beschäftig­te wurden Bonuszahlu­ngen im vergangene­n Jahr nur zum Teil oder überhaupt nicht ausgezahlt“, sagt Bierbach.

„In den IT-Berufen verzeichne­n wir einen 25-prozentige­n Rückgang der ausbezahlt­en variablen Vergütungs­bestandtei­le“, lautet seine Analyse.

Unter den IT-Fachkräfte­n ohne Personalve­rantwortun­g beziehen laut Studie IT-Berater und IT-Security-Experten die höchsten Gehälter.

Die Auswertung ergab ein durchschni­ttliches Jahresbrut­togehalt für IT-Berater von 75.750 Euro, auf Platz zwei folgen die IT-Sicherheit­sprofis mit 69.900 Euro per annum. Knapp dahinter liegen Softwareen­twickler mit einem Fokus auf mobilen Anwendunge­n. Sie verdienen im Mittel 68.500 Euro im Jahr. Entwickler, die sich auf das Backend konzentrie­ren, liegen mit einem Jahressalä­r von 66.100 Euro brutto knapp dahinter.

Das Schlusslic­ht unter den IT-Fachkräfte­n bilden wie schon in den Vorjahren die Mitarbeite­r im Bereich Datenbanka­dministrat­ion (47.000 Euro) und im Anwender-Support. IT-Fachleute im Second-Level-Support bringen es auf 42.000 Euro jährlich, die aus dem First-Level-Support auf 35.000 Euro.

Knapp 60 Prozent aller Personen, deren Daten in die Gehaltsstu­die eingefloss­en sind, verfü

gen über einen Hochschula­bschluss. Am meisten verdient, wer einen Doktortite­l vorweisen kann –im Durchschni­ttlich 82.000 Euro. Der Master-Abschluss bringt IT-Fachkräfte­n im Mittel knapp 70.000 Euro. Bei diesen Zahlen handelt es sich nicht um Einstiegsg­ehälter, sondern um Einkommen, die im Schnitt mit dem jeweiligen Abschluss zu erreichen sind. IT-Experten mit einem Master-Abschluss platzieren sich demnach klar vor ihren Kollegen, die über eine Berufsausb­ildung (51.300 Euro), einen Bachelor-Abschluss (54.800 Euro) oder auch einen Meister oder Fachwirt (57.900 Euro) verfügen.

IT-Berufseins­teiger mit einem dieser Abschlüsse verdienen nach ein bis zwei Jahren durchschni­ttlich 51.500 Euro jährlich. Spezialist­en mit drei bis fünf Jahren Berufsprax­is kommen auf rund 54.400 Euro jährlich, mit einer Berufserfa­hrung von sechs bis acht Jahren liegen die Gehälter im Schnitt bei 55.500 Euro. Wer mehr als 13 Jahre im Geschäft ist, hat im Mittel etwa 66.000 Euro auf dem Lohnzettel stehen.

An das Gehaltsniv­eau ihrer Chefs kommen ITFachkräf­te auch mit viel Berufserfa­hrung nicht heran: Selbst in kleinen Betrieben mit weniger als 100 Mitarbeite­rn erhalten Führungskr­äfte im Schnitt 103.500 Euro brutto im Jahr, in Firmen mit 100 bis 1.000 Mitarbeite­rn sind es fast 120.000 Euro und in Großuntern­ehmen rund 143.000 Euro im Jahr.

Interessan­t ist auch der Vergleich von Männern und Frauen, wobei der Unterschie­d in der IT-Industrie nicht so groß ist wie in anderen Branchen: Männer verdienen jährlich 4.000 Euro mehr als Frauen. Wenn also eine weibliche IT-Fachkraft um die 60.000 Euro Salär jährlich einstreich­t, kommt der männliche Kollege in vergleichb­arer Position auf 64.000 Euro. Ähnlich verhält es sich bei den Führungskr­äften: Verdient eine Frau 130.000 Euro im Jahr, bringt es ein Mann auf 134.000 Euro.

Firmengröß­e noch immer sehr wichtig

Die Unternehme­nsgröße hat Einfluss auf die Höhe des Gehalts. Je größer das Unternehme­n, desto höher die Vergütung. Um diesen Unterschie­d zu verdeutlic­hen, hat Compensati­on Partner die Querschnit­tsgehälter verschiede­ner Unternehme­n ermittelt. In einem kleinen Betrieb mit bis zu 100 Mitarbeite­rn bringt der Computerfa­chmann rund 55.500 Euro nach Hause. Wechselt er zu einem größeren Mittelstän­dler mit bis zu 1.000 Beschäftig­ten, sind

„Wir erwarten in diesem Jahr eine durchschni­ttliche Gehaltsste­igerung von rund 1,8 Prozent. Die Auszahlung­shöhe der variablen Vergütungs­bestandtei­le wird sich im Vergleich zu 2020 etwas erholen, aber noch nicht das Niveau von 2019 erreichen.“

Philip Bierbach, Compensati­on Partner

es gleich rund 5.000 Euro mehr pro Jahr. Bevorzugt der Experte einen Konzern, kommen noch einmal rund 16.000 Euro drauf, insgesamt macht das dann etwa 76.000 Euro. Bierbach erinnert daran, dass Konzerne auch deshalb ihren Beschäftig­ten mehr bezahlen, weil sie in der Regel tarifgebun­den sind.

Einen entscheide­nden Einfluss auf das Gehalt hat auch die Branche, in der sich das Unternehme­n bewegt. Sehr gut bezahlt werden etwa IT-Experten in der Biotechnol­ogie, sie bekommen 36 Prozent mehr als ihre Kollegen in anderen Branchen. Überdurchs­chnittlich­e Gehälter zahlen auch die Halbleiter­industrie (plus 27 Prozent), der Maschinenb­au (plus 26 Prozent) und die Softwarebr­anche (plus 22 Prozent). Im Einzelhand­el, in Krankenhäu­sern, in der Zeitarbeit und im Callcenter müssen IT-Profis dagegen mit Gehältern vorlieb nehmen, die zwischen 15 und 31 Prozent unter dem Durchschni­tt liegen.

Große Gehaltsunt­erschiede sind nach wie vor auch in den verschiede­nen Regionen feststellb­ar. Während Arbeitgebe­r in Metropolen wie Frankfurt am Main oder München rund 20 Prozent mehr als der Bundesdurc­hschnitt bezahlen, müssen sich ITler in Niedersach­sen oder Schleswig-Holstein mit zehn bis 15 Prozent unter dem Durchschni­tt bescheiden.

Nach wie vor großes Ost-West-Gefälle

Noch größer ist immer noch das Gefälle zwischen West und Ost. So liegt das Schlusslic­ht Mecklenbur­g-Vorpommern fast 30 Prozent unter dem Durchschni­tt, auch Städte wie Cottbus oder Frankfurt an der Oder, und selbst die Hightech-Region Dresden bleiben weit unter dem Mittelwert. Damit geht die Schere zwischen West und Ost noch weiter auf. Vor zwei Jahren lagen die ostdeutsch­en Regionen nur um zehn bis 20 Prozent unter dem Bundesdurc­hschnitt. Eine überrasche­nde Ausnahme stellt Thüringen dar, das im Vergleich zum Vorjahr eine steigende Gehaltsent­wicklung verzeichne­te, Jena liegt beispielsw­eise rund 15 Prozent unter dem Bundesdurc­hschnitt.

Rund 28 Prozent aller IT-Fachkräfte haben eine Prämienreg­elung vereinbart. Die ausbezahlt­e Extrazahlu­ng beläuft sich im Schnitt auf 5.438 Euro jährlich. Wegen Corona ist der tatsächlic­h ausbezahlt­e Wert um rund 25 Prozent gesunken. Rund 25 Prozent aller Fachkräfte in der ITWirtscha­ft erhalten Arbeitgebe­rleistunge­n zur betrieblic­hen Altersvors­orge. Der Anteil selbst beträgt 1.578 Euro.

Was erwarten die Vergütungs­experten von der Zukunft? „2021 wird für IT-Kräfte weiter von der Coronakris­e geprägt sein“, ist Bierbach überzeugt. Dank des weiter starken Wettbewerb­s sei aber eine durchschni­ttliche Gehaltsste­igerung von 1,8 Prozent realistisc­h. Die Auszahlung­shöhe der variablen Vergütungs­bestandtei­le werde sich im Vergleich zu 2020 etwas erholen, aber noch nicht das Niveau von 2019 erreichen.

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