Der große Gehaltsvergleich in der IT
Lesen Sie, in welchen IT-Berufen Sie am besten verdienen.
Trotz Pandemie haben sich die IT-Gehälter im Vergleich zu anderen Berufsbereichen gut entwickelt. Mit einem moderaten Gehaltsplus von 1,6 Prozent schlossen die IT-Experten das vergangene Jahr ab. Das ist ein Ergebnis der exklusiven Vergütungsstudie von Compensation Partner und der COMPUTERWOCHE.
IT-Fach- und Führungskräfte bleiben sehr gefragt. Deswegen fällt ihre Verdienstentwicklung auch in Krisenzeiten im Vergleich zu anderen Berufsgruppen höher aus“, kommentiert Philip Bierbach, Geschäftsführer der Hamburger Vergütungsberatung Compensation Partner, die Ergebnisse der aktuellen Gehaltsstudie. IT-Fachkräfte gehören demnach weiter zu den Berufsgruppen, die von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit am wenigsten bedroht sind. Das spiegelt sich in den Gehältern der IT-Fach- und Führungskräfte wider.
Dennoch macht sich der Einfluss der Coronakrise auch hier vor allem bei der variablen und erfolgsabhängigen Vergütung bemerkbar. „Für viele Beschäftigte wurden Bonuszahlungen im vergangenen Jahr nur zum Teil oder überhaupt nicht ausgezahlt“, sagt Bierbach.
„In den IT-Berufen verzeichnen wir einen 25-prozentigen Rückgang der ausbezahlten variablen Vergütungsbestandteile“, lautet seine Analyse.
Unter den IT-Fachkräften ohne Personalverantwortung beziehen laut Studie IT-Berater und IT-Security-Experten die höchsten Gehälter.
Die Auswertung ergab ein durchschnittliches Jahresbruttogehalt für IT-Berater von 75.750 Euro, auf Platz zwei folgen die IT-Sicherheitsprofis mit 69.900 Euro per annum. Knapp dahinter liegen Softwareentwickler mit einem Fokus auf mobilen Anwendungen. Sie verdienen im Mittel 68.500 Euro im Jahr. Entwickler, die sich auf das Backend konzentrieren, liegen mit einem Jahressalär von 66.100 Euro brutto knapp dahinter.
Das Schlusslicht unter den IT-Fachkräften bilden wie schon in den Vorjahren die Mitarbeiter im Bereich Datenbankadministration (47.000 Euro) und im Anwender-Support. IT-Fachleute im Second-Level-Support bringen es auf 42.000 Euro jährlich, die aus dem First-Level-Support auf 35.000 Euro.
Knapp 60 Prozent aller Personen, deren Daten in die Gehaltsstudie eingeflossen sind, verfü
gen über einen Hochschulabschluss. Am meisten verdient, wer einen Doktortitel vorweisen kann –im Durchschnittlich 82.000 Euro. Der Master-Abschluss bringt IT-Fachkräften im Mittel knapp 70.000 Euro. Bei diesen Zahlen handelt es sich nicht um Einstiegsgehälter, sondern um Einkommen, die im Schnitt mit dem jeweiligen Abschluss zu erreichen sind. IT-Experten mit einem Master-Abschluss platzieren sich demnach klar vor ihren Kollegen, die über eine Berufsausbildung (51.300 Euro), einen Bachelor-Abschluss (54.800 Euro) oder auch einen Meister oder Fachwirt (57.900 Euro) verfügen.
IT-Berufseinsteiger mit einem dieser Abschlüsse verdienen nach ein bis zwei Jahren durchschnittlich 51.500 Euro jährlich. Spezialisten mit drei bis fünf Jahren Berufspraxis kommen auf rund 54.400 Euro jährlich, mit einer Berufserfahrung von sechs bis acht Jahren liegen die Gehälter im Schnitt bei 55.500 Euro. Wer mehr als 13 Jahre im Geschäft ist, hat im Mittel etwa 66.000 Euro auf dem Lohnzettel stehen.
An das Gehaltsniveau ihrer Chefs kommen ITFachkräfte auch mit viel Berufserfahrung nicht heran: Selbst in kleinen Betrieben mit weniger als 100 Mitarbeitern erhalten Führungskräfte im Schnitt 103.500 Euro brutto im Jahr, in Firmen mit 100 bis 1.000 Mitarbeitern sind es fast 120.000 Euro und in Großunternehmen rund 143.000 Euro im Jahr.
Interessant ist auch der Vergleich von Männern und Frauen, wobei der Unterschied in der IT-Industrie nicht so groß ist wie in anderen Branchen: Männer verdienen jährlich 4.000 Euro mehr als Frauen. Wenn also eine weibliche IT-Fachkraft um die 60.000 Euro Salär jährlich einstreicht, kommt der männliche Kollege in vergleichbarer Position auf 64.000 Euro. Ähnlich verhält es sich bei den Führungskräften: Verdient eine Frau 130.000 Euro im Jahr, bringt es ein Mann auf 134.000 Euro.
Firmengröße noch immer sehr wichtig
Die Unternehmensgröße hat Einfluss auf die Höhe des Gehalts. Je größer das Unternehmen, desto höher die Vergütung. Um diesen Unterschied zu verdeutlichen, hat Compensation Partner die Querschnittsgehälter verschiedener Unternehmen ermittelt. In einem kleinen Betrieb mit bis zu 100 Mitarbeitern bringt der Computerfachmann rund 55.500 Euro nach Hause. Wechselt er zu einem größeren Mittelständler mit bis zu 1.000 Beschäftigten, sind
„Wir erwarten in diesem Jahr eine durchschnittliche Gehaltssteigerung von rund 1,8 Prozent. Die Auszahlungshöhe der variablen Vergütungsbestandteile wird sich im Vergleich zu 2020 etwas erholen, aber noch nicht das Niveau von 2019 erreichen.“
Philip Bierbach, Compensation Partner
es gleich rund 5.000 Euro mehr pro Jahr. Bevorzugt der Experte einen Konzern, kommen noch einmal rund 16.000 Euro drauf, insgesamt macht das dann etwa 76.000 Euro. Bierbach erinnert daran, dass Konzerne auch deshalb ihren Beschäftigten mehr bezahlen, weil sie in der Regel tarifgebunden sind.
Einen entscheidenden Einfluss auf das Gehalt hat auch die Branche, in der sich das Unternehmen bewegt. Sehr gut bezahlt werden etwa IT-Experten in der Biotechnologie, sie bekommen 36 Prozent mehr als ihre Kollegen in anderen Branchen. Überdurchschnittliche Gehälter zahlen auch die Halbleiterindustrie (plus 27 Prozent), der Maschinenbau (plus 26 Prozent) und die Softwarebranche (plus 22 Prozent). Im Einzelhandel, in Krankenhäusern, in der Zeitarbeit und im Callcenter müssen IT-Profis dagegen mit Gehältern vorlieb nehmen, die zwischen 15 und 31 Prozent unter dem Durchschnitt liegen.
Große Gehaltsunterschiede sind nach wie vor auch in den verschiedenen Regionen feststellbar. Während Arbeitgeber in Metropolen wie Frankfurt am Main oder München rund 20 Prozent mehr als der Bundesdurchschnitt bezahlen, müssen sich ITler in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein mit zehn bis 15 Prozent unter dem Durchschnitt bescheiden.
Nach wie vor großes Ost-West-Gefälle
Noch größer ist immer noch das Gefälle zwischen West und Ost. So liegt das Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern fast 30 Prozent unter dem Durchschnitt, auch Städte wie Cottbus oder Frankfurt an der Oder, und selbst die Hightech-Region Dresden bleiben weit unter dem Mittelwert. Damit geht die Schere zwischen West und Ost noch weiter auf. Vor zwei Jahren lagen die ostdeutschen Regionen nur um zehn bis 20 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Eine überraschende Ausnahme stellt Thüringen dar, das im Vergleich zum Vorjahr eine steigende Gehaltsentwicklung verzeichnete, Jena liegt beispielsweise rund 15 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.
Rund 28 Prozent aller IT-Fachkräfte haben eine Prämienregelung vereinbart. Die ausbezahlte Extrazahlung beläuft sich im Schnitt auf 5.438 Euro jährlich. Wegen Corona ist der tatsächlich ausbezahlte Wert um rund 25 Prozent gesunken. Rund 25 Prozent aller Fachkräfte in der ITWirtschaft erhalten Arbeitgeberleistungen zur betrieblichen Altersvorsorge. Der Anteil selbst beträgt 1.578 Euro.
Was erwarten die Vergütungsexperten von der Zukunft? „2021 wird für IT-Kräfte weiter von der Coronakrise geprägt sein“, ist Bierbach überzeugt. Dank des weiter starken Wettbewerbs sei aber eine durchschnittliche Gehaltssteigerung von 1,8 Prozent realistisch. Die Auszahlungshöhe der variablen Vergütungsbestandteile werde sich im Vergleich zu 2020 etwas erholen, aber noch nicht das Niveau von 2019 erreichen.