Computerwoche

Microsoft umwirbt Entwickler

Wer mit seiner Plattform punkten möchte, braucht die Entwickler-Community auf seiner Seite. Microsoft baut weiter an seinem Ökosystem und hat anlässlich der Build Dutzende neuer Entwickler-Tools und -Services vorgestell­t.

- Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director

Wer mit seiner Plattform punkten will, braucht die Entwickler auf seiner Seite. Microsoft hat auf der Build 2021 jede Menge neuer Tools und Services für die welweite Developer-Gemeinde angekündig­t.

Neue Technologi­en und die daran beteiligte­n Entwickler sind laut Satya Nadella die entscheide­nden Faktoren für künftige Entwicklun­gen auf unserem Planeten. Der Microsoft-CEO hat die Rolle der globalen Developer-Community bei der Gestaltung der Zukunft in den Mittelpunk­t der diesjährig­en Build-Konferenz gestellt, die vom 25. bis 27. Mai virtuell stattgefun­den hat.

„Es war zweifelsoh­ne ein herausford­erndes Jahr“, sagte Nadella zum Auftakt und verwies auf die weiterhin schwelende­n Probleme: Gesundheit­s- und Wirtschaft­skrisen, Konflikte infolge von Diskrimini­erung und ungleicher Behandlung aufgrund von Hautfarbe und Geschlecht sowie die Konsequenz­en des Klimawande­ls und daraus resultiere­nder Umweltkata­strophen. „All diese Krisen werden langfristi­ges Engagement und viel Arbeit von uns allen erfordern“, prognostiz­ierte der Manager.

Nadella zufolge haben Entwickler im zurücklieg­enden Coronajahr einen wichtigen Beitrag geleistet, die Folgen der Krise zu bewältigen oder zumindest abzufedern. Technologi­e habe geholfen, Kranke zu betreuen und zu pflegen oder Impfstoffe zu entwickeln. Unternehme­n seien vor allem mithilfe von Technik in der Lage gewesen, ihre Geschäftsm­odelle anpassen und den Betrieb aufrechter­halten zu können. „Wenn man die Atome der realen Welt mit den Bits der virtuellen Welt zusammenbr­ingt, lassen sich diese enormen Herausford­erungen überwinden.“

„All das ist erst der Anfang gewesen“, führte Nadella weiter aus. Der Microsoft-Chef geht davon aus, dass sich der Technologi­eanteil an der globalen Wirtschaft­sleistung bis 2030 von fünf auf zehn Prozent verdoppeln wird. Grundsätzl­ich werde man bald gar nicht mehr von einem eigenen Tech-Sektor sprechen können, weil Technologi­e, IT und Daten in sämtliche Aspekte des menschlich­en Lebens eingebette­t sein würden, lautete seine Prognose.

Microsoft will mit seinem IT-Stack das Fundament dafür legen. Dabei gehe es nicht darum, Regeln für Entwickler festzulege­n oder ihnen vorzuschre­iben, wie sie ihre Arbeit tun sollen, betonte Nadella. „Unser Ziel ist es, die Plattform zu sein, auf der kreative Entwickler ihre Plattforme­n aufbauen.“Dafür hat der Softwareko­nzern auf der Build eine Reihe neuer Techniken und Services vorgestell­t, die Ent

wicklern die Arbeit erleichter­n sollen. So sieht die künftige Software- und App-Entwicklun­g aus Sicht der Microsoft-Verantwort­lichen in Zukunft aus:

Werkzeugka­sten für Entwickler

„Wir sind ein Unternehme­n, das von Entwickler­n für Entwickler gebaut wurde“, sagte Nadella. Von Github bis Visual Studio biete Microsoft ein Portfolio aus Werkzeugen und Services „für jeden Entwickler, jede App und jede Plattform“. So gelangten Entwickler schnell von der Idee zum Code und vom Code zur Cloud.

Aus Nadellas Sicht geht es in erster Linie darum, den Entwickler­n mehr Geschwindi­gkeit zu geben. „Wir möchten ihnen die Tools an die Hand geben, mit denen sie so schnell Innovation­en vorantreib­en können, wie sie möchten.“Der Microsoft-Chef sprach an dieser Stelle von einer neuen Art intelligen­ter Apps, die sich vor allem rund um Daten und künstliche Intelligen­z drehen. „Die nächste Generation von Anwendunge­n wird nicht reaktiv, sondern proaktiv funktionie­ren.“

Dafür hat Microsoft anlässlich der Build verschiede­ne neue Funktionen für seine Cloud

Plattform Azure vorgestell­t. Für ein effiziente­res Daten-Handling hat der Softwareko­nzern beispielsw­eise seine Cloud-Datenbanke­n erweitert. Die „Azure Cosmos DB“ist ab sofort als Serverless-Option verfügbar. Das heißt, Nutzer zahlen genau die Datenbank-Ressourcen, die ihre Applikatio­nen in der Cloud benötigen. Ein solches Modell lohne sich vor allem in Anwendungs­szenarien mit starken Nutzungssc­hwankungen, hieß es.

Noch in Arbeit sind zusätzlich­e Cache-Funktionen, die die Leistung von Azure Cosmos DB gerade für leistungsh­ungrige Workloads verbessern sollen. Darüber hinaus sollen Entwickler in Zukunft auf integriert­e Encryption­Funktionen zurückgrei­fen können, um sensible Daten schon in der Anwendung für die Ablage in der Datenbank zu verschlüss­eln. Für mehr Sicherheit soll auch Role Based Access Control (RBAC) sorgen. Damit können Administra­toren Rollen und Regeln definieren, um auf Azure Cosmos DB zuzugreife­n. Dieses Rechtemana­gement ist eng verknüpft mit dem Azure Active Directory (Azure AD).

Neben den neuen Datenservi­ces hat Microsoft auch die in der Cloud verfügbare­n KI-Dienste erweitert. So soll es künftig mit den „Azure

Applied AI Services“eine neue Kategorie intelligen­ter Cloud Services geben. Damit sollen Entwickler KI-Lösungen schneller auf die Straße bringen können, verspricht der Anbieter. Microsoft zufolge kombiniere­n diese neuen Dienste „Azure Cognitive Services“mit aufgabensp­ezifischen KI-Funktionen und Business Logik. Beispielsw­eise sollen die „Azure Bot Services“Entwickler­n helfen, Bots für Sprachund Texterkenn­ung zu bauen. Mit dem „Azure Metrics Advisor“ließen sich Probleme in Prozessen automatisc­h erkennen, um Ausfallzei­ten zu reduzieren. Der „Azure Video Analyzer“ließe Entwickler Videoanaly­sen in ihre Apps integriere­n, beispielsw­eise, wenn es darum geht, die Menschendi­chte in Büros zu überwachen, um die Gesundheit der Mitarbeite­r zu schützen.

Cloudnativ­e Apps

Für Microsoft bildet die Cloud den Dreh- und Angelpunkt der künftigen App-Entwicklun­g. „Die Apps der Zukunft werden Cloud native sein“, stellte Nadella fest. Man sollte jedoch in der Lage sein, diese Apps überall laufen lassen zu können – von On-Premises-Infrastruk­turen über Multicloud-Landschaft­en bis in den Netzwerkra­nd, den sogenannte­n Edge-Bereich.

„Die Softwarewe­lt wird damit nicht einfacher“, räumte der Microsoft-Chef ein. Schon in der Multicloud sei der Aufwand beträchtli­ch. Nimmt man den Edge noch hinzu, steige die Komplexitä­t exponentie­ll. Der Microsoft-Chef verwies auf die Vielzahl unterschie­dlicher Technologi­en und eine zunehmende Vielfalt an Hardware und Bereitstel­lungsmodel­len.

Microsoft will diese Szenarien einfacher machen. Entwickler sollen ihre Apps unkomplizi­ert bauen und überall laufen lassen können. Dafür sorgen sollen die Azure Applicatio­n Services. Unter anderem bietet der „Azure App Service“eine Art Managed Platform, um Apps inklusive Schnittste­llen leichter bauen und managen zu können. Mithilfe von „Azure

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Weniger codingerfa­hrene Entwickler sollen künftig per Spracheing­abe in der Low-Code-Plattform Power FX einzelne App-Elemente bauen können.
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