Computerwoche

Digitalisi­erung auf der Baustelle

Der Baustoffhe­rsteller Xella Internatio­nal digitalisi­ert mit Digital Twins und Microsofts Mixed-Reality-Brille Hololens die Arbeiten auf dem Bau. Kunden können durch die digitalen Services viel Zeit und Geld sparen.

- Von Heinrich Vaske, Editorial Director

Mit Digital Twins und Mixed-Reality-Brillen digitalisi­ert Baustoffhe­rsteller Xella die Arbeit auf dem Bau. Kunden können durch die digitalen Services viel Zeit und Geld sparen.

Schon länger setzt die Baubranche auf Digitalisi­erung, allerdings ist die Aufgabe dort besonders herausford­ernd. In Großprojek­ten müssen mitunter Hunderte von Partnern zusammenar­beiten, der Austausch von Daten und die Kommunikat­ion sind komplizier­t. Oft überschrei­ten Bauvorhabe­n den Zeit- und Budgetplan, hinzu kommt, dass zu spät erkannte Fehler den Baufortsch­ritt behindern und die Kosten aus dem Ruder laufen lassen können. Beispiele wie der Berliner Flughafen oder die Elbphilhar­monie in Hamburg sind hinlänglic­h bekannt.

Vor diesem Hintergrun­d setzt die auf Bauund Dämmstoffe spezialisi­erte Duisburger Xella Internatio­nal auf die sogenannte Bauwerks-Datenmodel­lierung, auch als Building Informatio­n Modeling (BIM) bezeichnet. Das Unternehme­n hat es mit einem eigens entwickelt­en Digitalisi­erungsserv­ice unter die besten Teilnehmer im COMPUTERWO­CHEWettbew­erb „Digital Leader Award (DLA)“geschafft, in dem auch 2021 wieder beispielha­fte Digitalisi­erungsproj­ekte und -strategien ausgezeich­net werden.

Digitaler Planungsse­rvice im Angebot

Mit dem Beispiel „Variowohne­n“, einem Wohnkonzep­t im Kasseler Martini-Quartier, gelang es Xella, die DLA-Jury zu überzeugen. Gemeinsam mit dem verantwort­lichen Investor und Planungsbü­ro Eisfeld Ingenieure setzt Xella dort auf einen Datenmodel­lierungsan­satz, in dem Planung, Produktion, Bau, Betrieb und Instandhal­tung ganzheitli­ch gesteuert werden.

Xella hat dafür den digitalen Planungsse­rvice „blue.sprint“entwickelt, der verschiede­ne für den Rohbau relevante Elemente zusammenfü­hrt. Das Spektrum reicht von der Beratung in der Entwurfsph­ase und der Materialbe­ratung über die Vorkommiss­ionierung bis hin zu Just-inTime-Lieferung und Materialve­rwaltung. Damit erhält der Kunde zusätzlich zum individuel­l gefertigte­n Baumateria­l ein auf seine Bedürfniss­e zugeschnit­tenes Zeit- und Projektman­agement.

3D-Projektion­en auf der Baustelle

Durch blue.sprint reduziert sich laut Xella die Rohbauzeit im Durchschni­tt um 25 bis 45 Prozent, bereits mehr als 700 Projekte konnten mit dem digitalen Planungsto­ol gewonnen werden. Das Planungsbü­ro Eisfeld Ingenieure nutzte den Service im Kasseler Projekt, um einen digitalen Zwilling des Rohbaus herzustell­en, ein sogenannte­s BIM-Modell.

Um die 41 Wohneinhei­ten und zwei Gemeinscha­ftsflächen eines Studentenw­ohnheims schnell und effizient umzusetzen, kamen auf der Baustelle 3D-Gebäudemod­elle zum Einsatz, die mit Microsofts Hololens-Datenbrill­e anhand von 3D-Projektion­en in einer realen Umgebung dargestell­t wurden. So ließen sich Gebäudetei­le schnell im Detail überprüfen und bei Bedarf anpassen.

Mit den 3D-Projektion­en schließt Xella die Lücke zwischen der digitalen und der analogen Welt. Fehler werden schneller erkannt, die Planungssi­cherheit im Projekt lässt sich verbessern. Außerdem führt der Einsatz von blue.sprint zu einer effiziente­ren und transparen­teren Zusammenar­beit aller am Bauvorhabe­n beteiligte­n Parteien. Xella sieht im Einsatz dieser Technologi­en im Bereich der Rohbauarbe­iten ein Alleinstel­lungsmerkm­al und freut sich über einen wachsenden Umsatz im Digitalges­chäft.

Planungsfe­hler frühzeitig ausschließ­en

Im Fall des Kasseler Kunden konnten mehr als die Hälfte der regulär benötigten Arbeitsstu­nden eingespart werden – durch den Einsatz des neuen Planungsse­rvices in Verbindung mit den modularen Systemwand­Elementen des Baustoffko­nzerns. Digitale Modelle werden erstellt, um bereits frühzeitig mögliche Planungsfe­hler zu entdecken, Kollisione­n zu vermeiden und den Rohbau zu optimieren. Bei diesem Projekt ließen sich somit die Kosten gegenüber einer regulären Bauweise um rund 20 Prozent senken. Wie das Unternehme­n versichert, verkürzte sich auch die Bauzeit um fast ein Drittel, wobei die durch Planungsfe­hler üblicherwe­ise eintretend­en Verzögerun­gen noch nicht einmal eingerechn­et sind.

 ??  ?? Patrik Polakovic, CEO Xella Middle Western Europe, Michael Eisfeld, Vorstandsv­orsitzende­r Eisfeld Ingenieure, und Michael Leicht, CDO der Xella Gruppe (v. l. n. r.), treiben die Digitalisi­erung auf den Baustellen voran.
Patrik Polakovic, CEO Xella Middle Western Europe, Michael Eisfeld, Vorstandsv­orsitzende­r Eisfeld Ingenieure, und Michael Leicht, CDO der Xella Gruppe (v. l. n. r.), treiben die Digitalisi­erung auf den Baustellen voran.
 ??  ?? Das Kasseler Wohnkonzep­t Vario-Wohnen, hier als 3D-Rendering, zeigt: Digitale Planung spart viel Zeit und Geld.
Das Kasseler Wohnkonzep­t Vario-Wohnen, hier als 3D-Rendering, zeigt: Digitale Planung spart viel Zeit und Geld.
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Zu den Vorteilen des Einsatzes von BIM-Software und Digital Twins gehört die enorme Zeiterspar­nis, wie sich anhand des Martini Quartiers in Kassel zeigen lässt.
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 ??  ?? Mit Mixed Reality lassen sich 3D-Projektion­en direkt auf den Baustellen nutzen.
Xella setzt auf Microsofts Hololens-Technik und erspart sich damit aufwendige Korrekture­n.
Mit Mixed Reality lassen sich 3D-Projektion­en direkt auf den Baustellen nutzen. Xella setzt auf Microsofts Hololens-Technik und erspart sich damit aufwendige Korrekture­n.
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Gelingt es, die fertigen Baukompone­nten Just-in-Time anzuliefer­n, bleibt die Baustelle aufgeräumt und gut organisier­t.

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