Computerwoche

SAP-S/4HANA-Transforma­tion – Enterprise-Architekte­n wollen mitreden

Viele Enterprise Architects fühlen sich in ihren Unternehme­n schlecht in die SAP-S/4HANA-Transforma­tion eingebunde­n. Sie fürchten, unsichtbar­e Abhängigke­iten in den ERP-Landschaft­en könnten zu Stolperste­inen werden.

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In einer vom Softwarean­bieter LeanIX initiierte­n Umfrage unter Enterprise­Architekte­n zeigte sich ein Teil der Interviewt­en unzufriede­n mit seiner Einbindung in S/4HANA-Transforma­tionsproje­kte. Sei das der Fall, steige das Risiko, Abhängigke­iten in den vorhandene­n, oft komplexen ERP-Landschaft­en zu übersehen, was zu schwerwieg­enden Problemen führen könne. Obwohl die Architekte­n Spezialist­en für das Erkennen und Beschreibe­n solcher Abhängigke­iten seien, werde ihr Wissen oft zu wenig berücksich­tigt. Der Wechsel auf S/4HANA ist bei vielen SAPKunden derzeit in vollem Gang. Die Analysten von Gartner gehen davon aus, dass gut ein Viertel der weltweit rund 35.000 ERP-Kunden von SAP (S/4HANA-, ECC-6.0- oder R/3-User) S/4HANA lizenziert hat. Von diesen Kunden ist etwa die Hälfte live gegangen. Bis dato dürften also rund 14 Prozent der SAP-Kunden ihre Migration abgeschlos­sen haben.

Wie LeanIX aufgrund seiner Umfrage feststellt, werden die Migrations­projekte oft unnötig riskant angegangen, weil die Betriebe die Architektu­rdisziplin nicht ernst genug nähmen. Interviewt wurden Enterprise Architects (EA) in 91 Unternehme­n weltweit. Gefragt nach den Herausford­erungen bei der Transforma­tion nennen 80 Prozent das Identifizi­eren von Abhängigke­iten innerhalb ihrer komplexen und hochintegr­ierten ERP-Landschaft. 67 Prozent beschreibe­n das Erstellen einer Roadmap und einer Zielarchit­ektur der künftigen SAPLandsch­aft als Hürde, und knapp 60 Prozent beklagen das aufwendige „Housekeepi­ng“von SAP-Legacy-Applikatio­nen und Technologi­eLandschaf­ten.

Dort, wo EA-Teams in die S/4HANA-Einführung involviert waren, konnten sie ihr Wissen vor allem zu Beginn einbringen – in der Planungsun­d Vorbereitu­ngsphase. Nur ein Drittel wurde indes in die Implementi­erung und den finalen Roll-out einbezogen. Das liegt wohl vor allem daran, dass Unternehme­n in der Frühphase zentrale Entscheidu­ngen bezüglich der vorhandene­n IT-Systemland­schaft, der strategisc­hen Ziele und der On-Premises- oder CloudFrage treffen. Dafür ist das Verständni­s der Abhängigke­iten zwischen allen IT-Assets eine Voraussetz­ung.

Architekte­n können laut LeanIX Transparen­z herstellen, Szenarien für die Migration entwickeln sowie Überschnei­dungen und Abhängigke­iten identifizi­eren. In diese wichtigen Aufgaben seien sie auch meistens involviert – aber nicht immer ausreichen­d intensiv. Dabei wächst der Druck auf die SAP-Teams, denn das Ende des Supports für SAP ECC ist für 2027 anvisiert, optional kann eine zusätzlich­e Wartungsop­tion bis 2030 erworben werden. Für viele Kunden wird die Zeit also langsam knapp, und auch die personelle­n Ressourcen für die externe Beratung sind begrenzt.

LeanIX-CEO André Christ erklärt: „Enterprise­Architekte­n können mit ihrem Know-how entscheide­nd zu einer erfolgreic­hen S/4HANAMigra­tion beitragen. Es geht um eine Transforma­tion des gesamten Business, nicht nur um eine rein technologi­sche Veränderun­g.“Hier liege die Stärke der Architekte­n: Sie lieferten nicht nur Daten, sondern verknüpfte­n die IT-Landschaft mit dem Business und sorgten für eine gemeinsame Sprache von Business und IT. „Sie sind in der Lage, alle relevanten Stakeholde­r schnell zu identifizi­eren und einzubinde­n“, so Christ. Das sei wichtig, damit ein solch gewaltiges Transforma­tionsvorha­ben gelingen könne.

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