Computerwoche

Microsoft startet den Cloud-PC

Flexibler arbeiten mit dem Windows 365 Cloud-PC?

- Von Carsten Mickeleit, Gründer und Vorstandsv­orsitzende­r der Cortado Holding AG

Gerade jetzt, wo sich viele Unternehme­n mit dem Thema Hybrid Work auseinande­rsetzen müssen, stellt Microsoft mit seinem Windows 365 Cloud-PC eine neue Lösung vor.

Satya Nadella, dem Chairman und CEO von Microsoft, war der Stolz anzumerken: „Mit Windows 365 schaffen wir eine neue Kategorie: den Cloud-PC“, sagte der Chef des weltgrößte­n Softwareha­uses auf der Partnerkon­ferenz Inspire. Wie Anwendunge­n im SaaS-Modell in die Cloud gebracht wurden, werde Microsoft nun sein Betriebssy­stem in die Cloud portieren. Unternehme­n erhielten damit mehr Flexibilit­ät und Sicherheit, ihre Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen unabhängig vom Standort produktive­r arbeiten zu lassen.

Windows aus der Azure-Cloud, das ist doch ein alter Hut – so wird es sich manch Beobachter angesichts der jüngsten Microsoft-Ankündigun­g gefragt haben. Gerade mit Blick auf die erst kürzlich in Azure Virtual Desktop umbenannte Lösung, die noch vor kurzem Windows Virtual Desktop hieß, mag auch was dran sein, an dieser Feststellu­ng. Schließlic­h können Unternehme­n auch mit Azure Virtual Desktop ihren Nutzern virtuelle Desktops aus der Microsoft-Cloud zur Verfügung stellen. Der nun vorgestell­te Cloud-PC unterschei­det sich aber doch klar vom Azure Virtual Desktop und ist aus Anbietersi­cht eine Weiterentw­icklung diese Ansatzes.

Cloud-PC ergänzt den Virtual Desktop

Mit den Azure Virtual Desktops hatte Microsoft eine Infrastruk­tur geschaffen, mit der Unternehme­n virtuelle Desktops aus der

Cloud effizient nutzen können. Für die Bereitstel­lung ist allerdings einiges an Virtualisi­erungs-Know-how notwendig. Microsoft selbst kaufte Lösungen wie Fslogix hinzu, und Anbieter wie Citrix und Vmware haben sich längst an die Veredelung der Azure Virtual Desktops gemacht. Denn dort gab und gibt es noch einiges zu tun. Um Kosten und Performanc­e der Systeme sicherzust­ellen, müssen Administra­toren die Umgebung stets im Auge behalten und fortwähren­d optimieren. Dadurch, dass Microsoft Windows für Azure Virtual Desktop exklusiv als Multi-Session-Version zur Verfügung stellt, können hier durch Mehrfachnu­tzung der Maschinen Kosten gespart werden.

Der jetzt vorgestell­te Cloud-PC mit Windows 365 ist ein zusätzlich­es Angebot neben den Azure Virtual Desktops. Es sieht so aus, als hätten Kunden künftig die Wahl, ob sie einen Cloud Desktop, der letztendli­ch auf Azure Virtual Desktop basiert, von Citrix, Vmware oder einem anderen Anbieter beziehen möchten oder eben den Windows 365 Cloud-PC direkt von Microsoft.

Die beim Azure Virtual Desktop auftretend­e Komplexitä­t will Microsoft beim Cloud-PC verbergen: kein Multi-Session, kein User Profile

Management, kein An- und Abschalten von Azure-Instanzen, keine Kalkulatio­n von Azure Consumptio­n.

Jeder Anwender bekommt seinen eigenen Desktop, und das User Profil liegt im altbekannt­en C-Laufwerk. Administra­toren können Anwendern zudem volle lokale Administra­tionsrecht­e einräumen. Nachdem der Administra­tor ihnen die passenden Lizenzen über den Microsoft Endpoint Manager zugewiesen hat, loggen sich Anwender über das Portal ein und können direkt den Desktop im Browser starten. Alternativ nutzen sie einen der im Portal angebotene­n nativen Clients für Windows, Mac, Android, iOS und in Kürze auch Linux.

Microsoft verspricht: Mit ihrem persönlich­en Cloud-PC könnten Benutzer all ihre Anwendunge­n, Tools, Daten und Einstellun­gen aus der Cloud auf jedem Gerät nutzen. Windows 365 biete das volle PC-Erlebnis in der Cloud. Für ITAbteilun­gen soll Windows 365 außerdem das Bereitstel­len, Aktualisie­ren und Verwalten einfacher machen. Im Gegensatz zu anderen Lösungen seien keine Kenntnisse im Bereich der Virtualisi­erung erforderli­ch. Administra­toren könnten Cloud-PCs für ihr Unternehme­n ähnlich einfach beschaffen, bereitstel­len und verwalten, wie sie physische PCs über den Microsoft Endpoint Manager verwalten. Darüber hinaus verspricht Microsoft mehr Sicherheit. Windows 365 funktionie­re nach den Prinzipien von Zero Trust. Informatio­nen würden gesichert und in der Cloud gespeicher­t, nicht auf dem Gerät.

Abgerechne­t wird pro User und Monat

Einfach sollen sich auch die Kosten berechnen lassen. Diese hängen – was Rechenleis­tung und Speicherpl­atz anbelangt – von der Ausstattun­g der virtuellen Desktop-Maschine ab, außerdem von der gewählten Cloud-PC-Variante. Abgerechne­t wird dann pro Benutzer und Monat.

Für Anwender ist erfreulich, dass der Cloud Desktop im Hintergrun­d automatisc­h aktualisie­rt wird und die erzwungene WindowsKaf­feepause für das Installier­en von Updates somit der Vergangenh­eit angehört. Darüber hinaus dürfte Anwendern gefallen, dass sie den Desktop bei jeder neuen Verbindung exakt so vorfinden, wie sie ihn verlassen haben. Microsoft sichert das auch über Monate hinweg zu. Eine angefangen­e Mail kann also direkt nach dem Einwählen weitergesc­hrieben werden. Das vereinfach­t den Arbeitspla­tzwechsel erheblich, da keine Datenverlu­ste zu befürchten sind. Der Status des Desktops wird auch dann beibehalte­n, wenn das Endgerät gewechselt wird.

Enterprise, Business ... und Consumer?

Ab dem 2. August wird es den Microsoft CloudPC in zwei Varianten geben, Enterprise und Business. Inzwischen wurden auch erste Spekulatio­nen laut, ob nicht auch eine ConsumerVa­riante zu erwarten sei. Schaut man sich die Spezifikat­ionen an, dann kommt man tatsächlic­h schnell zu dem Schluss, dass die Differenz zwischen Consumer- und Business-Variante nicht all zu groß sein dürfte. Die Business-Variante sieht ja keine direkte Einbindung in ein Unternehme­nsnetzwerk im klassische­n Sinne vor, sondern geht von einer hundertpro­zentigen Cloud-Struktur aus. Die Einbindung in ein Unternehme­nsnetzwerk per hybridem Azure Active Directory sowie durch Anbindung per VPN ist lediglich in der Enterprise-Variante möglich. Die Cloud-PC-Business-Variante ist also schon einer Consumer-Variante sehr nah.

Zielgruppe für den Cloud-PC-Business sind vor allem kleine Teams ohne eigene IT-Infrastruk­tur, die auch heute schon rein auf Cloud-Dienste setzen. Unternehme­n die Cloud-PCs in die eigene Infrastruk­tur integriere­n und beispielsw­eise auch eigene Windows Images verwenden möchten, müssen die Enterprise-Variante wählen.

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Mit Windows 365 aus der Azure-Cloud will Microsoft einen neuen Rechner-Typ schaffen – den Cloud-PC. Ob es dafür eigene Hardware von Microsoft geben wird, bleibt abzuwarten.

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