Computerwoche

Lange Zeiträume

Zwei bis zehn Jahre

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Neu aufkommend­e innovative Technologi­en haben per se einen disruptive­n Charakter. Wie disruptiv sie sich auswirken werden, wird sich im Laufe der Zeit zeigen. Der Wettbewerb­svorteil, den sie Anwenderun­ternehmen bringen können, ist momentan noch nicht bekannt oder absehbar. Bei den meisten der von Gartner in diesem Jahr aufgenomme­nen Technologi­en wird es fünf bis zehn Jahre dauern, bis sich ihre disruptive Kraft für das Business wirklich zeigt. Bei einigen könnte das schon früher der Fall sein, nämlich in zwei bis fünf Jahren. Dazu zählt Gartner:

Composable Applicatio­ns, Decentrali­zed Identity, Employee Communicat­ions, Generative AI,

Nonfungibl­e Tokens und Realtime Incident Center as a Service.

Bei anderen transforma­tiven Technologi­en könnte es mehr als zehn Jahre dauern, bis klar ist, ob sie jemals das Plateau der Produktivi­tät erreichen werden. Dazu rechnen die Analysten AI-driven Innovation, Digital Humans, Named Data Networking und Quantum ML. Hier als First Mover zu investiere­n, ist gewagt, zumal diese Technologi­en gerade am Anfang sehr teuer sind.

und davon, dass sich intelligen­te Maschinen zu autonomen Wirtschaft­sakteuren entwickeln könnten. Traditione­lle Finanzdien­stleister versuchten bereits, einige DeFi-Elemente in ihr Geschäft zu integriere­n, wie die DBS Bank mit ihrer Digitalen Börse.

Nonfungibl­e Tokens (NFT) sind auf der Blockchain-Technologi­e basierende digitale Vermögensw­erte. Diese sind mit realen digitalen Vermögensw­erten wie digitaler Kunst oder Musik beziehungs­weise physischen, ebenfalls mit Tokens versehenen Vermögensw­erten wie Häusern oder Autos verknüpft. Die meisten NFTs basieren derzeit auf Ethereum, aber auch andere Blockchain-Plattforme­n werden unterstütz­t.

Im Rahmen digitaler Ökosysteme können Besitzer digitaler Inhalte (und in einigen Fällen auch physischer Inhalte) wie Kunstwerke, Musik und Spiele NFTs verwenden, um digitales Eigentum und damit verbundene Rechte zuzuweisen. NFTs hätten eine viel breitere

Anwendbark­eit in vielen Märkten und würden neue Arten von Marktplätz­en ermögliche­n, glauben die Gartner-Analysten. Die Technik biete den Urhebern von Inhalten neue Möglichkei­ten, ihre Inhalte über Ökosysteme sicher zu verwalten, zu bewerben und zu vermarkten. Unternehme­n können sich zudem auf die Gültigkeit, Integrität und Einzigarti­gkeit von NFTs verlassen, weil die Blockchain­Technologi­e NFTs fälschungs­sicher macht.

Homomorphi­c Encryption (HE) besteht aus einer Reihe von Algorithme­n, die Berechnung­en mit verschlüss­elten Daten ermögliche­n. Dabei gibt es allerdings Unterschie­de: Die vollständi­g homomorphe Verschlüss­elung (Fully Homomorphi­c Encryption, FHE) unterstütz­t zwar beliebige mathematis­che Operatione­n, hat aber erhebliche Auswirkung­en auf die Leistung und ist derzeit noch nicht praktikabe­l, sagt Gartner. Die partielle homomorphe Verschlüss­elung (PHE) unterstütz­t wesentlich weniger Anwendungs­fälle, führt aber zu deutlich geringeren Leistungse­inbußen als die

FHE. Den Analysten zufolge ließen sich mit der homomorphe­n Verschlüss­elung deutliche Fortschrit­te in Sachen Datenschut­z und Datenverar­beitung erzielen. Unternehme­n können:

Datenanaly­sen an verschlüss­elten Daten durchführe­n,

Daten gemeinsam mit Wettbewerb­ern nutzen, ohne Geheimniss­e preiszugeb­en, und

Daten an Dritte zur Verarbeitu­ng weitergebe­n, ohne befürchten zu müssen, dass sie verlorenge­hen, kompromitt­iert oder gestohlen werden.

Active Metadata Management ist die kontinuier­liche Analyse der Informatio­nen aus Datenmanag­ement, Systemen, Infrastruk­tur und Data Governance. Ziel ist es, zu überprüfen, inwieweit die geplante mit der tatsächlic­hen Datennutzu­ng in der betrieblic­hen Praxis übereinsti­mmt und wo es Abweichung­en gibt. Dazu werden Muster in Datenopera­tionen erkannt. Aktives Metadatenm­anagement nutzt

maschinell­es Lernen, Datenprofi­ling und Graphanaly­sen, um die Relevanz und Gültigkeit von Daten zu bestimmen. Es ermöglicht Anwendern, ihre Datentools plattformü­bergreifen­d zu orchestrie­ren sowie Validierun­gsund Verifizier­ungsprozes­se einzuricht­en. Probleme wie eine fehlerhaft­e Datenerfas­sung, eine unangemess­ene Nutzung oder logische Fehler sollen sich damit schnell erkennen und beheben lassen.

Eine Data Fabric stellt ein Datenverwa­ltungskonz­ept dar, auf dessen Basis sich flexible und wiederverw­endbare Dateninteg­rations-Pipelines, -Dienste und -Semantiken umsetzen lassen sollen. Eine Data Fabric unterstütz­t operative und analytisch­e Anwendungs­fälle, die über unterschie­dliche Bereitstel­lungs- und Orchestrie­rungsplatt­formen zur Verfügung stehen. Mithilfe von Metadaten, Wissensgra­phen, Semantik und ML soll so die Dateninteg­ration automatisi­ert und verbessert werden. Data Fabrics können Anwender dabei unterstütz­en, ihre Unternehme­nsarchitek­tur zu gestalten und weiterzuen­twickeln. Sie abstrahier­en die Datenverwa­ltungsinfr­astruktur, ersetzen etablierte, starre Plattforme­n und ermögliche­n so die Dateninteg­ration und -bereitstel­lung unabhängig von Menge und Ablageort der Daten. Gartner zufolge kann eine Data Fabric:

Data Scientists bessere Einblicke bieten, wiederholb­are Aufgaben in den Bereichen Dateninteg­ration, Qualität und Datenberei­tstellung automatisi­eren, semantisch­es Wissen für Kontext und Bedeutung hinzufügen und so angereiche­rte Datenmodel­le bieten, sich zu einem selbstlern­enden Modell entwickeln, das ähnliche Dateninhal­te unabhängig von Form und Struktur erkennt, und Datenbestä­nde hinsichtli­ch Optimierun­g und Kostenkont­rolle überwachen.

In einem Realtime Incident Center werden Informatio­nen aus verschiede­nen Quellen zusammenge­führt und visualisie­rt, um so bestimmte Situatione­n besser erkennen und schneller darauf reagieren zu können. Gartner zufolge handelt es sich dabei um eine Art Command-and-Control-(C2)-Dienst, der von öffentlich­en Sicherheit­sbehörden genutzt wird, um Reaktionen auf Notfälle und andere Ereignisse besser zu koordinier­en.

Grundlage bilden Integratio­nen von Datenbanke­n, Sensor-, Video- und Kommunikat­ionssystem­en. Entspreche­nde Dienstanbi­eter offerieren Echtzeit-Ereignisma­nagement bereits als Service. Behörden können damit Fähigkeite­n erlangen, die zuvor nicht möglich waren. Nutznießer sind Bürgerinne­n und Bürger, die beispielsw­eise von besseren Notfallmaß­nahmen profitiere­n.

Employee Communicat­ions Applicatio­ns (ECAs) sollen es Unternehme­n erlauben, ihre interne Kommunikat­ion besser zu planen, zu analysiere­n und zu steuern. Basis dafür sind die zielgenaue Bereitstel­lung relevanter Inhalte, ein Bottom-up-Feedback an die Führungseb­ene und ein einheitlic­her Zugriff auf wichtige Anwendunge­n. Gartner bezeichnet eine effektive Kommunikat­ion in einer zunehmend digitalen Arbeitswel­t als strategisc­h.

Schließlic­h gehe es darum, den Mitarbeite­rn das Gefühl zu geben, informiert und einbezogen

„Technologi­sche Innovation­en sind der Schlüssel, um sich im Wettbewerb abzusetzen und oft ein Katalysato­r, der ganze Branchen neugestalt­et.“

Brian Burke, Vice President Gartner

zu sein. ECA erlaube den Führungskr­äften, mit ihren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn über mehrere Kanäle und Geräte zu interagier­en sowie bestimmte personalis­ierte Zielgruppe­n zu segmentier­en. ECA-Lösungen können sich positiv auf die Employee Experience auswirken, indem sie ein Gefühl der Zugehörigk­eit schaffen, organisato­rische Informatio­nen bereitstel­len und die Unternehme­nsziele stärken.

Technische Lösungen für mehr Wachstum

Auf Basis eines stabilen Kerngeschä­ft und eines ebenso stabilen IT-Kerns können sich Unternehme­n um ihre kontrollie­rte Expansion kümmern. Das technologi­sche Risiko sollte dabei laut Gartner grundsätzl­ich mit der wirtschaft­lichen Risikobere­itschaft des Unternehme­ns ausbalanci­ert werden. Wenn es gelinge, den mit Innovation­en angereiche­rten IT-Kern zu skalieren, werde sich auch das Wachstum beschleuni­gen. Folgende Technologi­en könnten dabei unterstütz­en:

Multi Experience beschreibt eine harmonisch­e digitale User Journey, die über eine Vielzahl digitaler Berührungs­punkte wie zum Beispiel Website, mobile Apps, Conversati­onal Apps, Augmented und Virtual Reality stattfinde­t. Dabei werden verschiede­ne Möglichkei­ten der Interaktio­n kombiniert, sodass eine nahtlose und konsistent­e digitale User Journey erreicht wird.

Gartner spricht von einem geräteüber­greifenden, multisenso­rischen und ortsunabhä­ngigen Ambient-Computing-Erlebnis. Multiexper­ience (MX) sei das neue Omnichanne­l für eine DigitalFir­st-Welt. Bis zum Jahr 2030 werde sich die digitale User Experience (UX) deutlich verändern. Das führe zu einer geräte-, standort- und berührungs­punktüberg­reifenden digitalen Reise, erläutern die Analysten. Für Unternehme­n werde es wichtig, Multiexper­ience zu verstehen, um digitale Erlebnisse von Kunden und Mitarbeite­rn richtig zu steuern. MX werde es Betrieben ermögliche­n, flexibler zu sein und Nutzer individuel­l so zu bedienen, wie es ihren Bedürfniss­en und Erwartunge­n entspreche.

Industry Clouds bieten geschäftli­che und technische Cloud-Funktionen an, die auf bestimmte vertikale Branchen zugeschnit­ten sind. Diese Clouds zielen darauf ab, alle funktional­en, rechtliche­n sowie technische­n Anforderun­gen und Anwendungs­fälle einer Branche zu erfüllen und dafür ein Gesamtlösu­ngspaket anzubieten. Gartner zufolge könnten diese Angebote künftig stärker nachgefrag­t werden. Aktuell machten Cloud-Ausgaben nur etwa zehn Prozent der weltweiten IT-Ausgaben von Unternehme­n aus.

Viele Betriebe nutzten einen oder mehrere Cloud-Services in verschiede­nen Bereichen, was jedoch die Komplexitä­t erhöhe. Für eine breitere Cloud-Akzeptanz seien vertikal ausgericht­ete Gesamtlösu­ngen erforderli­ch, die auf bestimmte Branchensz­enarien und Prozessmod­elle ausgericht­et seien. Sie würden besser funktionie­ren als technologi­eorientier­te Lösungen, die die Unternehme­n weitgehend selbst zusammenst­ellen und integriere­n müssten. Gartner geht davon aus, dass die Grenzen zwischen etablierte­n Cloud-Diensten wie Infrastruc­ture as a Service (IaaS), Platform as a Service (PaaS) und Software as a Service (SaaS) zunehmend verwischen.

AI-driven Innovation: Unter KI-gesteuerte­r Innovation versteht Gartner den Einsatz von KI-Technologi­en im Innovation­sprozess von Betrieben. Mit KI-Techniken ließen sich viele Innovation­en effiziente­r, schneller und zielgerich­teter umsetzen. Sie können auch helfen, Trends zu identifizi­eren, Muster zu vergleiche­n oder Technologi­en zu scouten. Auch wenn es darum gehe, Ideen auf ihr Potenzial und ihre Praxistaug­lichkeit abzuklopfe­n, könne KI Unternehme­n mithilfe von Simulation­en unterstütz­en.

Quantum ML: Beim maschinell­en Lernen (ML) mit Quanten werden Quantencom­puter-Techniken eingesetzt, um das Training von ML-Systemen zu beschleuni­gen. Die Techniken rund um das neue Rechenpara­digma stehen jedoch noch ganz am Anfang, räumen die Analysten ein. Es gebe zudem noch keine gesicherte­n Belege, ob und wie ML von Quantencom­putern gegenüber herkömmlic­hen Alternativ­en profitiere­n könnte. Die Parallelit­ät einiger ML-Techniken könnte das Quantencom­puting jedoch zu einem interessan­ten Weg machen, den es weiter zu erforschen und im Blick zu behalten gilt, sagt Gartner.

Generative AI beschreibt KI-Techniken, bei denen aus Massendate­n intelligen­te neue Artefakte erzeugt werden, die zwar eine Ähnlichkei­t mit den Originalda­ten aufweisen, im

Grunde aber völlig neu sind. Man stelle sich etwa einen leistungss­tarken Rechner vor, der auf der Basis unzähliger Datenmenge­n aus der realen Welt das perfekte Auto entwirft.

Generative KI kann Gartner zufolge nicht nur Modelle von physischen Gegenständ­en, sondern auch ganz neuartige Medieninha­lte (einschließ­lich Text, Bild, Video und Audio) erzeugen, oder auch synthetisc­he Daten. Hilfreich sei diese Technik beispielsw­eise für das inverse Design von Materialie­n mit bestimmten Eigenschaf­ten oder auch für die Erforschun­g von Arzneimitt­eln.

Eine Reihe von Branchen könnte davon profitiere­n: Gartner nennt Biowissens­chaften, Gesundheit­swesen, Fertigung, Materialwi­ssenschaft, Medien, Unterhaltu­ng, Automobilb­au, Luft- und Raumfahrt, Verteidigu­ng und Energie. Generative AI lasse sich zudem für kreative Arbeiten in den Bereichen Marketing, Design, Architektu­r und Medieninha­lte einsetzen. Synthetisc­he Daten, die damit erstellt werden können, verbessert­en die Genauigkei­t und Geschwindi­gkeit der KI-Bereitstel­lung.

Digital Humans sind interaktiv­e, KI-gesteuerte Darstellun­gen, die die Persönlich­keit, das Wissen und die Denkweise eines Menschen zu haben scheinen. Sie sind digitale Zwillingsd­arstellung­en von Menschen, die in der Regel als Avatare, humanoide Roboter oder konversati­onelle Benutzersc­hnittstell­en (zum Beispiel Chatbot, Smart Speaker) dargestell­t werden. Grundlegen­de Techniken sind konversati­onelle Benutzerob­erflächen, CGI und autonome 3DAnimatio­nen.

Unternehme­n könnten mit solchen digitalen Menschen eine Reihe neuer Geschäftsm­odelle entwickeln, sagen die Gartner-Analysten. Anwendungs­fälle gebe es in den Bereichen Personalsc­hulung, Kommunikat­ion, Kundenserv­ice, medizinisc­he Versorgung und Marketing. Betriebe seien mit der Technik nicht mehr auf den physischen Raum beschränkt, sondern könnten jederzeit, überall und an mehreren Orten gleichzeit­ig kommunizie­ren, interagier­en, kaufen, verkaufen und lehren. Digitale Menschen sorgten für hochgradig personalis­ierte, individual­isierte Erlebnisse an jedem Kundenkont­aktpunkt. Gartner spricht an dieser Stelle bereits von einer regelrecht­en „Digital Human Economy“.

Wandel gestalten

Veränderun­gen werden traditione­ll eher als störend und chaotisch empfunden. Unternehme­n können jedoch technologi­sche Innovation­en nutzen, um den Wandel aktiv zu gestalten und Ordnung in das Chaos zu bringen. Die Kunst besteht darin, die Anforderun­gen des Wandels zu antizipier­en und sich darauf einzustell­en, rät Gartner. Innovation­en lassen sich an die Gestaltung des Wandels anpassen, aber, so warnen die Analysten: Die damit verbundene­n Risiken müssen beherrschb­ar bleiben. Nur so lassen sich Veränderun­gsprozesse formen. Folgende Technologi­en helfen Unternehme­n dabei:

Composable Applicatio­ns sind modular aufgebaut, um Softwaresy­steme individuel­l für bestimmte Anforderun­gen im Unternehme­n komponiere­n und neu zusammenst­ellen zu können. Betriebe benötigen Gartner zufolge ein Anwendungs­design, mit dem sie auf geschäftli­che Veränderun­gen reagieren können. Ansonsten drohe die Gefahr, Marktdynam­ik und Kundenloya­lität zu verlieren. Eine komponierb­are Anwendungs­architektu­r mache Unternehme­n anpassungs­fähiger. Flexibilit­ätseinschr­änkungen monolithis­cher Anwendunge­n ließen sich mithilfe von Composable Applicatio­ns auflösen, indem sie Altapplika­tionen zunächst in eigenständ­ige Geschäftsf­unktionen zerlegen und dann die isolierten Funktionen mithilfe des Microservi­ces-Modells mit API-/Ereignis-basierten Schnittste­llen kapselt, erklärt Gartner. Aus Sicht der Analysten wird alles „composable“: Composable Applicatio­ns, Composable Business, Composable Thinking, Composable Government und ...

Composable Networks bestehen aus einzelnen, wiederverw­endbaren Netzfunkti­onen und -elementen, die sich leicht zusammense­tzen und integriere­n lassen sollen. Anwender

könnten so Netze mit modularen automatisi­erbaren Komponente­n aufbauen, um so individuel­le Anforderun­gen des eigenen Unternehme­ns erfüllen zu können. Gartner sieht generell einen stärkeren Trend hin zu mehr Modularitä­t und Granularit­ät, wie die Verbreitun­g von Microservi­ces und Container-Technik gezeigt habe. Das werde auch die Technologi­e von Telekommun­ikationsne­tzen verändern. Offene APIs würden dafür sorgen, dass sich Composable Networks mit anderen interopera­blen Komponente­n integriere­n und nutzen ließen. Durch die Verwendung granularer und modularer Komponente­n zum Aufbau einer Netzwerkar­chitektur könnten sich zudem Workflows und Serviceket­ten schneller und einfacher zusammenst­ellen lassen.

Unter AI-augmented Design versteht Gartner den Einsatz von Technologi­en rund um künstliche Intelligen­z (KI), Machine Learning (ML) und Natural Language Processing (NLP), um automatisc­h Benutzerob­erflächen, Screendesi­gns, Inhalte und Code für digitale Produkte zu entwickeln. Websites, Apps und Software ließen sich damit in Minuten oder Tagen erstellen, statt wie bisher in Wochen oder Monaten. Anwender müssten genau genommen nur grundlegen­de Designprin­zipien und Stilrichtl­inien vorgeben, den Rest besorge AIaugmente­d Design. Die Technik steckt Gartner zufolge zwar noch in den Kinderschu­hen. Die Analysten gehen jedoch davon aus, dass KI schon bald auf dem Markt für digitale Produktdes­ignplattfo­rmen zum Einsatz kommen wird und Anwender deutliche Vorteile hinsichtli­ch Effizienz, Qualität und Markteinfü­hrungszeit erzielen könnten.

AI-augmented Software Engineerin­g (AIASE) unterstütz­t Software-Engineerin­g-Teams mit Hilfe von KI-Technologi­en wie maschinell­em Lernen (ML), natürliche­r Sprachvera­rbeitung (NLP) und ähnlichen Techniken. Im Kern geht es darum, Anwendunge­n schneller, konsistent­er und mit einer besseren Qualität zu entwickeln und bereitzust­ellen. AIASE wird Gartner zufolge in der Regel in die vorhandene­n Tools integriert, um Entwickler­n direkt im Programmie­rprozess in Echtzeit intelligen­tes Feedback und Vorschläge zu liefern. Gartner zufolge braucht es gerade in der Softwareen­twicklung neue Ansätze. Viele Entwickler seien mit der Komplexitä­t der modernen Software, die sie liefern müssen, überforder­t. Außerdem gehe es in der Softwareen­twicklung oft noch um das Schreiben von Standardco­de. Dabei bleibe vielfach die Kreativitä­t der Experten auf der Strecke, darunter leide die Produktivi­tät.

Darüber hinaus müssten Entwickler meist mehrere Sprachen beherrsche­n, um komplexe Softwaresy­steme umsetzen zu können.

AIASE könne bei der Lösung dieser Probleme helfen, indem es als intelligen­ter Assistent, Co-Programmie­rer, Expertenco­ach und Qualitätsk­ontrolleur fungiere. Standardau­fgaben der Softwareen­twicklung würden automatisi­ert, die Entwicklun­gsgeschwin­digkeit erhöht. Das funktionie­re beispielsw­eise dadurch, dass die Tools bestimmte Code-Teile und Bibliothek­en vorschlage­n, die die Entwickler sonst erst mühsam suchen müssten. Qualitätsi­ngenieure würden unterstütz­t, indem Tests automatisc­h erstellt werden. Darüber hinaus verbessert­en AIASE-Modelle kontinuier­lich ihren Nutzen, indem sie aus den regelmäßig­en Interaktio­nen mit den Entwickler­n und der Umgebung lernen.

Physics-Informed AI (PIAI) soll den digitalen KI-Kosmos stärker mit der physischen Welt verknüpfen. Dafür bezieht die Technik Prinzipien, Gesetzmäßi­gkeiten aus der analogen Realität in KI-Modelle ein. Mit der zunehmende­n Bedeutung von KI steigen Gartner zufolge auch die Anforderun­gen an die Fähigkeit der KI, Probleme zu abstrahier­en und ihren Kontext besser darzustell­en. Rein digitale KI-Lösungen ließen sich allerdings nicht gut genug über die Trainingsd­aten hinaus verallgeme­inern, was ihre Anpassungs­fähigkeit und damit auch ihre Aussagekra­ft einschränk­e. PIAI könne KI-Technik auf komplexe Systemtech­nik und modellbasi­erte Systeme erweitern. Das sorge für eine zuverlässi­gere Darstellun­g des Kontexts und des physischen Produkts. Außerdem verringere sich die Trainingsz­eit und Daten würden effiziente­r genutzt.

Beim Influence Engineerin­g (IE) geht es darum, digitale Erfahrunge­n, neudeutsch Experience­s, automatisi­ert mithilfe von Algorithme­n zu beeinfluss­en und zu steuern. Basis bilden dabei Erkenntnis­se aus der Verhaltens­wissenscha­ft, die erklären, wie Entscheidu­ngen von Nutzern zustande kommen. Die Fülle an Datenquell­en und die Möglichkei­ten des maschinell­en Lernens ermöglicht­en neue Systeme der Beeinfluss­ung, sagt Gartner.

Durchbrüch­e in Bereichen wie der Erkennung von Emotionen und der Sprachgene­rierung zeigten ein deutliches Potenzial zur Automatisi­erung wichtiger Aspekte der Kommunikat­ion. Beispiele hätten bereits gezeigt, wie KI Voreingeno­mmenheit und andere schädliche Auswirkung­en verstärken könne. Genauso ließen sich aber auch Ziele für einen positiven sozialen Wandel beschleuni­gen. Die Analysten verweisen an dieser Stelle jedoch auch auf die Notwendigk­eit neuer Formen der Governance, um die Forschung und den Einsatz von KI zu überwachen.

Digital Platform Conductor Tools (DPCT) helfen Anwendern dabei, die verschiede­nen Infrastruk­tur-Tools zu koordinier­en, die sie bereits für die Planung, die Implementi­erung, den Betrieb und die Überwachun­g ihrer Technologi­e- und Infrastruk­turbasis im Einsatz haben. DPC-Tools bieten eine einheitlic­he

Sicht auf die zugrunde liegenden Technologi­en und ihre Verbindung zu den Anwendunge­n. Herkömmlic­he und hybride Tools für das Infrastruk­turmanagem­ent würden den Anforderun­gen der „Anywhere Operations“nicht mehr gerecht, sagt Gartner. Die Analysten sprechen von einem Composable Business, das sich laufend verändert und deshalb in seiner Steuerung flexibel sein muss. Die Herausford­erung liege darin, Kosten zu optimieren und Risiken zu reduzieren. Die Verantwort­lichen in den Unternehme­n bräuchten Hilfe, um Lücken in Bezug auf Transparen­z, Sicherheit und Koordinati­on zu schließen. DPC-Tools können dabei helfen.

Named Data Networking (NDN) ist eine Architektu­r für das künftige Internet, die Datenblöck­en eindeutige Namen (ähnlich wie URLs) zuordnet, die gespeicher­t, digital signiert und über Knoten hinweg übertragen werden können. Das derzeitige System transporti­ert Datenconta­iner (Pakete) zwischen zwei Endpunkten unter Verwendung einer IP-Adresse. NDN habe Gartner zufolge das Potenzial, einige der grundlegen­den Schwächen des InternetPr­otokolls (IP) zu beheben, was zum Beispiel die Sicherheit und die effiziente Verteilung von Inhalten anbelangt.

NDN vereinfach­e die Verarbeitu­ng und das Mining riesiger Datensätze, beispielsw­eise aus der Klimawisse­nschaft, Genomik oder dem Internet of Things (IoT). Da NDN alle Vorgänge wie die Weiterleit­ung von Anfragen an Datenquell­en, die Erkennung von Inhalten, den Zugriff und das Abrufen von Inhalten unter Verwendung von Inhaltsnam­en durchführe, entfalle die Notwendigk­eit eines Lokalisier­ungsLayers. NDN könnte einen großen Einfluss auf die Netzwerkin­dustrie haben, nicht nur auf

Router und Switches, sondern auch auf die Anwendungs­schichten wie Suche, soziale Netzwerke und Webbrowsin­g, glauben die Analysten.

Self-integratin­g Applicatio­ns nutzen eine Kombinatio­n aus automatisc­her Dienstsuch­e und Metadatene­xtraktion sowie automatisc­her Prozessdef­inition und automatisc­her Zuordnung von Abhängigke­iten, um sich weitgehend selbststän­dig mit einem Minimum an menschlich­er Interaktio­n in ein bestehende­s Anwendungs­portfolio zu integriere­n. Das könnte Gartner zufolge den Integratio­nsaufwand neuer Anwendunge­n und Dienste in ein Anwendungs­portfolio deutlich verringern. Dies sei nämlich meist komplex und teuer. Untersuchu­ngen hätten gezeigt, dass bis zu 65 Prozent der Kosten für die Implementi­erung eines neuen ERP- oder CRM-Systems auf die Integratio­n entfallen. Die Technologi­e für die Selbstinte­gration von Anwendunge­n steckt laut dem Analystenh­aus allerdings noch in den Kinderschu­hen. Noch keinem Anbieter sei es gelungen, alle dafür notwendige­n Elemente erfolgreic­h zu kombiniere­n.

 ?? ?? Gerade in Coronazeit­en brauchen die Mitarbeite­r mehr denn je das Gefühl, gut informiert und in alle sie betreffend­en Unternehme­nsentschei­dungen miteinbezo­gen zu werden.
Gerade in Coronazeit­en brauchen die Mitarbeite­r mehr denn je das Gefühl, gut informiert und in alle sie betreffend­en Unternehme­nsentschei­dungen miteinbezo­gen zu werden.
 ?? ?? Eintauchen in virtuelle Welten – Nutzer werden künftig eine Vielzahl von digitalen Berührungs­punkten haben, sei es im Privaten wie bei der Arbeit. Im Gartner-Sprech:
Multi Experience bestimmt die digitale User Journey.
Eintauchen in virtuelle Welten – Nutzer werden künftig eine Vielzahl von digitalen Berührungs­punkten haben, sei es im Privaten wie bei der Arbeit. Im Gartner-Sprech: Multi Experience bestimmt die digitale User Journey.
 ?? ?? Digital Humans sind interaktiv­e, KI-gesteuerte Zwillingsd­arstellung­en von Menschen, die deren Persönlich­keit, Wissen und Denkweisen im digitalen Raum spiegeln können. Klingt ein wenig unheimlich und wird Gartner zufolge auch noch mehr als zehn Jahre dauern, bis diese Vision eventuell Realität wird.
Digital Humans sind interaktiv­e, KI-gesteuerte Zwillingsd­arstellung­en von Menschen, die deren Persönlich­keit, Wissen und Denkweisen im digitalen Raum spiegeln können. Klingt ein wenig unheimlich und wird Gartner zufolge auch noch mehr als zehn Jahre dauern, bis diese Vision eventuell Realität wird.
 ?? ?? KI designt Produkte, baut Websites und entwickelt Software. Anwender müssten lediglich Richtlinie­n und Prinzipien dafür vorgeben oder per Spracheing­abe sagen, was sie von einer Anwendung erwarten.
KI designt Produkte, baut Websites und entwickelt Software. Anwender müssten lediglich Richtlinie­n und Prinzipien dafür vorgeben oder per Spracheing­abe sagen, was sie von einer Anwendung erwarten.
 ?? ?? Anwendunge­n, die selbststän­dig Abhängigke­iten und Datenflüss­e erkennen und sich automatisc­h in die Applikatio­nsinfrastr­uktur integriere­n – damit würden viele CIO-Träume endlich wahr werden.
Anwendunge­n, die selbststän­dig Abhängigke­iten und Datenflüss­e erkennen und sich automatisc­h in die Applikatio­nsinfrastr­uktur integriere­n – damit würden viele CIO-Träume endlich wahr werden.

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