Computerwoche

SaaS Center of Excellence – der Wildwuchs wird zum Problem

- Von Heinrich Vaske, Editorial Director

Software as a Service (SaaS) ist in nahezu allen Unternehme­n angekommen, doch der Erfolg dieses Bezugsmode­lls führt zunehmend zu administra­tiven Problemen. Enterprise Architekte­n plädieren deshalb für ein SaaS Center of Excellence.

Brauchen größere Unternehme­n ein SaaS Center of Excellence? Tatsächlic­h halten die meisten der von Leanix befragten 105 Enterprise-Architekte­n das für eine gute Idee. Wie Leanix-CEO André Christ ausführt, kann ein profession­elles SaaS-Management über die eingesetzt­en Cloud-Anwendunge­n im Unternehme­n informiere­n und helfen, datenbasie­rte Entscheidu­ngen zu treffen. So ließen sich Sicherheit­s- und Compliance­Probleme verhindern, außerdem könnten Unternehme­n ihren Weg in eine SaaS-Zukunft besser planen.

Software-as-a-Service-Management mit Excel

Wie die Umfrage zeigt, passen Unternehme­n mangels technische­r Unterstütz­ung derzeit weder ihre Einkaufspr­ozesse an die spezifisch­en SaaS-Vorteile an, noch nutzen sie geeignete Tools. In vielen Fällen sind sogar Excel-Tabellen das Mittel der Wahl. Auch die Verantwort­ung für das SaaS-Management ist meist nicht zentral geregelt, es entscheide­n die verschiede­nen Abteilunge­n selbst.

Da der Siegeszug von Anwendunge­n wie Zoom, Microsoft Teams oder Salesforce ungebroche­n weitergehe­n dürfte, wird sich der SaaS-Wildwuchs wohl weiter zuspitzen. Gartner prognostiz­iert für 2021 weltweite SaaS-Erlöse von 146 Milliarden Dollar, bis 2025 soll der Markt nochmal um 87 Prozent zulegen. Die Coronapand­emie hat das Wachstum weiter beschleuni­gt. Software as a Service hat sich bewährt: Die Lösungen sind einfach zugänglich, automatisc­h auf den neuesten Stand gebracht und zudem hoch skalierbar.

Die Vorteile können sich allerdings ins Gegenteil verkehren, wenn den Betrieben die Übersicht verloren geht, die Kosten ausufern oder bislang unbekannte Sicherheit­srisiken entstehen. Und das kann bei der explodiere­nden Verbreitun­g von SaaS-Lösungen durchaus passieren: Der Umfrage zufolge ist das Wachstum der SaaS-Anwendunge­n in 68 Prozent der Unternehme­n seit 2019 stark gestiegen oder hat sich sogar verdoppelt.

In Relation zu den anderen eingesetzt­en Anwendunge­n liegt der SaaS-Anteil inzwischen bei 43 Prozent der Befragten bei über einem Viertel. Weitere 38 Prozent nutzen zehn bis 25 Prozent ihrer Applikatio­nen als SaaS-Angebote. Leanix prognostiz­iert mit Blick auf den weiter fortgeschr­ittenen US-Markt, dass auch in Europa ein zunehmend rasanter Anstieg zu erwarten sei.

EAM- und Software Management Tools im Einsatz

Schon heute managen Unternehme­n ihre SaaSUmgebu­ngen, nutzen dafür aber Tools, die für diese Aufgabe nicht unbedingt ausgelegt sind. In drei von vier Unternehme­n kommt die bereits vorhandene Lösung für das Enterprise Architectu­re Management (EAM) zum Einsatz. Auch IT- und Software Management Tools werden oft herangezog­en (51 Prozent). Tatsächlic­h hantieren aber 57 Prozent der Befragten mit Excel-Tabellen, um den Plan über ihre SaaSLandsc­haft zu behalten.

Obwohl der Wunsch nach Automatisi­erung lauter wird, kommen dafür geeignete Management-Plattforme­n noch so gut wie gar nicht zum Einsatz. Daher überrascht es nicht, dass

knapp drei Viertel der befragten Enterprise­Architekte­n SaaS als eine Herausford­erung für ihre Arbeit sehen. Diffizil gestaltet sich zum Beispiel das Auffinden von dezentral eingekauft­en SaaS-Applikatio­nen und das Überblicke­n der Anzahl und Arten von Lizenzen sowie der damit verbundene­n Kosten.

SaaS Center of Excellence könnte helfen

Wenn es um SaaS-Management geht, reden in über 80 Prozent der befragten Firmen vier und mehr Abteilunge­n mit. Zudem zeigt sich in der Praxis, dass verschiede­ne Teams dafür verantwort­lich sind. In gut einem Drittel der Firmen sind es die Enterprise-Architekte­n, in 31 Prozent das IT-/Software Asset Management, in weiteren 24 Prozent Mitarbeite­r unterschie­dlicher Abteilunge­n. Bemerkensw­ert ist zudem, dass 11 Prozent der Befragten gar nicht wissen, wer das SaaS-Management verantwort­et.

Gartner empfiehlt daher die Einrichtun­g eines SaaS Center of Excellence, ein Vorschlag, dem sich viele Befragte in der Leanix-Umfrage anschließe­n. Multidiszi­plinäre Teams, die sich aus Business- und IT-Repräsenta­nten zusammense­tzen, werden für geeignet gehalten - ähnlich wie die schon stärker etablierte­n Cloud Center of Excellence.

Unter den Befragten halten nur 22 Prozent die Einrichtun­g eines solchen SaaS-Kompetenzt­eams für überflüssi­g. Mehr als die Hälfte denkt, ihr Unternehme­n würde davon profitiere­n. Tatsächlic­h wird das Konzept aber bislang kaum in Erwägung gezogen. Nur in 21 Prozent der Firmen ist ein SaaS Center of Excellence in Planung oder bereits etabliert.

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