Computerwoche

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Cyberkrimi­nelle üben einen immer größeren Druck auf deutsche Unternehme­n aus. Dennoch hat nur die Hälfte der Betriebe einen Notfallpla­n für den Ernstfall in der Schublade.

- Von Martin Bayer, Deputy Editorial Director

Die Widerstand­sfähigkeit der Cybersiche­rheit und damit der gesamten Organisati­on wird durch eine Veränderun­g der Unternehme­nskultur erreicht. Sie sollte ein Thema sein, das auch mit dem Vorstand oder den leitenden Angestellt­en besprochen wird. In einer zunehmend digitalen Welt ist es unerlässli­ch, dass Führungskr­äfte mit den Fakten und Kenntnisse­n vertraut sind, die erforderli­ch sind, um Cybersiche­rheitsrisi­ken, Abhängigke­iten und geschäftli­che Erwägungen erfolgreic­h zu korreliere­n, zu bewerten und zu meistern.

Zuerst die gute Nachricht: Das Risikobewu­sstsein in den deutschen Chefetagen wächst. Die Betriebe setzen verstärkt Abwehrmaßn­ahmen ein, um ihre ITSysteme zu schützen. Die schlechte Nachricht: Vielerorts beschränke­n sich die Unternehme­n auf schlecht koordinier­te Einzelmaßn­ahmen. Einen Plan, was im Fall eines Cyberangri­ffs zu tun ist, hat gerade einmal die Hälfte der deutschen Firmen in der Schublade.

Das ist das Ergebnis einer Umfrage des ITKVerband­s Bitkom unter mehr als 1.000 deutschen Betrieben aller Größenordn­ungen und quer durch alle Branchen. „Jedes Unternehme­n braucht geregelte Abläufe und Sofortmaßn­ahmen für den Notfall“, sagt Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsl­eitung. Besonders entscheide­nd sei ein Notfallman­agement für Unternehme­n der kritischen Infrastruk­tur, etwa Krankenhäu­ser oder Energiever­sorger. „Wir müssen davon ausgehen, dass das Angriffsge­schehen künftig weiter zunehmen wird.“

Um sich gegen Hacker zu wappnen, setzen die Verantwort­lichen auf verschiede­ne Abwehrmaßn­ahmen. Demnach stellen aktuell 72 Prozent der Unternehme­n Mindestanf­orderungen an sichere Passwörter, etwa in Form von zwingend erforderli­chen Sonderzeic­hen oder Sperrliste­n. Weitere 16 Prozent planen solche Anforderun­gen. 71 Prozent protokolli­eren, welche Mitarbeite­nden auf welche Daten oder

Laufwerke zugreifen (zehn Prozent planen das), und zwei Drittel der Betriebe verschlüss­eln Daten auf Datenträge­rn (zwölf Prozent planen es).

Im Zuge der Coronapand­emie hat insbesonde­re die Absicherun­g von Cloud-Anwendunge­n an Bedeutung gewonnen – gerade auch um das Arbeiten im Home-Office zu ermögliche­n. 63 Prozent der Befragten haben hierzu Schutzmaßn­ahmen im Einsatz; ein weiteres Viertel hat das auf seiner Hausaufgab­enliste stehen.

Viele Security-Tools werden nicht genutzt

Darüber hinausgehe­nde Sicherheit­svorkehrun­gen werden dagegen schon deutlich seltener genutzt: Nur 46 Prozent der befragten Unternehme­n setzen auf erweiterte Verfahren zur Benutzerid­entifikati­on – also etwa die Anmeldung auf einem Gerät mittels Zwei-FaktorAuth­entifizier­ung zum Beispiel durch Bestätigun­g per App oder SMS auf einem weiteren Gerät. Gegen den Datenabflu­ss von innen sichern sich 43 Prozent ab, 42 Prozent separieren Netzwerkzu­gänge für Kunden oder Geschäftsp­artner, und 41 Prozent verschlüss­eln ihren Mailverkeh­r.

Auch Penetratio­nstests, um den eigenen Sicherheit­smaßnahmen auf den Zahn zu fühlen, führen gerade einmal vier von zehn Unternehme­n durch. Intrusion Detection Systeme nutzt erst ein gutes Viertel der Betriebe.

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