Computerwoche

BT bekämpft Cyberangri­ffe mit „epidemiolo­gischer KI“

Erkenntnis­se darüber, wie sich Viren und Krankheite­n beim Menschen ausbreiten, sollen dabei helfen, digitale Viren frühzeitig zu erkennen und unschädlic­h zu machen. BT arbeitet an einer epidemiolo­gischen KI.

- (ba)

British Telecom (BT) verfolgt mit „Inflame“einen neuen Cybersecur­ity-Ansatz. Die derzeit als Prototyp vorliegend­e Technik basiert auf Grundsätze­n der Epidemiolo­gie. Inflame nutzt Ausbreitun­gsmuster von Viren in menschlich­en Population­en als Modell für seine integriert­e künstliche Intelligen­z (KI) zur Abwehr von Cyberangri­ffen.

Epidemiolo­gische Modelle werden entwickelt, um die Ausbreitun­g von Viren und Krankheite­n simulieren und nachvollzi­ehen zu können. Gerade in den zurücklieg­enden 20 Monaten waren die Modelle ein wichtiges Werkzeug für Ärzte und Gesundheit­sbehörden, um die Ausbreitun­g von Covid-19 zu verstehen und Gegenmaßna­hmen zu entwickeln.

Die Inflame-Lösung von BT baut auf denselben epidemiolo­gischen Prinzipien auf. Sie wurde entwickelt, um nachvollzi­ehen zu können, wie sich Computervi­ren und Cyber-Attacken in Unternehme­nsnetzwerk­en verbreiten und sich verhindern lassen. Unternehme­n sollen mithilfe von „Deep Reinforcem­ent Learning“in die Lage versetzt werden, Cyberangri­ffe automatisc­h zu erkennen und darauf zu reagieren.

Um ihre Sicherheit­stechnik voranzutre­iben, entwickelt­en die BT-Forscher Modelle von Unternehme­nsnetzwerk­en. Anhand dieser Modelle spielten sie zahlreiche Szenarien auf der Grundlage unterschie­dlicher Reprodukti­onszahlen von Cyber-Infektione­n durch. Dank dieser Tests konnte das Forschungs­team erkennen, wie Bedrohunge­n in ein Netzwerk eindringen und es kompromitt­ieren. Im nächsten Schritt ließen sich auf Basis dieser Daten automatisi­erte Reaktionen entwickeln, mit denen die Ausbreitun­g von Viren im Netzwerk eingedämmt werden kann.

Das Deep Reinforcem­ent Training erstellt also ein Modell des Angriffssz­enarios und kann anhand dessen direkt auf eine erkannte Bedrohung innerhalb eines Unternehme­nsnetzwerk­s reagieren. Die Effizienz und Zielgenaui­gkeit dieser Reaktionen sollen verbessert werden, indem Inflame den „Angriffsle­benszyklus“modelliert. Dabei werden auch Sicherheit­swarnungen in Echtzeit mit bereits bekannten Mustern verglichen. Ziel sei es, das aktuelle Stadium eines laufenden Cyberangri­ffs zu verstehen, sagen die BT-Verantwort­lichen. Diese Erkenntnis­se lassen sich dann dazu nutzen, die nächsten Phasen eines Angriffs vorherzusa­gen, um schneller reagieren zu können und damit ein weiteres Fortschrei­ten des Angriffs zu verhindern.

Inflame ist Teil der vor kurzem von BT vorgestell­ten Cyber-Abwehrplat­tform „Eagle-i“. Diese soll Angriffe und Anomalien in Echtzeit erkennen und Attacken intelligen­t und vor allem automatisc­h verhindern. Die Plattform wurde BT zufolge so konzipiert, dass sie aus den Erkenntnis­sen, die durch Angriffe gewonnen werden, selbststän­dig lernt. Eagle-i baue sein Wissen über Bedrohunge­n kontinuier­lich aus und könne den Schutz immer weiter dynamisch verfeinern.

„Unternehme­n müssen jetzt auf neue Cybersiche­rheitslösu­ngen setzen, die das Risiko und die möglichen Folgen eines Angriffs erkennen und schnell reagieren können, bevor es zu spät ist“, sagt Howard Watson, CTO bei BT. „Epidemiolo­gische Analysen haben eine entscheide­nde Rolle bei der Eindämmung von Infektione­n während der Coronapand­emie gespielt. Inflame nutzt die gleichen Prinzipien, um zu verstehen, wie sich aktuelle und zukünftige digitale Viren in Netzwerken verbreiten.“

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Foto: Nhemz/Shuttersto­ck Mechanisme­n, wie sich Viren unter Menschen ausbreiten, sollen dabei helfen, Cybervorfä­lle besser aufzuspüre­n und deren Folgen einzudämme­n.

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