Oracle drängt durch die Hintertür in Zukunftsmärkte
Branchenspezifische Angebote werden den Cloud-Markt der Zukunft prägen. Vor diesem Hintergrund ergibt Oracles Übernahme des Gesundheitsexperten Cerner Sinn.
Kurz vor Weihnachten kündigte Oracle überraschend an, sich mit dem Zukauf von Cerner ein breites Softwareportfolio für das Gesundheitswesen zuzulegen (siehe Seite 10). Wenige Monate zuvor hatte auch Microsoft mit der Übernahme von Nuance erklärt, sich in diesem gigantischen Markt positionieren zu wollen. Mit diesen Megadeals gerät der Softwaremarkt kräftig in Bewegung: Die weltgrößten Anbieter variieren ihre Strategien und steigen tiefer in das Geschäft mit vertikalen Lösungen ein.
Kombiniert mit ihren Cloud-Ambitionen könnte ein Schuh draus werden, erwarten doch die meisten Marktauguren, dass sich in den kommenden Jahren branchenspezifische Cloud-Lösungen durchsetzen werden. Die Ernte wird Oracle allerdings so bald nicht einfahren können. Die vielfältigen Beratungs- und Serviceleistungen von Cerner rund um den Betrieb von IT-Infrastrukturen in Krankenhäusern sind nicht das, worauf es der Softwarekonzern abgesehen hat. Und dann ist da noch die Nähe von Cerner zum ungeliebten Rivalen aus Walldorf: das eigene Krankenhausinformationssystem (KIS) ist in SAP for Healthcare integriert. Auch mit Oracles Cloud-Rivalen Amazon Web Services sind Cerner-Angebote tief verflochten.
Andererseits sitzt Cerner auf Unmengen von Daten im Gesundheitssektor und hat weltweit besten Zugang zu allen Stakeholdern in diesem Markt. Zudem hat diese Branche einen dringenden IT- Modernisierungsbedarf und steht vor einer Investitionswelle. Und schließlich ergibt sich für Oracle die Chance, durch einen klaren Branchenfokus schneller im Cloud-Business voranzukommen und vielleicht doch noch den Anschluss an Amazon, Microsoft und Google zu finden. Diese Argumente dürften alle Zweifel überwogen haben.
Herzlich, Ihr