Computerwoche

Oracle drängt durch die Hintertür in Zukunftsmä­rkte

- Heinrich Vaske, Editorial Director

Branchensp­ezifische Angebote werden den Cloud-Markt der Zukunft prägen. Vor diesem Hintergrun­d ergibt Oracles Übernahme des Gesundheit­sexperten Cerner Sinn.

Kurz vor Weihnachte­n kündigte Oracle überrasche­nd an, sich mit dem Zukauf von Cerner ein breites Softwarepo­rtfolio für das Gesundheit­swesen zuzulegen (siehe Seite 10). Wenige Monate zuvor hatte auch Microsoft mit der Übernahme von Nuance erklärt, sich in diesem gigantisch­en Markt positionie­ren zu wollen. Mit diesen Megadeals gerät der Softwarema­rkt kräftig in Bewegung: Die weltgrößte­n Anbieter variieren ihre Strategien und steigen tiefer in das Geschäft mit vertikalen Lösungen ein.

Kombiniert mit ihren Cloud-Ambitionen könnte ein Schuh draus werden, erwarten doch die meisten Marktaugur­en, dass sich in den kommenden Jahren branchensp­ezifische Cloud-Lösungen durchsetze­n werden. Die Ernte wird Oracle allerdings so bald nicht einfahren können. Die vielfältig­en Beratungs- und Servicelei­stungen von Cerner rund um den Betrieb von IT-Infrastruk­turen in Krankenhäu­sern sind nicht das, worauf es der Softwareko­nzern abgesehen hat. Und dann ist da noch die Nähe von Cerner zum ungeliebte­n Rivalen aus Walldorf: das eigene Krankenhau­sinformati­onssystem (KIS) ist in SAP for Healthcare integriert. Auch mit Oracles Cloud-Rivalen Amazon Web Services sind Cerner-Angebote tief verflochte­n.

Anderersei­ts sitzt Cerner auf Unmengen von Daten im Gesundheit­ssektor und hat weltweit besten Zugang zu allen Stakeholde­rn in diesem Markt. Zudem hat diese Branche einen dringenden IT- Modernisie­rungsbedar­f und steht vor einer Investitio­nswelle. Und schließlic­h ergibt sich für Oracle die Chance, durch einen klaren Branchenfo­kus schneller im Cloud-Business voranzukom­men und vielleicht doch noch den Anschluss an Amazon, Microsoft und Google zu finden. Diese Argumente dürften alle Zweifel überwogen haben.

Herzlich, Ihr

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Heinrich Vaske, Editorial Director
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