Dem deutschen ITK-Markt fehlt die Dynamik
Wenn Europa und Deutschland nicht gegenüber den USA und China den Anschluss bei Zukunftstechnologien finden, wird das allen Branchen und damit der gesamten Wirtschaft schaden.
Was der Branchenverband Bitkom dem deutschen ITKMarkt zum Jahresauftakt prognostizierte (siehe Seite 10), macht erst mal Mut – auch wenn die Bäume angesichts der andauernden Pandemie, der weltweiten Supply-Chain-Probleme, der galoppierenden Inflation und des Fachkräftemangels nicht in den Himmel wachsen dürften. Dank des starken Digitalisierungstrends soll der deutsche ITK-Markt dennoch auch 2022 um 3,6 Prozent auf 184,9 Milliarden Euro anwachsen.
Solide Zahlen eigentlich, im europäischen Durchschnitt ist das aber nur unteres Mittelmaß. Die Analysten von Forrester Research erwarten für das laufende Jahr ein um 5,4 Prozent wachsendes ITK-Geschäft in Europa. Und was noch nachdenklicher stimmt: In Ländern wie der Schweiz, Luxemburg oder auch in skandinavischen Ländern, wo die Technologieausgaben pro Kopf viel höher als in Deutschland sind, gibt es in Relation deutlich mehr Patentanmeldungen – also ein höheres Innovationslevel. Die Beschäftigten scheinen besser ausgebildet zu sein, und auch die Pro-Kopf-Produktivität ist offenbar größer.
Noch schmerzhafter wird es, wenn man den Blick nach China oder in die USA richtet. Bei extrem stark wachsenden Zukunftstechnologien wie KI, IoT, Big Data, Blockchain, 5G, 3D-Druck, Robotik, Drohnen oder Nanotechnologie hinkt Europa diesen Ländern weit hinterher. Gelingt es nicht, diese Technologien auch für mittelständische Betriebe nutzbar zu machen, wird Europa laut Forrester im weltweiten Wettbewerb klar das Nachsehen gegenüber den Nachbarn in Ost und West haben. Es wird also höchste Zeit, dass Politik und Gesellschaft auf allen Ebenen Rahmenbedingungen schaffen, damit die Querschnittstechnologie IT ihre volle Wirkung entfalten kann.
Herzlich, Ihr