Plant Google Ausgründung von Quanten-Startup Sandbox?
Angeblich denkt die Google-Holding Alphabet darüber nach, ihr Quantencomputing-Startup Sandbox zu verkaufen. Gerüchten zufolge arbeitet Sandbox an einem Quantencomputer mit Perpetuum-Mobile-Eigenschaften.
Während ansonsten große IT-Player wie IBM, Microsoft et cetera Startups kaufen, um Know-how zu erwerben, scheint die Google-Holding Alphabet 2022 den umgekehrten Weg zu verfolgen. Nach US-Medienberichten denkt Alphabet darüber nach, seine Quantencomputing-Tochter Sandbox noch in diesem Jahr auszugliedern.
Sandbox war von Alphabet als ein sogenanntes Moonshot-Projekt ins Leben gerufen worden. Alphabet bezeichnet damit besonders ehrgeizige Forschungsprojekte – in Anspielung auf die berühmte Rede von US-Präsident John F. Kennedy 1962, bis zum Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf den Mond zu schießen. Ein solcher Moonshot könnte Sandbox im letzten Jahr gelungen sein, als in einem Quantencomputer ein sogenanntes Zeitkristall geschaffen wurde.
Zeitkristalle machen aus einem Quantencomputer ein Perpetuum Mobile
Unter einem Zeitkristall verstehen Physiker ein Quantensystem, das selbst im Grundzustand, also dem Zustand niedrigster Energie, periodisch zwischen verschiedenen Konfigurationen hin und her pendelt – also faktisch eine Bewegung ohne Energie. Damit wäre man, so die „Neue Zürcher Zeitung“, nahe an einem Perpetuum Mobile. Ob dies überhaupt möglich ist, war in der theoretischen Physik lange umstritten, und erst 2017 gelang der erste experimentelle Nachweis eines Zeitkristalls.
Sollte es Sandbox wirklich gelingen, Quantencomputer mit Zeitkristallen zu realisieren, wäre dies eine Revolution. Derzeitige Quantencomputer basieren in der Regel auf supraleitenden Chips und arbeiten deshalb nahe am absoluten Nullpunkt. Dementsprechend sind eine aufwendige Kühlung sowie viel Energie dazu erforderlich – was die Kosten entsprechend in die Höhe treibt. Ein Quantencomputer auf Zeitkristall-Basis könnte dagegen deutlich günstiger betrieben werden.
Gefahr für die junge Quantencomputing-Branche
Ein solcher Quantencomputer würde in letzter Konsequenz den wirtschaftlichen Erfolg der ganzen Startups in Frage stellen, die weltweit an Quantencomputern auf Supraleiter-Basis arbeiten und teilweise massiv von staatlicher Seite gefördert wurden. Branchenbeobachter rätseln deshalb, was Alphabet mit einer entsprechenden Ausgründung erreichen will.
Geht es nur darum, von Sandbox‘ jüngsten Durchbrüchen auf dem Gebiet des Quantencomputings im Rahmen einer Ausgründung finanziell zu profitieren? Oder soll die Tochter als eigenständiges Unternehmen in die Lage versetzt werden, agiler agieren zu können, um neue Experimente in Eigenregie zu planen und sich selbst Geld zu beschaffen? Ebenso spannend ist die Frage, wie im Falle einer SandboxAusgründung die künftige Zusammenarbeit mit Google Quantum aussehen wird, einer weiteren Quantum-Computing-Initiative, an der Alphabet beteiligt ist.
Noch handelt es sich nur um Gerüchte, die sich nicht mit einem Blick in offizielle Unternehmensregister et cetera verifizieren lassen. Sie reichen jedoch, um im neuen Jahr für Diskussionen und Verunsicherung in der noch jungen Quantencomputing-Branche zu sorgen.