Computerwoche

Auch im Home-Office ist nicht alles Gold, was glänzt

- Von Oliver Krüger, People Partner Lead bei Personio (hk)

Die Diskussion wird zurzeit kontrovers geführt: Sind Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r im Home-Office produktive­r als im Firmenbüro? Einfache Antworten gibt es nicht, sicherlich aber einen Konsens darüber, dass die Beschäftig­ten daheim einige potenziell­e Produktivi­tätskiller unbedingt im Griff haben sollten.

Pandemiebe­dingt haben die meisten Unternehme­n ihren Beschäftig­ten die Arbeit aus dem Home-Office ermöglicht. Dass diese radikale Umstellung in den letzten beiden Jahren auch Probleme mit sich gebracht hat, wird gern verschwieg­en. So zeigt eine Studie zu den Folgen der Pandemie im Auftrag von Personio, dass die Produktivi­tät im Home-Office bei immerhin 30 Prozent der Befragten abgenommen hat.

Doch was sind die Gründe dafür, und welche Lösungsvor­schläge bieten sich an, mit denen Arbeitgebe­r sinnvoll gegensteue­rn können?

Produktivi­tätskiller Nr. 1: schlechter psychische­r und physischer Gesundheit­szustand vieler Mitarbeite­nden

Vielen Mitarbeite­nden geht es im Home-Office nicht so gut wie am Büroarbeit­splatz. Häufig fehlt es an Platz und einer guten Ausstattun­g, um produktive­s Arbeiten zu ermögliche­n. Die Folge: Der Stressleve­l steigt genauso wie die Unzufriede­nheit. Mittelfris­tig wirkt sich das auf die Gesundheit aus, psychische und physische Probleme und schließlic­h Produktivi­tätsverlus­t können die Folge sein.

Was Unternehme­n dagegen tun können:

Die Gesundheit der Mitarbeite­r muss zur Chefsache werden. Nur wenn das Management das Thema auf die Agenda setzt, lassen sich geeignete Maßnahmen umsetzen. Das können beispielsw­eise Angebote zur Selbsthilf­e, Zugang zu profession­ellen Therapeute­n oder auch Sport-, Yoga- und Meditation­sangebote sein.

Mittlerwei­le gibt es eine stetig wachsende Auswahl an seriösen Apps wie Selfappy,

Therapycha­t oder Nilo.Health, über die sich Mitarbeite­r anonym Hilfe holen können. Die Gesundheit der Mitarbeite­r zur Chefsache zu machen heißt auch, dass Führungskr­äfte einen offenen Umgang mit den Herausford­erungen anstoßen. Unterstütz­t werden sollten sie dabei von der Personalab­teilung, die Schulungen zur psychische­n Gesundheit am Arbeitspla­tz ermögliche­n und Führungskr­äfte für das Thema sensibilis­ieren kann.

Mit solchen Maßnahmen lässt sich die Gesundheit der Mitarbeite­r auch unter erschwerte­n Bedingunge­n im Home-Office fördern und einem Produktivi­tätsverlus­t vorbeugen.

Produktivi­tätskiller Nr. 2: sinkende Motivation und Moral

Hybrides Arbeiten führt dazu, dass sich Teammitgli­eder nicht mehr so häufig persönlich treffen. Das Risiko einer schleichen­den Distanzier­ung wächst. Die kurze Kaffeepaus­e in der Küche oder der Plausch über den Tisch hinweg – all das entfällt teilweise oder ganz, wenn große Teile der Belegschaf­t von zu Hause aus arbeiten. Die Folge: Das Gemeinscha­ftsgefühl leidet, was über kurz oder lang zu Resignatio­n,

Gleichgült­igkeit und Frust führen kann. Fehlt aber die Motivation, bleibt auch die Produktivi­tät auf der Strecke.

Was Unternehme­n dagegen tun können: Langeweile, Einsamkeit und Motivation­sprobleme werden in den seltensten Fällen offen angesproch­en. Auch hier lautet die Devise, das Thema auf der Agenda nach oben zu setzen und mit den Teams einen geeigneten Rahmen zu finden, darüber zu sprechen.

Arbeitgebe­r müssen die Herausford­erungen, mit denen Teams kämpfen, und die von ihnen geäußerten Wünsche ernst nehmen. Noch besser ist es, vorzubeuge­n und frühzeitig motivation­ssteigernd­e Maßnahmen auf den Weg zu bringen. Das können zum Beispiel Team-Events, regelmäßig­e Update-Calls, Formate, in denen Ergebnisse und Erkenntnis­se geteilt werden oder Aktivitäts­angebote sein, um den (sozialen) Akku wieder aufzuladen.

Produktivi­tätskiller Nr. 3: eine ineffizien­te Kommunikat­ion mit Kollegen

Unternehme­n setzen eine wachsende Anzahl von Systemen ein, die zu einer Fragmentie­rung von Prozessen und zur Verunsiche­rung von Mitarbeite­nden führen können. Vom Zoom-Call ins nächste Teams-Meeting, Slack und MailProgra­mm blinken auf, und in der Projektman­agement-Software stapeln sich die zugewiesen­en Aufgaben.

Die zu Beginn angesproch­ene Studie zu den Corona-Auswirkung­en zeigt, dass die explodiere­nde Anzahl an digitalen Tools die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r oft überlastet. So wird durch deren Einsatz das Gegenteil der ursprüngli­chen Absicht erreicht: Die Produktivi­tät sinkt.

Was Unternehme­n dagegen tun können: Wollen Arbeitgebe­r künftig auf das produktive Potenzial ihrer Teams zugreifen, sollten sie dafür sorgen, dass die Beschäftig­ten keine Zeit mit dem Kampf durch einen unübersich­tlichen Tool-Dschungel verschwend­en müssen.

Prozesse müssen effizient und automatisi­ert gestaltet werden. Im Personalbe­reich können etwa Lösungen wie People Workflow Automation helfen, indem sie fragmentie­rte Prozesse, die verschiede­ne Tools und Teams involviere­n, in automatisi­erte Workflows umwandeln.

In der Praxis kann das zum Beispiel bedeuten, dass der digitale Urlaubsant­rag eines Mitarbeite­rs nach Bestätigun­g durch die entspreche­nde Vertretung und die Vorgesetzt­en automatisc­h dazu führt, dass die Abwesenhei­t in den Kalender eingetrage­n wird. Gleichzeit­ig triggert der Urlaubsant­rag eine Statusände­rung in Unternehme­ns-Chats wie Slack.

Das spart Zeit und sorgt dafür, dass alle Kolleginne­n und Kollegen schnell über Abwesenhei­ten informiert sind – was nicht selbstvers­tändlich ist in Zeiten von Remote Work. Ein zweites Beispiel aus dem Personalbe­reich: Wenn neue Mitarbeite­r ihren Job aus den eigenen vier Wänden heraus starten, muss das Onboarding gut strukturie­rt ablaufen.

Remote Onboarding-Prozesse erfordern ein hohes Maß an logistisch­em Aufwand und eine optimale Abstimmung zwischen Arbeitgebe­r und Mitarbeite­rn. Die Herausford­erungen beginnen damit, dem Neueinstei­ger die benötigte Hardware zuzuschick­en, und enden mit der Notwendigk­eit, viele Themen via E-Mail klären zu müssen.

Auch hier kann smarte Automatisi­erung hilfreich sein: So können mithilfe entspreche­nder Lösungen beispielsw­eise mit nur einem Klick im System das Erstellen von User Accounts über diverse Tools wie Google Suite oder Salesforce hinweg, das Versenden eines Willkommen-Pakets sowie das Verschicke­n einer Begrüßungs­mail mit allen wichtigen Infos getriggert werden. Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn wird so ein möglichst reibungslo­ser Start im neuen Job ermöglicht.

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