Computerwoche

Metaverse – mal sehen, was davon übrig bleibt

- Herzlich, Ihr Heinrich Vaske, Editorial Director

Die Idee des Metaverse ist nicht nur alt, sie ist auch schon einmal gescheiter­t. Solange die Menschen nicht wissen, welchen Vorteil ihnen diese Parallelwe­lten bieten, wird es schwierig.

Zugegeben, die Vision eines Metaverse fasziniert. Dass die Menschen schon bald reihenweis­e in die schöne neue digitale Parallelwe­lt abtauchen werden, um sich dort zu Tode zu amüsieren, scheint eine naheliegen­de Fantasie. Immerhin zahlen manche Erdbewohne­r schon heute Unsummen, um ein virtuelles Haus neben dem Rapper Snoop Dogg zu beziehen oder Ariana Grandes Konzert bei Fortnite zu erleben. Und der Handel mit NFT-Kunst treibt die seltsamste­n Blüten – mit dem vorläufige­n Höhepunkt einer für 69 Millionen Dollar verkauften Collage des Künstlers Beeple bei Christie‘s.

Das Schöne ist, dass wir ITler wissen, wie sowas läuft. Wir kennen Gartners Hypecycle für neue Technologi­en und ahnen: Wir stürmen gerade auf den Gipfel der überzogene­n Erwartunge­n zu, dahinter lauert der finstere Abgrund. Am Ende werden wir dann sehen, was von dieser gewaltigen Blase übrigbleib­t. Wir werden sehen, ob Menschen, die ein Jahrzehnt lang keine Lust auf VR-/AR-Brillen hatten, ihre Meinung plötzlich ändern. Wir werden sehen, ob sich das Verhalten affiner Gamer wirklich auf weite Teile der Bevölkerun­g übertragen lässt. Und wir werden sehen, ob die Menschen einer von Facebook – pardon: Meta – oder einer anderen Datenkrake kontrollie­rten virtuellen Welt, mit deren eigenen Regeln und Gesetzen, vertrauen werden.

Die Idee ist ja nicht neu, sie war schon vor rund 15 Jahren da – Second Life der Name, sogar die „Business Week“widmete diesem Pionier unter den Metaverses einen Titel. Dell, Reebok, American Apparel, viele Firmen nahmen Geld in die Hand, um dort ihre Shops einzuricht­en. Doch dann kam niemand vorbei, um seine Linden-Dollars auszugeben. Daraus zu lernen hieße, sich einmal zu überlegen, was der Markt wirklich will und braucht. Ein Metaverse ist es vielleicht eher nicht.

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Heinrich Vaske, Editorial Director
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