Volvo setzt bei seinen kommenden Elektro-SUVs auf Android-Technologie
In der Autobranche ist das Softwarezeitalter angebrochen, die großen Hersteller positionieren sich mit eigenen Plattformansätzen und Betriebssystemen. Einen anderen Weg als Volkwagen, BMW und Mercedes Benz wählt Volvo: Der Konzern vertraut in seinen Fahrercockpits auf Smartphone-Technologie.
Volvo setzt in seinen kommenden Sport Utility Vehicles (SUVs) mit Elektroantrieb und auch mit dem für dieses Jahr angekündigten SUV „Polestar 3“auf Smartphone-Technologie. Von Qualcomm kommt die digitale Cockpit-Technologie, von Google das Betriebssystem Android Automotive.
Software und Betriebssystem rücken im angebrochenen Zeitalter der Software Defined Vehicles immer mehr in den Mittelpunkt des Autobaus. Sie können künftig das Markenimage eines Herstellers prägen. Dabei haben die Fahrzeughersteller zwei Optionen: Entweder sie entwickeln Software und Betriebssystem selbst, oder sie setzen auf Kooperationen mit IT-Unternehmen. Das allerdings ist durchaus riskant, denn auch große IT-Player wie
Google, Microsoft, Apple, Intel, Qualcomm oder IBM hoffen darauf, in den Innenräumen der Fahrzeuge den Ton anzugeben.
Selbst entwickeln oder kooperieren?
Für einen eigenen Weg in die digitale Zukunft haben sich etwa Tesla, BMW mit dem „OS7“und „OS8“oder Mercedes-Benz entschieden. So planen die Stuttgarter, bis 2024 das eigene Mercedes-Benz Operating System – kurz „MB.OS“– fertiggestellt zu haben. Volkswagen arbeitet derweil an seinem „vw.os“, einer Softwareplattform für alle VW-Modelle auf der Basis von Linux. Es soll in Fahrzeugen aller Marken des VW-Konzerns eingesetzt werden – vergleichbar mit dem Android-Betriebssystem, das bekanntlich auf den Smartphones verschiedener Hersteller läuft.
Ganz auf sich allein verlassen wollen sich die Wolfsburger allerdings nicht: Im Rahmen der Volkswagen Automotive Cloud arbeitet der Konzern mit Partnern wie Microsoft an einem digitalen Ökosystem für die vernetzte Mobilität der Zukunft. Vollends auf Kooperationen vertrauen Volvo und Stellantis. Die Franzosen entwickeln zusammen mit Amazon Web Services
eine digitale Plattform, wobei AWS als der bevorzugte Cloud-Anbieter zum Zuge kommt. Darüber hinaus ist geplant, verschiedene Entwicklungs- und Innovationsinitiativen zu starten sowie Tausende von Stellantis-Mitarbeitern in Software- und Cloud-Techniken weiterzubilden.
Volvo setzt auf Qualcomm und Google
Volvo indes übt einen engen Schulterschluss mit Qualcomm und Google. Das Dreigestirn hat dazu eine langfristige Roadmap entwickelt. Im Zuge der Zusammenarbeit sollen die Infotainment-Systeme im Polestar 3 SUV und im kommenden vollelektrischen SUV von Volvo Cars mit der Snapdragon-Cockpit-Plattform der nächsten Generation und Android Automotive als Betriebssystem ausgestattet werden.
Auf diese Weise sollen Wireless-Technologien wie WiFi 6 oder 5G im Auto Einzug halten und erweiterte WLAN- und Bluetooth-Funktionen geboten werden. Zudem soll den Nutzern mit dem Android Automotive Operating System (AAOS) ein verbessertes Benutzererlebnis geboten werden. Dazu werden Features wie eine sprachgesteuerte Hilfe durch den Google Assistant, eine Navigation mit Google Maps sowie ein breites Ökosystem von Automobilanwendungen und -diensten auf Google Play gehören. Künftige Verbesserungen werden als Over-the-Air-Updates (OTAs) ausgerollt.
Android als Auto-OS
Im Gegensatz zu Android Auto und Apple Carplay, die direkt auf dem Smartphone laufen, ist Android Automotive OS eine angepasste Version von Android, die vorinstalliert als integriertes Infotainment-Betriebssystem im Auto läuft. Für iPhone-Nutzer dürfte dies wohl zwangsläufig bedeuten, dass sie im Auto Android benutzen werden, da es kaum eine Carplay-Schnittstelle geben dürfte, wie sie gerade heute für viele Infotainment-Systemen erhältlich ist – wenn auch häufig nur gegen Aufpreis.
Zudem soll sich das neue System dank der 3rd Generation Snapdragon Cockpit Platforms deutlich schneller und flüssiger bedienen lassen als heutige Infotainment-Systeme. Diese können verwöhnte Nutzer eines High-EndSmartphones mit ihren trägen Reaktionszeiten durchaus zur Verzweiflung treiben. Glaubt man den Zahlen von Qualcomm, dann wartet die Snapdragon-Plattform demgegenüber mit einer 2,5 mal höheren Geschwindigkeit des Gesamtsystems auf und bietet ein um den Faktor fünf bis zehn beschleunigtes Grafik-Rendering sowie eine 2,5 mal schnellere digitale Audiosignalverarbeitung.
Upgrade-Pfad für die Zukunft?
Dabei basiert die 3rd-Generation-Plattform, die im kommenden Polestar-SUV zum Einsatz kommen soll, laut Qualcomm auf einem „Snapdragon 820 SoC“. Das ist nicht der schnellste mobile Prozessor, er kam bereits 2016 heraus und wurde damals als superschneller ARMChip in Smartphones wie dem Samsung Galaxy S7 oder dem Google Pixel 1 verbaut. Doch auch wenn die Plattform derzeit nicht die allerneuesten Chips verwendet, könnte Volvos Entscheidung ein cleverer Schachzug sein: Indem eine nahezu identische Hard- und Softwareplattform wie in Smartphones verbaut wird, könnte der schwedisch-chinesische Autobauer von der kontinuierlichen Smartphone-Weiterentwicklung profitieren.
Damit hätte Volvo Zugriff auf einen einfachen, konsistenten ARM- und Android-UpgradePfad, während die Mitbewerber mit eigenem Betriebssystem die Weiterentwicklung selbst betreiben müssen, was teuer und zeitaufwendig ist. Nicht umsonst stellt Mercedes für die Entwicklung des MB.OS derzeit am Standort Sindelfingen 1.000 neue Softwareentwickler ein und sucht weltweit 2.000 weitere Experten. Volkswagen hatte Mitte 2020 angekündigt, sieben Milliarden Euro in digitales Know-how zu investieren und bis 2025 ein 10.000 Köpfe starkes Expertenteam aufzustellen.
Vom 16. bis 18. Februar 2022 finden zum 20. Mal die Hamburger IT-Strategietage statt. CIO-Herausgeber Horst Ellermann verrät Highlights und Fettnäpfchen. Und warum er sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Thomas Gottschalk liefert. CW: Horst, 20 Jahre Hamburger IT-Strategietage. Wird das nicht langsam langweilig?
Horst Ellermann: Nein, nie.
CW: Wenn du zurückschaust, welcher Redner hat dich komplett umgehauen – und warum?
Ellermann: Ron van Kemenade, CIO der ING: Ich habe noch nie einen Redner erlebt, der auf der Bühne so präzise und klar ist. Ich habe ihn nach einem Detail gefragt, und er sagte, ich solle mal elf Folien zurückblättern, da stünde unten rechts die exakte Zahl. Dazu muss man wissen: Ron ist blind.
CW: Und die prominenten Speaker?
Ellermann: Die waren auch gut. Politiker wie Heiner Geisler, Peer Steinbrück, Olaf Scholz und Christian Lindner, aber auch der Philosoph Richard David Precht haben immer eine gute Show abgeliefert. Doch so präzise wie Ron waren sie in ihren Aussagen nie.
CW: Welche These war am gewagtesten?
Ellermann: Swen Rehders, damals noch bei Atos, hat sich zu der These verstiegen, dass es bald keine E-Mails mehr gibt. Das war vor rund zehn Jahren. Dauert wohl noch ein Weilchen.
CW: Dein größtes Fettnäpfchen?
Ellermann: Wir hatten mal eine junge Co-Moderatorin, die eigentlich gut war, sich bei ITFragen aber gerne in die Kleine-Mädchen-Rolle zurückgezogen hat. Da bin ich begeistert drauf eingestiegen. Onkel Horst hat dann die Welt erklärt und sie behandelt wie Hans-Joachim Kulenkampff seine TV-Assistentin Gabi vor 50
Jahren. Ich habe erst hinterher gemerkt, wie gerne ich den Chauvi spiele, wenn frau mich lässt. Beängstigend.
CW: Wen hättest Du gerne einmal dabei?
Ellermann: Edward Snowden in Echt. Und in der Gewissheit, dass er danach die Bühne nicht in Handschellen verlässt.
CW: Kannst du dich noch an die erste Konferenz erinnern?
Ellermann: Klar, da haben wir uns mit 250 Gästen im Interconti an der Außenalster gedrängelt. Der Saal hatte gefühlt 2,5 Meter Deckenhöhe. Es war alles ziemlich eng. Wir waren trotzdem froh, so viele Gäste zu haben. Eine IT-Konferenz in Hamburg zu veranstalten – ich hätte damals keine zehn Cent darauf gewettet, dass das klappen kann.
CW: Heute ist es der größte deutsche IT-Anwenderkongress. Was erwartet uns 2022?
Ellermann: Wir haben 35 Keynoter und gut 24 Stunden Live-Programm. Das kann sich natürlich kein Mensch alles angucken. Aber die eine oder andere Session ist sicher für jeden dabei.
CW: Wie lange willst du den Job als Moderator eigentlich noch machen?
Ellermann: Bis man mich von der Bühne schubst. Hans Rosenthal hat 15 Jahre lang „Dalli-Dalli“moderiert. Wim Thoelke 18 Jahre lang „Der große Preis“. Nur Thomas Gottschalk liegt mit 22 Jahren noch vor mir. Nun hat er allerdings erklärt, dass er „Wetten dass?“weitermachen will, bis er umfällt. Kann also sein, dass ich ihn nie einhole. Egal. Ich versuche es trotzdem.