Der Ukraine-Krieg wirft ein neues Licht auf den IT-Markt
Die weltweiten Märkte sind tief miteinander verwoben. Nirgends zeigt sich das so wie im globalen Cloud-Business der Hyperscaler. In Kriegszeiten wird das besonders schmerzlich sichtbar.
Russlands Angriff auf die Ukraine hat auch Auswirkungen auf den weltweiten ITK-Markt. Die Liste der Unternehmen, die ihre Geschäfte mit russischen Kunden heruntergefahren haben, ist lang und umfasst das Who‘s who der Branche. Aber „heruntergefahren“heißt eben nicht „eingestellt“: Es geht hier immer lediglich um ein Einfrieren des Neukundengeschäfts. Laufende Verträge, insbesondere mit Cloud-Kunden, sind nicht betroffen.
Der Ukraine-Konflikt ist der Ernstfall – für die Kriegsparteien und ihre Verbündeten sowieso, aber auch für die ITK-Branche. Wenn Deutschland vorgeworfen wird, den Krieg mit seinen Öl- und Gasimporten mitzufinanzieren, dann sollte auch erwähnt werden, dass IT-Services aus aller Welt den Angreifern helfen, sich zu organisieren, E-Mails zu versenden, Daten zu analysieren und Informationen zu speichern. Und daran wird sich auch zukünftig nichts ändern.
Die drei Hyperscaler investieren jedes Jahr zweistellige Milliardensummen in ihre globale Cloud-Infrastruktur. Erst vor wenigen Tagen kündigte Microsoft an, seine fünfte Azure-Region in China zu eröffnen und so seine Kapazitäten im Reich der Mitte mal eben zu verdoppeln. Man stelle sich vor, was passieren würde, wenn Microsoft im Zuge der Sanktionen alle laufenden Dienste in Russland einfrieren würde. Neben dem russischen wäre für den Softwaregiganten wohl auch der gigantische China-Markt mit einem Schlag ruiniert. Viele andere Regierungen – auch solche, die Demokratie gerade noch üben – würden sich einreihen und ebenfalls neu überlegen, mit wem sie künftig Geschäfte machen wollen. So oder so: Im globalen Cloud-Business wachsen die gegenseitigen Abhängigkeiten dramatisch. Jedes Unternehmen muss spätestens jetzt über mögliche Konsequenzen nachdenken.