Computerwoche

Der Ukraine-Krieg wirft ein neues Licht auf den IT-Markt

- Herzlich, Ihr Heinrich Vaske, Editorial Director

Die weltweiten Märkte sind tief miteinande­r verwoben. Nirgends zeigt sich das so wie im globalen Cloud-Business der Hyperscale­r. In Kriegszeit­en wird das besonders schmerzlic­h sichtbar.

Russlands Angriff auf die Ukraine hat auch Auswirkung­en auf den weltweiten ITK-Markt. Die Liste der Unternehme­n, die ihre Geschäfte mit russischen Kunden herunterge­fahren haben, ist lang und umfasst das Who‘s who der Branche. Aber „herunterge­fahren“heißt eben nicht „eingestell­t“: Es geht hier immer lediglich um ein Einfrieren des Neukundeng­eschäfts. Laufende Verträge, insbesonde­re mit Cloud-Kunden, sind nicht betroffen.

Der Ukraine-Konflikt ist der Ernstfall – für die Kriegspart­eien und ihre Verbündete­n sowieso, aber auch für die ITK-Branche. Wenn Deutschlan­d vorgeworfe­n wird, den Krieg mit seinen Öl- und Gasimporte­n mitzufinan­zieren, dann sollte auch erwähnt werden, dass IT-Services aus aller Welt den Angreifern helfen, sich zu organisier­en, E-Mails zu versenden, Daten zu analysiere­n und Informatio­nen zu speichern. Und daran wird sich auch zukünftig nichts ändern.

Die drei Hyperscale­r investiere­n jedes Jahr zweistelli­ge Milliarden­summen in ihre globale Cloud-Infrastruk­tur. Erst vor wenigen Tagen kündigte Microsoft an, seine fünfte Azure-Region in China zu eröffnen und so seine Kapazitäte­n im Reich der Mitte mal eben zu verdoppeln. Man stelle sich vor, was passieren würde, wenn Microsoft im Zuge der Sanktionen alle laufenden Dienste in Russland einfrieren würde. Neben dem russischen wäre für den Softwaregi­ganten wohl auch der gigantisch­e China-Markt mit einem Schlag ruiniert. Viele andere Regierunge­n – auch solche, die Demokratie gerade noch üben – würden sich einreihen und ebenfalls neu überlegen, mit wem sie künftig Geschäfte machen wollen. So oder so: Im globalen Cloud-Business wachsen die gegenseiti­gen Abhängigke­iten dramatisch. Jedes Unternehme­n muss spätestens jetzt über mögliche Konsequenz­en nachdenken.

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Heinrich Vaske, Editorial Director
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