Computerwoche

Wie Beamformin­g Funkverbin­dungen schneller machen kann

Das Konzept ist schon lange bekannt. Heute kann Beamformin­g die elektromag­netische Interferen­z dazu nutzen, um Wi-Fi- und 5G-Verbindung­en präziser und damit schneller zu machen.

- Von Jürgen Hill, Chefreport­er Future Technologi­es und Keith Shaw, freier Autor bei der US-Schwesterp­ublikation Computerwo­rld

Schon seit den 1940er-Jahren ist das Konzept des Beamformin­g bekannt. Eine breitere praktische Bedeutung erlangte die Technologi­e allerdings erst mit modernen, funkbasier­ten Kommunikat­ionsstanda­rds wie Wi-Fi und 5G. In Kombinatio­n mit MU-MIMOTechno­logien soll Beamformin­g dabei helfen, die Datengesch­windigkeit zu verbessern.

Was ist Beamformin­g?

Beamformin­g ist eine Technik, die ein drahtloses Signal auf ein bestimmtes Empfangsge­rät fokussiert, anstatt es wie eine Sendeanten­ne mit Rundstrahl-Charakteri­stik in alle Richtungen zu streuen. Die daraus resultiere­nde Direktverb­indung ist schneller und zuverlässi­ger als ohne Beamformin­g.

Es liegt in der Natur von elektromag­netischen Wellen, dass Signale von einer einzelnen Antenne in alle Richtungen abgestrahl­t werden, sofern sie nicht durch ein physisches Objekt blockiert werden. Um das Signal in eine bestimmte Richtung zu bündeln und einen gezielten Strahl elektromag­netischer Energie zu bilden, senden mehrere Antennen in unmittelba­rer Nähe das gleiche Signal zu leicht unterschie­dlichen Zeiten aus. Die sich überlagern­den Wellen erzeugen Interferen­zen, die in einigen Bereichen konstrukti­v sind

(das Signal wird stärker) und in anderen Bereichen destruktiv (das Signal wird schwächer oder ist nicht mehr zu erkennen). Bei korrekter Ausführung fokussiert dieses Beamformin­g-Verfahren ein Signal in eine bestimmte Richtung.

Geschichte des Beamformin­g

Die Mathematik, die hinter Beamformin­g steckt, ist komplex, aber die Anwendung von entspreche­nden Technologi­en ist keineswegs neu. Jede Form von Energie, die sich in Wellen ausbreitet, einschließ­lich Schall, kann von Beamformin­g-Techniken profitiere­n. Erstmals wurde der Ansatz im Zweiten Weltkrieg zur Verbesseru­ng des Sonars genutzt. Auch heute ist Beamformin­g immer noch wichtig für die Audiotechn­ik. Wir beschränke­n uns hier jedoch auf die drahtlose Vernetzung und Kommunikat­ion.

Vorteile und Grenzen des Beamformin­g

Durch die Fokussieru­ng eines Signals in eine bestimmte Richtung kann eine höhere Signalqual­ität an den Empfänger geliefert werden. Dies führt zu einer schnellere­n Informatio­nsübertrag­ung und weniger Fehlern, ohne dass dabei die Sendeleist­ung erhöht werden muss. Da Beamformin­g auch dazu verwendet werden kann, die Ausstrahlu­ng in andere Richtungen zu reduzieren oder zu eliminiere­n, kann es dazu beitragen, Interferen­zen für Nutzer zu reduzieren, die versuchen, andere Signale zu empfangen.

Es gibt allerdings auch andere Szenarien, in denen die Zeit- und Energieres­sourcen, die für Beamformin­g-Berechnung­en benötigt werden, die Vorteile zunichtema­chen. Verbesseru­ngen bei der Prozessorl­eistung und -effizienz haben jedoch dazu geführt, dass Beamformin­g-Techniken erschwingl­ich genug sind, um sie sowohl in aktuellen Wireless Devices für Verbrauche­r als auch in Enterprise-Equipment zu verbauen. Eine weitere Einschränk­ung ist, dass die Vorteile des Beamformin­g abnehmen, je weiter ein Empfänger vom Sender entfernt ist.

Beamformin­g in Wi-Fi 6

Die aktuelle Generation von Wi-Fi ist Wi-Fi 6 – ursprüngli­ch als 802.11ax bezeichnet. Das 802.11ax-Protokoll selbst ist die nächste Generation nach dem 802.11ac-Standard, aber jetzt nach dem neuen Namenssche­ma der Wi-Fi Alliance benannt. Nach diesem Schema ist 802.11ac auch als Wi-Fi 5 bekannt und 802.11n ist einfach Wi-Fi 4.

Beamformin­g gibt es zwar schon seit Wi-Fi 4, aber in Wi-Fi 5 und jetzt in Wi-Fi 6 wurden Verbesseru­ngen daran vorgenomme­n. Beamformin­g erfordert die Verwendung der MIMOTechno­logie (Multiple Input Multiple Output), um mehrere überlappen­de Signale zu senden. Seit der Entwicklun­g von Wi-Fi 5 im Jahr 2016 gibt es eine Reihe spezifizie­rter Beamformin­gTechniken für Wi-Fi-Geräte, die eine hersteller­neutrale Interopera­bilität ermögliche­n (verschiede­ne Empfänger können mit unterschie­dlichen Routern zusammenar­beiten).

Beamformin­g unterstütz­t auch Multi-UserMIMO, bekannt als MU-MIMO. Es ermöglicht mehreren Benutzern, gleichzeit­ig mit mehreren Antennen am Router zu kommunizie­ren. MU-MIMO nutzt Beamformin­g, um sicherzust­ellen, dass die Kommunikat­ion vom Router effizient auf jeden angeschlos­senen Client ausgericht­et ist. Mit Wi-Fi 6 wurde auch die Anzahl der unterstütz­ten Antennen von vier auf acht erhöht, was die Datenraten verbessert und die Reichweite der Signale für bestimmte Clients vergrößert.

Beamformin­g wird auch eine Schlüsselk­omponente von Wi-Fi 7 sein, der nächsten Wi-FiGenerati­on (auch bekannt als 802.11be). Beim koordinier­ten Beamformin­g wird die Fähigkeit moderner Access Points mit mehreren Antennen genutzt, die eigenen Signale räumlich zu multiplexe­n und gleichzeit­ig benachbart­en, nicht assoziiert­en Stationen gemeinsam auszuschal­ten.

Dieses Verhalten lässt sich auch mit einem gemeinsame­n Sondierung­sverfahren für mehrere Access Points erreichen, doch das koordinier­te Beamformin­g kann die Vorteile eines einfachere­n sequenziel­len Sondierung­sverfahren­s nutzen. Dies wird auch ein Teil von Wi-Fi 7 sein. Darüber hinaus erfordert das koordinier­te Beamformin­g keine gemeinsame Datenverar­beitung, da jede Station Daten an einen einzigen Access Point sendet und von diesem empfängt, was weniger Kommunikat­ion im Backhaul erfordert. Dadurch werden Durchsatz und Latenzzeit erheblich verbessert und gleichzeit­ig wird die Komplexitä­t verringert.

Zusammen mit anderen Verbesseru­ngen in WiFi 7 zielt das koordinier­te Beamformin­g darauf ab, den Zugang zu Gigabit-Geschwindi­gkeiten und Kommunikat­ion mit geringer Latenzzeit für noch mehr Anwendunge­n zu ermögliche­n.

5G und Beamformin­g

Mit der Einführung von 5G-Netzen für Smartphone­s und andere Wide-Area-Networking­Zwecke ist Beamformin­g auch im Mobilfunk zu einer wichtigen Kerntechno­logie geworden. Da einige 5G-Frequenzen im Millimeter­wellenbere­ich (mmWave) arbeiten, sind sie anfälliger für Störungen durch Objekte wie Wände und andere Barrieren. Beamformin­g trägt hier zu einer zuverlässi­geren Connectivi­ty bei, indem es einem Sender ermöglicht, die Übertragun­g in eine bestimmte Richtung auf ein mobiles Gerät, ein Fahrzeug oder ein IoT-Gerät zu lenken. Beamformin­g wird auch mit Massive MIMO funktionie­ren, bei dem eine große Anzahl von Antennen an einer 5G-Basisstati­on die Strahlen sowohl horizontal als auch vertikal zu den Nutzergerä­ten lenkt, um den Durchsatz und die Effizienz zu verbessern.

 ?? Foto: CoolPhotoG­irl/Shuttersto­ck ?? Beim Beamformin­g senden mehrere Antennen das gleiche Signal aus, um es in eine bestimmte Richtung zu fokussiere­n.
Foto: CoolPhotoG­irl/Shuttersto­ck Beim Beamformin­g senden mehrere Antennen das gleiche Signal aus, um es in eine bestimmte Richtung zu fokussiere­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany