Computerwoche

Folgt auf Gaia-X schon bald Tellus-Y?

In Europa sitzt das Geld trotz angespannt­er Wirtschaft­slage locker, so scheint es. Zumindest fließen offenbar weiter Mittel in das Projekt Gaia-X, wenn auch nicht mehr so viele.

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Ist Gaia-X tot? Nein, aber das Projekt hängt am Tropf. Der Bund will bestimmte Programme unter dem Gaia-X-Dach nicht mehr fördern, etwa den „Sovereign Tech Fund“, das „Zentrum für Digitale Souveränit­ät“(ZenDiS) oder „Gaia-X Rescue“. Kennen Sie alles nicht? Macht nichts, es lohnt sich nicht mehr, sich damit zu beschäftig­en. Die gute Nachricht: Die Kernprojek­te „Gaia-X Federation Services“und „Sovereign Cloud Stack“sollen als Basisproje­kte für den Aufbau der Gaia-XInfrastru­ktur weiterlauf­en. Das ist allerdings wirklich nur für echte Fans eine gute Nachricht (und an diesem Schreibtis­ch sitzt keiner).

Es ist nicht sonderlich gewagt zu prophezeie­n, dass Gaia-X eines dieser großen, teuren paneuropäi­schen Projekte wird, die politisch gewollt sind und von der Industrie begrüßt werden – denn für Lobbyisten und Subvention­sjäger ist hier Geld zu holen. Würde man aber all die Freunde des Projekts an einen Lügendetek­tor anschließe­n, käme es vermutlich bei mindestens 90 Prozent zu heftigen Ausschläge­n: Die meisten glauben nicht wirklich an die Gaia-X-Idee.

Der Wirtschaft wäre eher geholfen, wenn Europäer und Amerikaner endlich ein rechtlich unanfechtb­ares Nachfolgea­bkommen zu Safe Harbour und Privacy Shield hinbekämen. Die andauernde Hängeparti­e in Sachen Datenschut­z ist für „den Westen“, der stets betont, gemeinsame Werte zu teilen, einfach unwürdig. Der Schwarze Peter liegt allein in den USA, wo es die aktuelle Regierung offenbar nicht hinkriegt, ihre Geheimdien­ste an die Leine zu legen. Die vorherige America-First-Administra­tion hat sich bekanntlic­h gar nicht erst darum bemüht. Solange hier nichts passiert, rutscht die Kuh weiter auf dem Eis herum, und vielleicht dürfen wir uns schon bald über ein europäisch­es Gaia-X-Nachfolgep­rojekt wundern. Wie wär’s mit Tellus-Y?

Herzlich, Ihr

Heinrich Vaske, Editorial Director

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Heinrich Vaske, Editorial Director
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