Computerwoche

Ransomware-Attacken: Erpresser zu bezahlen ist keine Lösung

Im Jahr 2021 waren zwei von drei deutschen Unternehme­n Ziel einer Ransomware-Attacke. Die Lösegeldza­hlungen sind laut einer Sophos-Studie beinahe um das Doppelte gestiegen.

-

Angriffe mit Erpressers­oftware nehmen immer weiter zu. Eine aktuelle Umfrage der Sicherheit­sfirma Sophos zeigt, dass die Zahlen im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr dramatisch angestiege­n sind. Demnach wurden im vergangene­n Jahr 67 Prozent der deutschen Unternehme­n von Hackern mit Ransomware attackiert. Im Jahr zuvor waren 46 Prozent davon betroffen. Die Ergebnisse liegen nah am internatio­nalen Durchschni­tt. Im Rahmen des „State of Ransomware 2022“wurden weltweit 5.600 mittelstän­dische Unternehme­n befragt, davon 400 in Deutschlan­d.

Entgegen den Empfehlung­en des BSI steigt auch der Anteil der Betriebe, die auf die Lösegeldfo­rderungen eingehen. Die Sophos-Studie ergab, dass 42 Prozent der deutschen Ransomware-Opfer Geld an die Erpresser gezahlt haben. Zudem hat sich die Summe jeweils beinahe verdoppelt und beträgt durchschni­ttlich 255.000 Euro. Nach Meinung von Chester Wisniewski, Principal Research Scientist bei Sophos, kann es für die Zahlungsbe­reitschaft der Opfer mehrere Gründe geben, etwa unvollstän­dige Backups, oder den Wunsch, zu verhindern, dass gestohlene Daten auf einer Public-LeaksSeite veröffentl­icht werden.

Schlüssel funktionie­ren nur teilweise

„Nach einem Ransomware-Angriff besteht oft ein großer Druck, den Betrieb so schnell wie möglich wieder aufzunehme­n. Die Wiederhers­tellung verschlüss­elter Daten mithilfe von Backups kann aber ein schwierige­r und zeitaufwen­diger Prozess sein. Daher ist es scheinbar verlockend, ein Lösegeld für die Datenentsc­hlüsselung zu zahlen, weil dies als eine schnelle Option erscheint“, erklärt Wisniewski. Die zurückgeka­uften Schlüssel helfen jedoch offenbar nur bedingt. Laut Studie bekamen im Durchschni­tt diejenigen, die Lösegeld zahlten, nur 64 Prozent ihrer Daten zurück. Für Wisniewski hat das technische Ursachen: „Es hat sich gezeigt, dass die Qualitätsk­ontrolle der kriminelle­n Gruppen auf den Verschlüss­elungsteil ihrer Schadsoftw­are fokussiert ist, nicht so sehr auf die anschließe­nde Entschlüss­elung. Viele Dateien werden beschädigt und können nicht wiederherg­estellt werden.“

Hohe Kosten durch Ransomware-Attacken

Zudem sei die Bereitscha­ft zu zahlen mit hohen Risiken verbunden, warnt der SophosExpe­rte. „Unternehme­n wissen nicht, was die Angreifer außer der Ransomware-Attacke eventuell noch im Netzwerk angerichte­t haben, beispielsw­eise Hintertüre­n für künftige Angriffe installier­t oder Kennwörter kopiert.“Wenn die wiederherg­estellten Daten nicht gründlich bereinigt würden, hätten die Betroffene­n im Worst Case immer noch potenziell schädliche Programme in ihrem Netzwerk und könnten einem erneuten Angriff ausgesetzt sein.

Laut Umfrage hat der Ransomware-Angriff bei 92 Prozent der deutschen Unternehme­n die Betriebsfä­higkeit beeinträch­tigt. Zudem gaben 84 Prozent der Opfer an, dass sie aufgrund des Vorfalls Geschäfts- und Umsatzeinb­ußen erlitten hätten. Im Durchschni­tt waren sie einen Monat lang damit beschäftig­t, den Schaden zu beheben. Die durchschni­ttlichen Kosten für die gesamte Wiederhers­tellung im Jahr 2021 betrugen insgesamt 1,6 Millionen Euro. Vier von fünf deutschen Unternehme­n haben mittlerwei­le eine Cyberversi­cherung abgeschlos­sen. Diese, so geben fast alle Versichert­en an, sei 2021 allerdings erheblich teurer geworden.

 ?? Foto: teerayuth oanwong/Shuttersto­ck ?? Um ihren Betrieb schnell wieder zum Laufen zu bekommen, sind viele Unternehme­n bereit, auf die Forderunge­n der Ransomware-Hacker einzugehen. Doch nicht immer klappt die Entschlüss­elung der Daten.
Foto: teerayuth oanwong/Shuttersto­ck Um ihren Betrieb schnell wieder zum Laufen zu bekommen, sind viele Unternehme­n bereit, auf die Forderunge­n der Ransomware-Hacker einzugehen. Doch nicht immer klappt die Entschlüss­elung der Daten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany