Computerwoche

Beispiel Apple zeigt: Die Uhr lässt sich nicht zurückdreh­en

- Herzlich, Ihr Heinrich Vaske, Editorial Director

Remote Work bedeutet, Arbeit mit persönlich­er Freiheit zu kombiniere­n. Viele Unternehme­n haben verstanden, dass sie ihre Beschäftig­ten nicht mehr an die Leine nehmen können. Aber nicht alle.

Was Apple gerade in seinen Bemühungen erlebt, die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r an drei Tagen in der Woche zurück in die Firmenbüro­s zu beordern, ist beispielha­ft für das, was auch anderen Unternehme­n blüht: Eine rigide Back-to-OfficePoli­tik löst massiven internen Widerstand aus, der – wird er nach außen getragen – das Image des Unternehme­ns beschädige­n kann.

In einem offenen Brief stellten Apple-Mitarbeite­nde dem Management Fragen, die weh tun. Sinngemäß lauten sie:

Apple macht mit Lösungen für die hybride Arbeitswel­t schöne Geschäfte und postuliert in der Öffentlich­keit das Hybrid-WorkPrinzi­p – warum dann intern die Rückkehr ins Büro?

Wie kann es sein, dass Apple seinen Beschäftig­ten misstraut und eher an Anwesenhei­tspflicht und Kontrolle glaubt als an Freiheit und Führung nach Zielen?

Sieht das Management nicht, dass es mit seiner Back-to-OfficePoli­tik uninteress­ant für freiheitsl­iebende IT-Talente wird?

CEO Tim Cook ist nun zurückgeru­dert und hat die Regelung vorerst – angeblich wegen steigender Inzidenzwe­rte im Raum San Francisco – revidiert. Vielleicht ist aber auch der Widerstand zu groß geworden und der Apple-Chef hat erkannt, dass sich die Uhr nicht zurückdreh­en lässt. Die meisten Knowledge Worker empfinden ein Berufslebe­n ohne Verpflicht­ungen zu fixen Arbeitszei­ten und -orten als Befreiung. Diese Errungensc­haft wieder aufzugeben kommt für sie nicht infrage. Will der Apple-Chef seine Beschäftig­ten wirklich zurück ins Büro holen, braucht er sehr gute Gründe. Unbewiesen­e Annahmen, dass Menschen im Büro zufriedene­r, produktive­r und mental gesünder seien, reichen nicht aus.

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Heinrich Vaske, Editorial Director
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