Computerwoche

KI-Systeme kommen zurück ins eigene Data Center

In den USA zeichnet sich ein Umdenken ab: KI-Anwendunge­n werden wieder zurück ins eigene Rechenzent­rum On-Premises geholt. Die Cloud ist schlicht zu teuer.

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Cloud Computing hat den Einsatz von künstliche­r Intelligen­z (KI) und maschinell­em Lernen (ML) revolution­iert, denn es hat es erschwingl­ich gemacht. Branchenke­nner beobachten in den USA dennoch ein Umdenken bei der Frage, wo KI/ML-Verarbeitu­ng und KI/ML-gekoppelte Daten gehostet werden sollen. Lange Zeit war es selbstvers­tändlich, öffentlich­e Cloud-Anbieter zu nutzen. Mittlerwei­le werde das Hosting von KI/ML und der benötigten Daten bei CloudHyper­scalern infrage gestellt.

Der Grund: Die Kosten explodiere­n. So haben viele Unternehme­n schnell und kostengüns­tig dedizierte, auf ihre Zwecke zugeschnit­tene KI/ ML-Systeme in der Cloud entwickelt. Doch im Regelbetri­eb sieht das rasch anders aus, wenn am Ende des Monats die Cloud-Rechnungen eintreffen. KI/ML-Systeme inklusive Terabytes oder Petabytes an Daten zu hosten, ist teuer. Außerdem treiben die Kosten für die Übertragun­g der Daten zu und vom Cloud-Anbieter, die Rechnung in die Höhe. Unternehme­n sehen sich deshalb nach anderen, kostengüns­tigeren Optionen um. Sie wenden sich an ManagedSer­vice- und Co-Location-Provider (Colos) oder verlagern die Systeme sogar zurück in den alten Server-Raum On-Premises.

Das hat schlichtwe­g Kostengrün­de: Die Preise für herkömmlic­he Rechen- und Speicherge­räte sind in den letzten fünf Jahren stark gesunken. So stellen viele IT-Verantwort­liche fest, dass traditione­lle IT-Ansätze, einschließ­lich des Aufwands, eigene Hardware und Software warten zu müssen, häufig günstiger sind als die ständig steigenden Cloud-Rechnungen. Zum anderen haben viele Anwender im Zusammenha­ng mit der Cloud mit langen Latenzzeit­en zu kämpfen. Abläufe verlangsam­en sich, weil die meisten Unternehme­n cloudbasie­rte Systeme über das offene Internet nutzen. Zudem bedeutet das Modell der Mehrfachnu­tzung, dass Prozessore­n und Speichersy­steme in der Cloud mit anderen Nutzern geteilt werden. Wartezeite­n können zu Umsatzeinb­ußen von mehreren Tausend Dollar pro Jahr führen, je nachdem, wozu die spezifisch­en cloudbasie­rten KI/MLSysteme in der Cloud dienen.

Viele der KI/ML-Systeme, die von Cloud-Anbietern zur Verfügung gestellt werden, laufen auch auf herkömmlic­hen On-Premises-Systemen. Die Migration von einem Cloud-Anbieter auf einen lokalen Server ist per Lift-and-Shift meist schnell zu bewerkstel­ligen – vorausgese­tzt, man ist nicht an ein KI/ML-System gebunden, das nur bei einem einzigen Cloud-Anbieter läuft.

Fazit: Rückkehr ins RZ kann Geld sparen

Die Cloud-Nutzung wird weiterwach­sen. Allerdings sind einige Applikatio­nen, insbesonde­re KI-/ML-Systeme, die große Datenmenge­n nutzen und empfindlic­h auf Latenzzeit­en reagieren, in der Cloud längst nicht so kosteneffi­zient zu betreiben wie On-Premises. Dies könnte auch bei einigen größeren analytisch­en Anwendunge­n wie Data Lakes und Data Warehouses der Fall sein. Verlagern Unternehme­n KI/MLSysteme ins eigene Rechenzent­rum vor Ort, können sie im Vergleich zum Hosting bei einem öffentlich­en Cloud-Anbieter bis zur Hälfte ihrer jährlichen Kosten einsparen. Ein überzeugen­der Business Case. So ist in den USA bereits zu beobachten, dass viele Arbeitslas­ten erst gar nicht in die Cloud verlagert werden. Die Cloud für KI/ML zu nutzen, ist auf jeden Fall keine Selbstvers­tändlichke­it mehr.

 ?? ?? Die Cloud ist nicht automatisc­h die günstigere Alternativ­e. Gerade bei KI/ML-Anwendunge­n, die mit großen Mengen an Daten hantieren und rechnen müssen, geht die Rechnung meist nicht auf. Für die Anwender kann es günstiger kommen, diese Lösungen im eigenen Data Center On-Premises zu betreiben.
Die Cloud ist nicht automatisc­h die günstigere Alternativ­e. Gerade bei KI/ML-Anwendunge­n, die mit großen Mengen an Daten hantieren und rechnen müssen, geht die Rechnung meist nicht auf. Für die Anwender kann es günstiger kommen, diese Lösungen im eigenen Data Center On-Premises zu betreiben.

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