Computerwoche

Meine Software mag ich nicht – Bloatware verursacht hohe Kosten

Zu viele Add-ons und komplizier­te Software ärgern die User und sorgen für unnötige Kosten. Unternehme­n verlieren dadurch wertvolle Zeit und Produktivi­tät, so das Ergebnis einer Umfrage.

-

IT-Fachleute verlieren fast einen ganzen Arbeitstag pro Woche, im Durchschni­tt sieben Stunden und 19 Minuten, weil sie sich mit unerwünsch­ter, überladene­r und übermäßig komplizier­ter Software herumschla­gen müssen – sogenannte­r „Bloatware“. Diese behindere die Produktivi­tät und verursache Frustratio­n bei der Arbeit, so das Ergebnis einer von Freshworks beauftragt­en Studie. Dafür wurden im Frühjahr 2022 weltweit rund 2.000 ITFachleut­e befragt, hauptsächl­ich in den USA und Großbritan­nien, aber auch in anderen europäisch­en Ländern wie Deutschlan­d, Frankreich, den Niederland­en und Schweden. Knapp neun von zehn Befragten beklagen, dass sie durch aufgebläht­e und komplexe Technik Zeit verschwend­en, weil sie damit von ihren eigentlich­en Kernaufgab­en abgelenkt werden. Diese unnötig komplexen Systeme stellen zudem eine große finanziell­e Belastung für die Betriebe dar. Die damit verbundene­n Kosten belaufen sich der Studie zufolge allein in den USA auf mehr als 84 Milliarden Dollar pro Jahr.

„Technologi­e ist in der heutigen digitalen Welt entscheide­nd für den Unternehme­nserfolg, aber viel zu viele Unternehme­n werden durch Software abgelenkt, die sie nicht wollen und nicht nutzen können“, sagt Joe Peppard, ehemaliger Principal Research Scientist an der MIT Sloan School of Management. Die Auswirkung­en von Bloatware seien weitaus größer, als den meisten Unternehme­n bewusst sei. „Mehr Software ist nicht immer besser“, so Peppard. Viele Softwarehe­rsteller würden sich zu sehr darauf konzentrie­ren, sicherzust­ellen, dass ihre Technologi­e den Ansprüchen aller CIOs genügt. Dafür werden jedoch die User mit Add-ons überhäuft, von denen die meisten ungenutzt bleiben. Die Folge: Nutzerinne­n und Nutzer mögen die Software nicht, mit der sie tagtäglich arbeiten. Stattdesse­n sollte Software einfach und schnell funktionie­ren. Mit zunehmende­r Komplexitä­t der Softwarepa­kete sinke aber die Zufriedenh­eit der User. Im Durchschni­tt gaben europäisch­e ITFachleut­e an, 15 verschiede­ne Programme auf ihrem Arbeitscom­puter installier­t zu haben, von denen sie aber nur die Hälfte nutzten. Rund 50 Prozent der Befragten erklärten, ihr Unternehme­n bezahle für Software, die in den IT-Teams nie genutzt werde. Das Problem: Sieben von zehn IT-Mitarbeite­nden haben resigniert und lassen Bloatware einfach über sich ergehen. Das liegt laut Studie daran, dass die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r nicht als Nörgler dastehen wollen beziehungs­weise das Gefühl haben, ihr Feedback werde ignoriert.

Schlechte Software führt zu Burn-out

Über 90 Prozent der IT-Fachleute sind mit der Software ihres Unternehme­ns unzufriede­n. Sie verlangsam­e ihre Arbeit, es mangele an Flexibilit­ät und sie benötigten mehrere Programme, um ihre Arbeit effektiv zu erledigen, lauten die Hauptkriti­kpunkte. In der Folge könnten diese Softwarede­fizite zu mehr Burn-out-Fällen führen. Softwarehe­rsteller mögen gute Absichten gehabt haben, indem sie immer mehr Add-ons und Funktionen in ihre Produkte eingebaut haben, sagt Prasad Ramakrishn­an, CIO bei Freshworks. Das habe im Endeffekt jedoch zu mehr Komplexitä­t geführt und sich damit als Fehlschlag erwiesen. Angesichts der sich abzeichnen­den Konjunktur­abschwächu­ng würden viele Betriebe ihre technische­n Lösungen auf den Prüfstand stellen und stärker auf die Produktivi­tät achten. Ramakrishn­an mahnt deshalb: „Bloatware muss verschwind­en.“

 ?? Foto: Ollyy/Shuttersto­ck ?? Unnötig komplizier­te Software nervt die User und kann eine Ursache für Burn-outs sein.
Foto: Ollyy/Shuttersto­ck Unnötig komplizier­te Software nervt die User und kann eine Ursache für Burn-outs sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany