Die Top-30-Systemhäuser in Deutschland 2022
Seit 1999 listen COMPUTERWOCHE und ChannelPartner die größten Systemhäuser Deutschlands auf. Ähnlich wie in der Fußball-Bundesliga ist Rang eins schon seit zehn Jahren fest vergeben, doch hinter dem Platzhirsch Bechtle ist ein spannender Kampf um die Top-Platzierungen entbrannt.
Systemhäuser bilden eine wichtige Untergruppe der heterogenen IT-Dienstleisterlandschaft in Deutschland. Der Begriff „Systemhaus“hat sich in den 1990er-Jahren etabliert. Damit umschrieb man ITK-Wiederverkäufer, die ein herstellerübergreifendes Angebotsportfolio vorweisen konnten und ausschließlich Businesskunden mit ITK-Equipment ausstatteten. Im Laufe der Jahre kam ein breites Spektrum an IT-Services hinzu, etwa Backup oder IT-Security-Dienste. Heute erbringen die Systemhäuser ihre Dienstleistungen immer häufiger als Managed Services. Dennoch haben viele „Managed Service Provider“die Bezeichnung Systemhaus beibehalten, etwa die Bechtle AG, die Nummer eins in unserem Ranking, die in diesem Zusammenhang stets vom Marktsegment „IT-Systemhaus & Managed Services“spricht.
Viel Bewegung im Systemhausmarkt
Der Systemhausmarkt war 2021 ähnlich stark von Fusionen und Akquisitionen geprägt wie im Jahr davor, auch wenn die Dynamik ein wenig nachgelassen hat. Dafür hat es 2022 unter den Top-Systemhäusern Deutschlands wieder etwas mehr Bewegung gegeben.
So zeigte sich beispielsweise die sonst durchaus kauffreudige Bechtle AG im Jahr 2021 auffällig zurückhaltend: Nur den niederländischen CAD-Spezialisten Cadmes und die österreichische Firma Open Networks haben sich die Schwaben einverleibt. So sind Bechtles Inlandsumsätze 2021 auch nur moderat um knapp drei Prozent angestiegen – in absoluten Zahlen sind das aber immerhin noch fast 100 Millionen Euro. In der ersten Jahreshälfte 2022 legte Bechtle dann im Inland wieder um stattliche acht Prozent zu, sodass die Spitzenposition des deutschlandweit agierenden Systemhauses auch in den nächsten Jahren ungefährdet bleiben dürfte – bei einem Abstand von über einer Milliarde Euro auf den Verfolger.
Dieser heißt Computacenter und hat 2021 deutlich stärker in Deutschland zugelegt als Bechtle. Die Erlöse der Nummer zwei in unserem Top-30Ranking sind 2021 hierzulande um stolze 11,6 Prozent gestiegen – das entspricht knapp einer Viertelmilliarde Euro. Dieser Anstieg war laut Computacenter gleichermaßen auf ein Umsatzwachstum in den drei Kerngeschäftsbereichen klassisches Reselling, Projektdienstleistungen und Managed Services zurückzuführen.
Computacenter-Deutschland-Chef Reiner Louis führt das gute Ergebnis auf die hohe Investitionsbereitschaft der Kunden im Jahr 2021 zurück. Viel Geld sei in Digitalisierungsprojekte und die Modernisierung der oftmals in die Jahre gekommenen IT-Infrastruktur geflossen. Das hat auch dazu geführt, dass das Systemhaus aus Kerpen in Deutschland 400 zusätzlich Stellen im Consulting- und Engineering-Bereich geschaffen hat. Und Computacenter durfte 2021 ein besonderes Jubiläum begehen – seinen
40. Geburtstag. Bechtle ist zwei Jahre jünger.
Die Nummer Drei in unserem Ranking agiert auch schon länger auf dem Markt – allerdings nicht wie heute unter dem Namen SoftwareOne. Einer der vom Schweizer Konzern übernommenen IT-Dienstleister, nämlich Comparex, wurde bereits 1986 gegründet.
Für 2021 vermeldet SoftwareOne einen um
4,2 Prozent reduzierten Umsatz in Deutschland, aber dieser Rückgang ist zum größten Teil durch Währungseffekte zu erklären. Im Laufe des Jahres 2021 hat der Euro gegenüber dem Schweizer Franken um mehr als zehn Prozent an Wert verloren.
Für Cancom – gerade 30 geworden – war 2021 ein Jahr des Übergangs. Nachdem Thomas Volk 2020 überraschend den Posten des CEOs aufgab, übernahm Rudi Hotter wieder das Zepter, um zwei Jahre später bereits seinen Nachfolger zu verkünden. Im November 2022 wird Rüdiger Rath zum neuen Vorstandsvorsitzenden gekürt. Genau zu diesem Zweck hat ihn Hotter Mitte 2021 von Logicalis losgeeist.
SVA vor Cancom
2021 war für Cancom ein erfolgreiches Jahr.
Die Inlandserlöse nahmen um elf Prozent zu, sodass die 1,2-Milliarden-Euro-Marke überschritten wurde. Das Systemhaus dahinter, SVA System Vertrieb Alexander, hat sogar noch stärker zugelegt: um 21 Prozent. Mit einem Inlandsumsatz von 1,254 Milliarden Euro verdrängte der IT-Dienstleister aus Wiesbaden Cancom vom vierten Rang.
Im Ranking dahinter gab es ebenfalls Verschiebungen – meist durch mehr oder weniger starke Umsatzzuwächse – vereinzelt aber auch durch strukturell bedingte Rückgänge an Erlösen, wie zum Beispiel bei Axians Deutschland. Die hiesige IT-Division des französischen Vinci-Energies-Konzerns fuhr ihr ResellingBusiness deutlich zurück – zugunsten von Managed Services und dem Projektgeschäft. So sanken Axians Umsätze in der DACH-Region von 511 auf 479 Millionen. Dafür erhöhte sich aber die Ergebnis-Marge auf beachtliche 7,2 Prozent. Im nächstjährigen Top-30-Ranking dürfte es ein paar Neulinge geben. Denn wachstumsstarke Unternehmen wie Teccle, Medialine, Skaylink oder Citadelle könnten dem Beispiel von Netgo, Fernao oder MCL folgen und sich in die Top-30 einreihen.