Network Slicing erweitert die Möglichkeiten im Mobilfunk
Manche Mobilfunkszenarien sollen in erster Linie sicher, andere eher schnell und wieder andere frei von Unterbrechungen sein. Um jedem Wunsch gerecht zu werden, setzen Ericsson und Nokia auf Network Slicing und die URSP-Technik.
Mit Network Slicing lassen sich Netzwerke in mehrere logische Netze unterteilen, die auf einer gemeinsamen Infrastruktur arbeiten und für unterschiedliche Zwecke konfiguriert sind. So kann beispielsweise ein Slice mit erhöhter Sicherheit die Übertragung sensibler Informationen übernehmen, während ein Slice mit niedriger Latenz die Live-Übertragung von TV-Bildern ermöglicht.
Nun haben das Duo Nokia und Google sowie andererseits Ericsson jeweils das Modell auf den Mobilfunk übertragen. Am Beispiel von Smartphones der Reihe Pixel 6 (Pro) und dem Betriebssystem Android 13 mit der integrierten Technologie User Equipment Route Selection Policy (URSP) hat Ericsson demonstriert, wie sich Nutzer gleichzeitig mit mehreren NetzwerkSlices verbinden können. Wie die Schweden berichten, werden mit URSP neben dem Standard-Slice für mobiles Breitband zwei weitere Arten von Slices im Consumer-Profil des Geräts verfügbar gemacht. App-Entwickler können danach festlegen, ob Apps eher kurze Latenzen oder viel Bandbreite benötigen, woraufhin der geeignete Slice ausgewählt wird.
Wahl zwischen Latenz und Bandbreite
Als denkbares Szenario sieht Ericsson zum Beispiel, dass eine Gaming-App einen vom Mobilfunknetz vordefinierten Slice mit niedriger Latenz für Onlinespiele nutzt. Für Streaming oder High-Resolution-Videogespräche kann ein vordefinierter Slice mit hoher Bandbreite herangezogen werden. Für Unternehmen sollen laut Ericsson sogar bis zu fünf selbstdefinierte Slices durch das Arbeitsprofil des Geräts unterstützt werden. In Situationen, in denen keine USRP-Regeln zur Verfügung stehen, könnten Netzbetreiber ihr Netzwerk so konfigurieren, dass der Datenverkehr von Apps aus dem Work-Profil auf eine vorkonfigurierte Unternehmens-APN-Verbindung (Access Point Name) zurückgreifen kann. Das bedeutet, dass das Device immer eine separate mobile Datenverbindung für unternehmensbezogenen Datenverkehr behält, selbst wenn das Netzwerk keine URSP-Zustellung unterstützt.
Nokia macht ebenfalls Fortschritte
Unterstützt von Google führte Nokia in seinem finnischen Network Slicing Development Center einen ähnlichen Test erfolgreich durch. Der Versuch umfasste auch neuartige Funktionen für das LTE-5G New Radio Slice Interworking, eine Technologie, die es Netzbetreibern ermöglichen soll, das komplette Funkspektrum und die gesamte Netzabdeckung zu nutzen.
Auch Nokia ist vom Potenzial der URSP-Technologie überzeugt. Ein Sprecher erklärte, das anwendungsbasierte URSP-Slicing stelle sicher, dass Mobilfunkbetreiber mit Android-Geräten und den 4G/5G-Netzen von Nokia führende Dienste für Enterprise- und Privatkunden anbieten könnten. So erlaubten die URSP-Funktionen Network Slicing auf neue Arten von Anwendungen und Anwendungsfällen auszudehnen, sodass Slices auf der Grundlage von Netzleistung, Traffic Routing, Latenz und Sicherheit maßgeschneidert werden könnten. Als mögliches Szenario nannte der NokiaSprecher, dass ein Unternehmenskunde geschäftskritische Informationen über ein sicheres und leistungsfähiges Netzwerk-Slice sendet und gleichzeitig über einen anderen Slice an einem Videoanruf teilnimmt.