Autonomes Fahren lässt auf sich warten
Für den Megatrend Autonomes Fahren war es ein herber Rückschlag: Volkswagen und Ford wickeln ihr mit vielen Milliarden Dollar aufgepumptes AutomotiveStartup Argo AI wieder ab. Das 2016 gegründete und im amerikanischen Pittsburgh beheimatete Joint Venture hatte sich auf die Entwicklung von Systemen für autonomes Fahren spezialisiert. Nun wollen die beiden Autobauer, die jeweils 40 Prozent an Argo halten, getrennte Wege gehen. Offenbar fehlt das Vertrauen,
Argo AI könne in absehbarer Zeit praxistaugliche Systeme für autonom fahrende Autos entwickeln. Als Ford 2017 in Argo AI und autonome Fahrzeuge investierte, sei man davon ausgegangen, bis 2021 die ADAS-Technologie der Stufe 4 auf breiter Front auf den Markt bringen zu können, heißt es in einer Mitteilung. „Aber die Dinge haben sich geändert“, sagte FordCEO Jim Farley. Nun werde Ford nur noch Anwendungen auf Level 2+ und Level 3 entwickeln. „Wir sind weiter optimistisch, was die Zukunft von L4-ADAS angeht, aber rentable, vollständig autonome Fahrzeuge in großem Maßstab sind noch weit entfernt, und wir werden diese Technologie nicht unbedingt selbst entwickeln müssen“, erklärte Farley.
Wie Volkswagen beim autonomen Fahren weitermachen will, steht noch nicht fest. An ihren Zielen halten die Wolfsburger indes fest. 2025 sollen Kunden im Rahmen des Projekts MOIA den autonom fahrenden „Elektro-Bulli“ID. Buzz in Hamburg buchen können. Dafür soll ein neuer Partner an Bord kommen, der in Kürze bekannt gegeben werden soll. Branchenkenner handeln die Intel-Tochter Mobileye als Favoriten dafür.
investieren. „Unsere Elektrifizierungs- und Softwarestrategien werden den Wandel zu einem nachhaltigen Mobility-Techunternehmen unterstützen“, sagte Tavares und kündigte neue KI-gestützte Technologieplattformen an, die ab 2024 auf sämtlichen Fahrzeugplattformen zum Einsatz kommen sollen.
Virtual Engineering Workbench in AWS Gemeinsam mit AWS will Stellantis an der nächsten Generation von cloudfähiger Infrastruktur für Fahrzeugplattformen arbeiten. Die Pläne sehen vor, die derzeitige FahrzeugdatenPipeline über alle Marken und Regionen hinweg in ein cloudbasiertes Datennetz von AWS zu migrieren und dabei das Echtzeit-DatenStreaming des Cloud-Anbieters zu nutzen. Mithilfe von Datenanalysen und Machine Learning sollen die Ingenieure in die Lage versetzt werden, schneller digitale Produkte entwickeln zu können. Diese werden beispielsweise für eine stärkere Personalisierung oder eine präzisere vorausschauende Wartung der Fahrzeuge benötigt.
Die Partner wollen darüber hinaus eine cloudbasierte Produktentwicklungsumgebung mit dem Namen „Virtual Engineering Workbench“bauen. Diese soll den Ingenieuren automatisierte Arbeitsabläufe für das Management von Softwareentwicklung und -tests, Hochleistungssimulationen, Training von Modellen für maschinelles Lernen sowie die Erfassung und Analyse von Daten bieten.
Mercedes-Benz vertraut Microsoft Auch Mercedes-Benz will die Effizienz in seiner Produktion hochschrauben, setzt dabei aber auf Microsofts Azure-Cloud. Der Stuttgarter Autobauer hat sein digitales Produktionsökosystem MO 360 zur „MO360 Data Platform“weiterentwickelt und will jetzt seine weltweit rund 30 Pkw-Werke mit der Microsoft Cloud vernetzen. So soll eine einheitliche Datenplattform auf Basis von Microsoft Azure entstehen.
Diese Daten sollen künftig übergreifend verfügbar sein. Damit soll es keine Datensilos mehr geben und Daten sollen auch nicht in unterschiedlichen Clouds liegen.
Jörg Burzer, im Vorstand der Mercedes-Benz Group AG verantwortlich für Produktion und Supply-Chain-Management, verspricht sich von der Partnerschaft mit Microsoft, „dass unser globales Produktionsnetzwerk in Zeiten geopolitischer und makroökonomischer Herausforderungen intelligenter, nachhaltiger und resilienter wird.“So könne man die Produktion künftig datengestützt auf Basis von errechneten Wahrscheinlichkeiten steuern – etwa, wenn es um die Frage gehe, wie wahrscheinlich es sei, dass ein Bauteil aufgrund von Lockdowns etc. nicht zur Verfügung stehe.
Gleichzeitig finde eine Demokratisierung der Daten statt. „Zum ersten Mal stellen wir über Microsoft Azure die Daten nicht nur dem Management zu Verfügung, sondern eigentlich jeder Kollegin und jedem Kollegen – auch denen, die am Band arbeiten“, so Burzer. Dazu können die Produktionsteams von jedem Gerät aus auf ein Self-Service-Portal mit Power-BI-Dashboards zugreifen. Auf diese Weise könnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion eventuelle Probleme beispielsweise in der Supply Chain selbst angehen und lösen, da sie künftig die benötigten Informationen hätten.
Allerdings fährt auch Mercedes-Benz bei der Digitalisierung seiner Produktion mehrgleisig. So halte man an der strategischen Partnerschaft mit Siemens fest, erklärte CIO Jan Brecht. „Siemens ist für die Produktionsanlagen unglaublich wichtig und übernimmt im Internet of Things (IoT) die Rolle des Datenlieferanten aus den Anlagen, während Microsoft zunächst die Datenplattform ist, auf die wir unsere Daten dann ziehen“, verdeutlicht der CIO. Auch in Sachen Digital Twins hält Brecht an Siemens fest, ist aber davon überzeugt, dass man aufgrund von deren Komplexität auf weitere Partner und Datenquellen zurückgreifen werde. Dies gelte vor allem mit Blick drauf, dass man einen durchgängigen digitalen Zwilling wolle, von der Entwicklung über die Produktion bis hinein in den Aftersales.