IT-Personalnot bleibt groß: In Deutschland fehlen 137.000 Fachkräfte
Der Fachkräftemangel macht den Firmen weiter zu schaffen. Inzwischen dauert es sieben Monate, bis eine frei gewordene Stelle neu besetzt werden kann. Arbeitgeber müssen also alle Register ziehen, wenn sie Talente anwerben wollen.
Der Mangel an IT-Fachkräften verschärft sich weiter – auch in Zeiten nachlassender Konjunktur. Derzeit fehlen Deutschlands Unternehmen 137.000 IT-Expertinnen und -Experten, und das quer durch alle Branchen. Damit liegt die Zahl der Vakanzen sogar über der des Vor-Corona-Jahrs 2019, als 124.000 Stellen unbesetzt waren. Die Pandemie hatte den Fachkräftemangel in den Jahren 2020 und 2021 leicht abgemildert. 2020 waren 86.000 Stellen für IT-Fachkräfte offen, vor einem Jahr 96.000. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte. Dazu wurden 854 Unternehmen aus allen Branchen repräsentativ befragt.
„Wir erleben auf dem IT-Arbeitsmarkt einen strukturellen Fachkräftemangel. Das Fehlen von IT-Fachkräften macht den Unternehmen zunehmend zu schaffen und wird sich in den kommenden Jahren dramatisch verschärfen“, warnte Bitkom-Präsident Achim Berg. Der demografische Wandel führe dazu, dass viel weniger junge Menschen mit IT-Qualifikationen auf den Arbeitsmarkt kämen, gleichzeitig aber viele Ältere aus den einschlägigen Berufen ausscheiden würden.
Gut ein Drittel (37 Prozent) der Unternehmen mit offenen IT-Stellen planen laut Bitkom, ITFachkräfte aus Russland oder Belarus einzustellen. Geschehen ist das bislang aber nur sehr selten: Jedes hundertste Unternehmen habe bislang IT-Expertinnen oder -Experten aus diesen beiden Ländern angeheuert. Insgesamt gebe es ein Potenzial von 59.000 Stellen, die mit IT-Fachkräften aus Russland und Belarus besetzt werden könnten. Aus BitkomSicht sollte die Zuwanderung von qualifizierten IT-Spezialisten weiter erleichtert werden. Das sei auch deshalb wichtig, weil das Interesse an einem Informatikstudium hierzulande im zweiten Jahr in Folge gesunken sei. Im vergangenen Jahr hätten nur noch 72.075 Menschen in Deutschland ein Informatik-Studium aufgenommen, das sind 3.000 weniger als 2020 und fast 6.000 weniger als im Jahr davor. Nicht einmal die Hälfte schließt ihre Ausbildung erfolgreich ab: Lediglich 31.125 Studierende beendeten 2021 ihr Informatikstudium.
So überrascht es nicht, dass Unternehmen ihre vakanten Positionen nicht besetzen können. Im Durchschnitt bleibt eine offene Stelle für IT-Fachkräfte inzwischen 7,1 Monate unbesetzt. Das ist ein Anstieg um gut zwei Wochen gegenüber dem Vorjahr. 14 Prozent der Unternehmen benötigen sieben bis neun Monate und ein Fünftel sogar zehn bis zwölf Monate, um eine freie IT-Stelle zu besetzen.
Bewerbungsverfahren wird digitaler
Inzwischen versuchen die Firmen, die Bewerbung so bequem wie möglich zu gestalten. 39 Prozent setzen dazu auf Onlinetools und 16 Prozent ermöglichen eine Bewerbung mit einem einzigen Klick aus einem Business-Netzwerk heraus. Immerhin 13 Prozent nutzen eine eigens erstellte Bewerbungs-App. Auch im weiteren Einstellungsprozess setzen die Unternehmen auf digitale Unterstützung. Jeweils rund drei Viertel nutzen zumindest teilweise Videokonferenzen für Bewerbungsgespräche (78 Prozent) und bauen einen Bewerberpool auf (73 Prozent). Letzterer dient als Reservoir, um freiwerdende Stellen zukünftig schneller besetzen zu können.