Deutsche Industrie: Für die Klimaziele braucht es Tempo
Der Bundeskanzler gibt den Macher. Olaf Scholz verspricht den deutschen Industrieunternehmen Tempo und Fachkräfte. Das haben andere vor ihm auch schon getan. Passiert ist wenig.
Der Kanzler hat viel versprochen zur Hannover Messe. Da war die Rede von klaren Zielen und mehr Druck im Kessel. Deutschland werde Tempo aufnehmen, jetzt wirklich und so richtig. Außerdem werde es mehr Fachkräfte geben, die mit anpacken könnten. Antworten auf Fragen, wo Scholz die Expertinnen und Experten hernehmen und wo er das Gaspedal für mehr Wachstum finden möchte, blieb der SPD-Mann schuldig.
Vollmundige Ankündigungen wie diese gab es in der Vergangenheit schon reichlich. Seit Jahren versprechen die Bundesregierungen, dass Bürokratie abgebaut und mehr Fachkräfte ausgebildet oder im Ausland angeworben werden sollen. Von der Digitalisierung der Unternehmen und Behörden ganz zu schweigen: Vom kleinen Handwerksbetrieb über den Industriekonzern bis hin zur öffentlichen Verwaltung sollen alle schlanker, effizienter und agiler werden.
Passiert ist wenig. Die Digitalisierung im öffentlichen Sektor stockt, das deutsche Bildungswesen rutscht im internationalen Vergleich weiter ab. Immer mehr Jugendliche verlassen die Schulen ohne Abschluss. Fachkräfte aus dem Ausland machen einen Bogen um Deutschland, abgeschreckt von einem Monster namens Bürokratie.
Auch die deutsche Industrie nennt bürokratische Hürden als größte Herausforderung für die eigene Digitalisierung. Dabei wären Fortschritte hier so wichtig – für mehr Wettbewerbsfähigkeit und für intelligente Antworten auf den Klimawandel. Wer die Bürokratie entschlacken will, braucht digitale Lösungen. Wenn Scholz mit „Deutschland-Tempo“das Schnecken-Tempo unserer Verwaltung meint, dann sehe ich für den deutschen Industriestandort schwarz.