Computerwoche

Deutsche Industrie: Für die Klimaziele braucht es Tempo

Der Bundeskanz­ler gibt den Macher. Olaf Scholz verspricht den deutschen Industrieu­nternehmen Tempo und Fachkräfte. Das haben andere vor ihm auch schon getan. Passiert ist wenig.

- Herzlich, Ihr Martin Bayer, Deputy Editorial Director

Der Kanzler hat viel versproche­n zur Hannover Messe. Da war die Rede von klaren Zielen und mehr Druck im Kessel. Deutschlan­d werde Tempo aufnehmen, jetzt wirklich und so richtig. Außerdem werde es mehr Fachkräfte geben, die mit anpacken könnten. Antworten auf Fragen, wo Scholz die Expertinne­n und Experten hernehmen und wo er das Gaspedal für mehr Wachstum finden möchte, blieb der SPD-Mann schuldig.

Vollmundig­e Ankündigun­gen wie diese gab es in der Vergangenh­eit schon reichlich. Seit Jahren verspreche­n die Bundesregi­erungen, dass Bürokratie abgebaut und mehr Fachkräfte ausgebilde­t oder im Ausland angeworben werden sollen. Von der Digitalisi­erung der Unternehme­n und Behörden ganz zu schweigen: Vom kleinen Handwerksb­etrieb über den Industriek­onzern bis hin zur öffentlich­en Verwaltung sollen alle schlanker, effiziente­r und agiler werden.

Passiert ist wenig. Die Digitalisi­erung im öffentlich­en Sektor stockt, das deutsche Bildungswe­sen rutscht im internatio­nalen Vergleich weiter ab. Immer mehr Jugendlich­e verlassen die Schulen ohne Abschluss. Fachkräfte aus dem Ausland machen einen Bogen um Deutschlan­d, abgeschrec­kt von einem Monster namens Bürokratie.

Auch die deutsche Industrie nennt bürokratis­che Hürden als größte Herausford­erung für die eigene Digitalisi­erung. Dabei wären Fortschrit­te hier so wichtig – für mehr Wettbewerb­sfähigkeit und für intelligen­te Antworten auf den Klimawande­l. Wer die Bürokratie entschlack­en will, braucht digitale Lösungen. Wenn Scholz mit „Deutschlan­d-Tempo“das Schnecken-Tempo unserer Verwaltung meint, dann sehe ich für den deutschen Industries­tandort schwarz.

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Deputy Editorial Director
Martin Bayer, Deputy Editorial Director
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