Rechenzentren stehen unter genauer Beobachtung
Die meisten Unternehmen mit einem eigenen Rechenzentrum werden innerhalb der nächsten vier Jahre ein Programm für eine nachhaltigere Infrastruktur aufsetzen, heißt es bei Gartner.
Drei von vier Betrieben sollen bis 2027 ein Sustainability-Programm für ihr Data Center implementiert haben, so die Analysten. Motiviert würden sie durch Kostenvorteile und den Druck der verschiedenen Stakeholder. Laut Gartner ist der Trend beachtlich: Im Jahr 2022 hätten nur fünf Prozent der befragten Manager entsprechende Absichten bekundet, so die Marktforscher.
„Die Verantwortung für Nachhaltigkeit wird zunehmend von den CIOs an die Verantwortlichen für Infrastructure and Operations (I&O) übertragen“, beobachtet Autumn Stanish, Senior Principal Analystin bei Gartner. Unternehmen investierten in Umweltlösungen nicht nur, um ihre Ökobilanz zu verbessern. Es gehe auch um andere Faktoren wie Markenpflege, Innovationsfähigkeit, Resilienz und Talentgewinnung.
Gartner hatte in der zweiten Jahreshälfte 2022 insgesamt 221 Topmanager aus Nordamerika, Europa und der Region Asien-Pazifik befragt.
Demnach versprechen sich die Betriebe von einer konsequenten Nachhaltigkeitsstrategie vor allem Vorteile für ihre Marken und ihre Reputation. Umgekehrt bergen Unzulänglichkeiten und Schlampereien in Sachen Umwelt enorme Imagerisiken, die viele Firmen nicht mehr einzugehen bereit sind.
Laut Gartner ist die effektivste Maßnahme, die I&O-Führungskräfte für die Umwelt und ihr Budget ergreifen können, ein Aufschub des Kaufs neuer Geräte. Vorhandenes Equipment sollte besser verwaltet und gegebenenfalls in einem verlängerten Lifecycle für verschiedene Aufgaben an verschiedenen Orten im Unternehmen eingesetzt werden. Laut den Analysten können Firmen ihre Kosten um bis zu 60 Prozent senken, wenn sie es schaffen, die Produktlebensdauer von Hardware von drei auf fünf Jahre zu verlängern. Um die Ressourcenverschwendung zu reduzieren, sollten sich die Betriebe auch um eine optimale Auslastung von Server- und Speichersystemen bemühen.
Ein zweiter wichtiger Schritt besteht darin, moderne KI- und Analytics-basierte Produkte und Dienstleistungen zu verwenden, um Innovationen nachhaltig voranzutreiben. Als Beispiel nennt Gartner Telemetrie-Plattformen, mit denen Betriebe auf verschiedenen Ebenen ihre Fortschritte in Sachen Energieeffizienz nachvollziehen und optimieren könnten. Für IT-Mitarbeiter ergäben sich zudem tiefe Einblicke in Nutzungsmuster, was die Optimierung und Auslastung erleichtere.
„Die meisten Unternehmen konzentrieren sich mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie darauf, Innovation, Differenzierung und Wachstum durch neue Produkte und Geschäftsmodelle voranzutreiben“, sagt Stanish. In dieser Hinsicht sei der Blick der I&O-Führungskräfte noch eingeschränkt. Diese wollten vor allem den Energieverbrauch senken und Kosten einsparen.
Wer nachhaltig wirtschaftet, wird resilienter
Betriebe, die mit Recycling-Aktivitäten und optimierter Ressourcennutzung etwas für die Umwelt tun, erreichen laut Gartner in einem von Preisschwankungen und Versorgungsengpässen geprägten Marktumfeld eine größere Widerstandsfähigkeit und senken ihre Risiken. Insofern habe eine konsequent umgesetzte Nachhaltigkeitsstrategie auch positive Auswirkungen auf das Risikomanagement.
Viele Unternehmen nutzen Gartner zufolge inzwischen konsequent Energie aus erneuerbaren Quellen, manche erzeugen auch ihren eigenen Strom. Das schaffe Unabhängigkeit und helfe, Risiken zu mindern. Auch das Wiederverwenden oder Umwidmen von Hardware und anderen Geräten leiste einen Nachhaltigkeitsbeitrag und führe zu einer Risikosenkung. Laut der Umfrage stimmen denn auch mehr als 85 Prozent der Unternehmenslenker darin zu, dass Investitionen in Nachhaltigkeit das Unternehmen vor Störungen schützen.