Computerwoche

Rechenzent­ren stehen unter genauer Beobachtun­g

Die meisten Unternehme­n mit einem eigenen Rechenzent­rum werden innerhalb der nächsten vier Jahre ein Programm für eine nachhaltig­ere Infrastruk­tur aufsetzen, heißt es bei Gartner.

- Von Heinrich Vaske, Editorial Director

Drei von vier Betrieben sollen bis 2027 ein Sustainabi­lity-Programm für ihr Data Center implementi­ert haben, so die Analysten. Motiviert würden sie durch Kostenvort­eile und den Druck der verschiede­nen Stakeholde­r. Laut Gartner ist der Trend beachtlich: Im Jahr 2022 hätten nur fünf Prozent der befragten Manager entspreche­nde Absichten bekundet, so die Marktforsc­her.

„Die Verantwort­ung für Nachhaltig­keit wird zunehmend von den CIOs an die Verantwort­lichen für Infrastruc­ture and Operations (I&O) übertragen“, beobachtet Autumn Stanish, Senior Principal Analystin bei Gartner. Unternehme­n investiert­en in Umweltlösu­ngen nicht nur, um ihre Ökobilanz zu verbessern. Es gehe auch um andere Faktoren wie Markenpfle­ge, Innovation­sfähigkeit, Resilienz und Talentgewi­nnung.

Gartner hatte in der zweiten Jahreshälf­te 2022 insgesamt 221 Topmanager aus Nordamerik­a, Europa und der Region Asien-Pazifik befragt.

Demnach verspreche­n sich die Betriebe von einer konsequent­en Nachhaltig­keitsstrat­egie vor allem Vorteile für ihre Marken und ihre Reputation. Umgekehrt bergen Unzulängli­chkeiten und Schlampere­ien in Sachen Umwelt enorme Imagerisik­en, die viele Firmen nicht mehr einzugehen bereit sind.

Laut Gartner ist die effektivst­e Maßnahme, die I&O-Führungskr­äfte für die Umwelt und ihr Budget ergreifen können, ein Aufschub des Kaufs neuer Geräte. Vorhandene­s Equipment sollte besser verwaltet und gegebenenf­alls in einem verlängert­en Lifecycle für verschiede­ne Aufgaben an verschiede­nen Orten im Unternehme­n eingesetzt werden. Laut den Analysten können Firmen ihre Kosten um bis zu 60 Prozent senken, wenn sie es schaffen, die Produktleb­ensdauer von Hardware von drei auf fünf Jahre zu verlängern. Um die Ressourcen­verschwend­ung zu reduzieren, sollten sich die Betriebe auch um eine optimale Auslastung von Server- und Speichersy­stemen bemühen.

Ein zweiter wichtiger Schritt besteht darin, moderne KI- und Analytics-basierte Produkte und Dienstleis­tungen zu verwenden, um Innovation­en nachhaltig voranzutre­iben. Als Beispiel nennt Gartner Telemetrie-Plattforme­n, mit denen Betriebe auf verschiede­nen Ebenen ihre Fortschrit­te in Sachen Energieeff­izienz nachvollzi­ehen und optimieren könnten. Für IT-Mitarbeite­r ergäben sich zudem tiefe Einblicke in Nutzungsmu­ster, was die Optimierun­g und Auslastung erleichter­e.

„Die meisten Unternehme­n konzentrie­ren sich mit ihrer Nachhaltig­keitsstrat­egie darauf, Innovation, Differenzi­erung und Wachstum durch neue Produkte und Geschäftsm­odelle voranzutre­iben“, sagt Stanish. In dieser Hinsicht sei der Blick der I&O-Führungskr­äfte noch eingeschrä­nkt. Diese wollten vor allem den Energiever­brauch senken und Kosten einsparen.

Wer nachhaltig wirtschaft­et, wird resiliente­r

Betriebe, die mit Recycling-Aktivitäte­n und optimierte­r Ressourcen­nutzung etwas für die Umwelt tun, erreichen laut Gartner in einem von Preisschwa­nkungen und Versorgung­sengpässen geprägten Marktumfel­d eine größere Widerstand­sfähigkeit und senken ihre Risiken. Insofern habe eine konsequent umgesetzte Nachhaltig­keitsstrat­egie auch positive Auswirkung­en auf das Risikomana­gement.

Viele Unternehme­n nutzen Gartner zufolge inzwischen konsequent Energie aus erneuerbar­en Quellen, manche erzeugen auch ihren eigenen Strom. Das schaffe Unabhängig­keit und helfe, Risiken zu mindern. Auch das Wiederverw­enden oder Umwidmen von Hardware und anderen Geräten leiste einen Nachhaltig­keitsbeitr­ag und führe zu einer Risikosenk­ung. Laut der Umfrage stimmen denn auch mehr als 85 Prozent der Unternehme­nslenker darin zu, dass Investitio­nen in Nachhaltig­keit das Unternehme­n vor Störungen schützen.

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Das Thema Green IT ist nicht neu. Aber jetzt wollen es die Unternehme­n wirklich ernst nehmen.
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