MOTO X4 UND Z2 FORCE LENOVO SETZT AUF MOTOROLA
Nach dem Zukauf von Motorola war die Smartphone-Strategie von Lenovo vor allem von einem gekennzeichnet: Unbeständigkeit. Erst hieß es, die Moto-Produktlinie wird von Lenovos VibeModellen flankiert, dann wurde die Marke Motorola zugunsten von „Moto“beerdigt. Noch in diesem Jahr brachte Lenovo Smartphones unter eigenem Namen nach Deutschland, die irgendwo neben den Moto-Modellen standen und für Verwirrung sorgten. Dass mit diesem ganzen Tohuwabohu nun Schluss ist, machte der DeutschlandChef für Lenovos SmartphoneGeschäft, Lars-Christian Weisswange, im Gespräch mit connect deutlich: Lenovo werde künftig voll auf die Marke Motorola setzen, wenn es um Smartphones geht, andere Smartphone-Marken wie Vibe oder Lenovo wird es in Deutschland und weltweit nicht mehr geben.
Neustart bei der X-Serie
Die Produktlinie von Motorola setzt sich nun folgendermaßen zusammen: Z steht für Premium, X für obere Mittelklasse, G für Mittelklasse, E und C für die Einsteigermodelle. Das High-EndModell Z2 Force ist also das neue Spitzenmodell, während das X4 mit einer UVP von 400 Euro ein Preissegment besetzt, das immer mehr SmartphoneHersteller für sich entdecken, man denke nur an Huawei mit dem Nova 2. Beim Erstkontakt sticht sofort das glänzende Gehäuse mit viel Glas und einem Metallrahmen ins Auge. Motorola hat das X4-Design im Vergleich mit den Vorgängergenerationen vollständig überarbeitet – der Schritt war nötig und ist in unseren Augen gelungen. Statt dickbauchig und kunststofflastig wirkt das neue X4 filigran und elegant. Mit seinem 5,2-ZollDisplay und der gerundeten Rückseite liegt es angenehm in der Hand. Das Gehäuse ist zudem wasserdicht nach IP68 – ein Novum bei Motorola.
Dass der zweite Schwerpunkt neben dem Design auf der Kamera liegt, wird beim X4 überdeutlich: Während auf der Frontseite das LED-Blitzlicht neben der Kamera auffällt, dominiert eine kreisrund aus dem Gehäuse herausstehende Kamera-Einheit die gesamte Rückseite. Sie besteht aus einem Dual-LED-Blitzlicht, einer 12-Megapixel-Optik mit schnellem Dual-Pixel-Autofokus und einer 8-MegapixelOptik mit Weitwinkel-Brennweite für besonders große Bildausschnitte. Über die Bildqualität können wir an dieser Stelle noch nichts sagen, wir gehen aber davon aus, dass Lenovo hier nicht enttäuschen wird. Der Preis, den der Kunde für die Dual-Kamera bezahlen muss, ist die 2 Millimeter dicke Beule auf der Rückseite, die das ansonsten 8 Millimeter schlanke X4 ordentlich aufpumpt. Unschön – ein glatter und geschlossener Korpus ist bei einem modernen Smartphone in dieser Preisklasse Pflicht.
Kamera erkennt Objekte
Besonderen Wert legt Motorola auf eine neu entwickelte Objekterkennungsfunktion, die der Kamera eine gewisse Intelligenz verleiht: Eine Software versucht, das Objekt im Zentrum der Kameravorschau zu erkennen und bietet kontextbezogene Informationen und Aktionen an. Die reichen vom Scan einer Visitenkarte und dem Speichern der Kontaktdaten bis hin zum Einblenden der Wikipedia-Definition zu erkannten Bauwerken oder Örtlichkeiten.
Der Chipsatz ist leistungsfähig genug, um diese Aufgaben zu bewältigen. Motorola setzt auf Qualcomms brandneuen Mittelklasse-SoC Snapdragon 630. Er folgt auf den 625er, der dank seiner überzeugenden Kombination aus Leistung und Effizienz in zahlreichen Smartphones zum Einsatz kam. Das lässt vermuten, dass das X4 mit seinem
3000 mAh starken Akku lange Laufzeiten bieten wird. Ein 15-Watt-Schnellladenetzteil gehört zum Lieferumfang.
Z2 Force: Display bricht nicht
Beim Z2 Force ist das Display der Dreh- und Angelpunkt. Das 5,5 Zoll große OLED mit ultrascharfer Quad-HD-Auflösung ist besonders robust und steckt sogar einen Sturz auf eine Betonoberfläche problemlos weg. Lenovo gibt vier Jahre Garantie gegen Bruch und Sprünge im Display – das ist ein starkes Kaufargument. Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber, dass die Garantie nicht für Kratzer gilt; unsachgemäßer Gebrauch sowie vorsätzliche Beschädigung sind ebenfalls nicht abgedeckt. Mutwillig sollte man sein Handy trotz Displaygarantie ohnehin nicht auf den Boden pfeffern, da bei einem Sturz auch andere Komponenten im Telefon schnell beschädigt werden können.
Das Design ist kantiger als beim X4, was allerdings keine Überraschung ist, sondern ein Markenzeichen der Z-Serie, deren Rückseite immer auch als Andockstation für die „Mods“dient, die das Smartphone um besondere Funktionen erweitern. Auf der IFA hat Lenovo einen 360-Grad-Kamera-Mod gezeigt, mit dem man interaktive 360-Grad-4K-Videos samt immersivem 3-D-Sound aufnehmen kann, der der Blickrichtung folgt. Dieser Mod soll 279 Euro kosten und ist kompatibel mit allen Z-Modellen.
Starke Kamera
Beim Z2 Force würden wir allerdings ungern einen Mod hinten anflanschen, weil dadurch die Rückseite verdeckt wird, die aus besonderes hartem 7000erAluminium besteht. Die sandbestrahlte Metalloberfläche bietet eine hohe Anfassqualität und macht zudem einen sehr robusten Eindruck. Auch das Z2 Force ist nach IP68 zertifiziert. Man muss aber ganz klar sagen, dass das Smartphone mit nur 6 Millimetern zwar ultraflach ist, mit seinem kantigen Gehäuse aber nicht so gut in der Hand liegt wie vergleichbare Modelle der Konkurrenz. Zudem steht die Kameraeinheit mit 2 Millimetern weit heraus – erst mit einem Style Mod, also einem Ansteckmodul ohne technische Zusatzfunktion, schließt die Optik glatt mit der Oberfläche ab.
Bei der Dual-Kamera des Z2 Force setzt Motorola nicht auf unterschiedliche Brennweiten, sondern wie Huawei bei den Leica-Modellen der P-Serie auf eine Schwarz-Weiß-Kombination. Die Auflösung liegt bei 12 Megapixeln, technisch wird alles geboten, was gerade State of the Art ist, vom Laser-Autofokus bis hin zur Tiefenschärfe-Manipulation, auch die Objekterkennung des X4 beherscht das neue Flaggschiff. Qualcomms TopChipsatz Snapdragon 835 übernimmt den Antrieb, flankiert von 6 GB RAM. Der interne Speicher ist mit 64 GB angemessen. Stark: Das Moto Z2 Force wird in Deutschland in der Dual-SIMVariante verkauft. Beide Smartphones sollen Ende September in den Handel kommen, das X4 für 400 Euro, das Z2 Force für 800 Euro. Sie sind auf jeden Fall einen Blick wert. (as)