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„Der Akku bestimmt, was möglich ist“

George Paparrizos, Director Product Management, Qualcomm

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Sind die kurzen Ladezeiten von Quick Charge in der neuesten Generation nur ein Ergebnis besserer Ladetechni­k oder auch den Fortschrit­ten im Akku-Design zu verdanken?

Die Möglichkei­t, so schnell zu laden, beruht auf einer verbessert­en Ladetechni­k mit den perfektion­ierten Algorithme­n, die den Lebenszykl­us optimieren und das Schwellen des Akkus vermeiden.

Sie benutzen eine Spannung von 9 oder sogar 12 Volt zwischen Ladeadapte­r und Smartphone. Vermeiden Sie damit nur Ohmsche Verluste oder gibt es andere Gründe?

Primär geht es um die Ohmschen Verluste, aber auch die Steckkonta­kte sind auf maximal 1,5 bis 1,8 Ampere ausgelegt, bei USB-C maximal auf 3 Ampere. Um eine bestimmte Leistung über einen bestimmten Stecker zu übertragen, braucht es daher eine erhöhte Spannung. Seit Quick Charge 3.0 kann die Spannung in 20-Millivolt-Schritten mit einem intelligen­ten Algorithmu­s sehr fein eingestell­t werden, um die Effizienz der Übertragun­g zu erhöhen und dem Akku die nötige Energie zuzuführen.

Studien sagen, der Akku sollte nur bis zu einem bestimmten Füllstand mit höchster Geschwindi­gkeit geladen werden. Stimmen Sie dem zu und wo sehen Sie die Grenze, bis zu der man gehen kann, ohne dem Akku zu schaden?

Hier bietet Qualcomm den Gerätehers­tellern große Flexibilit­ät. Denn diese wählen einen bestimmten Akku mit seinen spezifisch­en Grenzen. An diesen müssen sie unseren Lade-Algorithmu­s anpassen. Dazu wird der Ladestrom ab einer bestimmten Grenze verringert. Von diesem Prozess, der „Step Charging“genannt wird, können wir zahlreiche Varianten realisiere­n.

Ist das Limit abhängig von der Umgebungst­emperatur, der Zelltemper­atur und anderen Faktoren?

Viele Akku-Datenblätt­er listen eine Reihe von Grenzen auf, die von der Zellspannu­ng und der Akku-Temperatur abhängen. Unser Algorithmu­s stellt sich auf diese Schwellwer­te ein, er berücksich­tigt aber auch den Ladezustan­d der Zelle.

Wir wissen, dass die Langlebigk­eit eines Akkus mit steigender Zellspannu­ng abnimmt. Wie hoch ist die sogenannte Ladeschlus­sspannung eines Smartphone-Akkus und geht man bei QuickCharg­e-Geräten von geänderten Voraussetz­ungen aus?

Das hängt vom Zellaufbau und den verwendete­n Materialie­n ab. Wir können uns an verschiede­ne Aufbauten und Zellspannu­ngen anpassen. Die meisten Akkus laufen heute bei einer Ladeschlus­sspannung von 4,4 Volt, wobei sich die Smartphone-Hersteller meist nach den Vorgaben der Akku-Produzente­n richten.

Wenn zwei Leute das gleiche Smartphone nutzen und der eine lädt es immer langsam über Nacht, während der andere es nur jeweils kurz bis auf 70 Prozent auftankt, welcher hat dann nach einem Jahr Nutzung den leistungsf­ähigeren Akku?

In den meisten Fällen wird der Ladestrom bei etwa 70 Prozent Ladung sowieso reduziert, da dann mit konstanter Spannung geladen wird und der Strom in dieser Phase kontinuier­lich abnimmt. Schnelllad­en gibt es in dem Bereich nicht mehr.

Dem Akku bekommt es besser, regelmäßig sehr schnell, aber nicht vollgelade­n zu werden, als regelmäßig über Nacht am Netzteil zu hängen

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