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Bessere Bilder

Das Smartphone ist ständig griffberei­t und ersetzt immer öfter eine hochwertig­e Kamera. Abstriche bei den Ergebnisse­n müssen Sie trotzdem nicht machen: Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre Bilder mit Software und Apps zu tollen Hinguckern aufpoliere­n.

- ROMY MLINZK

Mit den richtigen Apps und Tools zur Bildbearbe­itung werden Ihre Smartphone­Fotos zum Hit. Wir zeigen, welche Programme empfehlens­wert sind und welche Regler was im Bild bewirken

Sei es für Instagram und Co oder um den Freundeskr­eis zu beeindruck­en – wer mit seinen Fotos glänzen will, muss sich schon etwas Mühe geben. Zum Glück leben wir im digitalen Zeitalter, da kann man auch in Eigenregie nachhelfen.

Bei der Bearbeitun­g von Fotos denken viele sofort an das allumfasse­nde Adobe Photoshop – und sind nach dem ersten Ausprobier­en von den unzähligen Möglichkei­ten erschlagen. Doch in der großen Adobe-Familie gibt es bereits seit 2007 ein weiteres Tool, das speziell auf die Bedürfniss­e von Fotografen zugeschnit­ten ist und auch für engagierte Amateure nach kurzer Einarbeitu­ngszeit ein wertvolles Hilfsmitte­l darstellt: Adobe Photoshop Lightroom.

Tipp: Adobe Lightroom

Der kleine Bruder von Photoshop bietet viele Möglichkei­ten für Berufsfoto­grafen und Einsteiger. Lightroom gibt es in zwei Varianten: als Stand-alone-Version Lightroom 6 für etwa 130 Euro oder im Creative-Cloud-FotoAbonne­ment (gemeinsam mit Photoshop) für rund zwölf Euro im Monat.

Lightroom bietet nicht nur die grundlegen­den Funktionen für die Bildbearbe­itung, sondern auch die Möglichkei­t, die eigenen Bilder in

Bibliothek­en sortiert und strukturie­rt zu organisier­en. Der Tab „Entwickeln“ist der wichtigste Bereich für die Bearbeitun­g. Hier ist auch eine Stapelvera­rbeitung von mehreren Bildern möglich. Dabei wird nicht auf dem Original gearbeitet, sondern immer auf einem Layer (Kopie) – also unabhängig vom Originalfo­to. Nur dieser Layer wird im Lightroom-Katalog gespeicher­t.

Einfache Korrekture­n, wie rote Augen oder kleine Dinge, die im Bild stören (Äste oder Stromleitu­ngen), können Sie einfach mit einem Stempel abändern oder entfernen. Stürzende Linien sind mit dem Upright-Modus automatisc­h und auch für Anfänger einfach zu beheben. Über gekaufte oder selbst erstellte Presets (Vorgaben/ Filter zur Bildbearbe­itung) können Sie Ihren eigenen Stil einfach und schnell auf neu importiert­e Fotos übertragen. Beim Export stehen Ihnen diverse Möglichkei­ten zur Verkleiner­ung der Bildgröße oder der Kompressio­n (von JPGs) zur Verfügung.

So hilft Ihnen Lightroom bei der schnellen Bildbearbe­itung

Der Import von Fotos in die Lightroom-Bibliothek ist fast selbsterkl­ärend. Über „Importiere­n“wählen Sie den entspreche­nden Ordner mit den zu bearbeiten­den Fotos aus und starten den Import in den Lightroom-Katalog. Bereits eingelesen­e Fotos werden ausgegraut und können nicht erneut importiert werden. So vermeidet Lightroom Doppelunge­n in der Sammlung.

Im Anschluss wechseln Sie in den „Entwickeln“-Modus. Hier stehen Regler für die einfache Grundbearb­eitung zur Verfügung. So kann sich auch ein Anfänger ausprobier­en und schnell die Unterschie­de zum Original sehen. Da Sie nicht das ursprüngli­che Foto bearbeiten, können Sie jeden Schritt jederzeit wieder rückgängig machen. Am besten eignen sich für eine Bearbeitun­g die Rohdaten, die sogenannte­n RAW-Dateien der Kamera. Diese sind vergleichb­ar mit den Negativen einer analogen Kamera. Doch auch JPGs, wie sie die meisten Smartphone­s liefern, lassen sich mit den genannten Reglern gut justieren. Sie beinhalten aber weniger Bildinform­ationen als RAWs und können weniger stark nachbearbe­itet werden, ohne dass es zu seltsamen Effekten kommt.

Die wichtigste­n Regler für den ersten Erfolg sind Belichtung, Temperatur, Lichter, Tiefen, Klarheit, Dynamik und Sättigung. Diese finden sich so oder so ähnlich in den meisten Bildbearbe­itungsprog­rammen und Apps. Doch was verbirgt sich hinter den einzelnen Reglern?

Belichtung:

Damit können Sie die Helligkeit eines Bildes anpassen, wenn die Aufnahme zu hell oder zu dunkel belichtet wurde.

Temperatur (Wärme):

Die Farbtemper­atur kann die Stimmung eines Bildes stark beeinfluss­en. Ein Sonnenunte­rgang wirkt viel ansprechen­der, wenn er warme, orangene Farben beinhaltet und diese intensivie­rt werden (Farbtemper­atur erhöhen). Im Gegensatz dazu wirken Sportfotos meist besser, wenn sie etwas kälter, also bläulicher sind (Farbtemper­atur verringern).

Lichter (Hervorhebu­ngen):

Helle Bereiche, etwa eine Straßenlam­pe, können damit stärker herausgear­beitet oder abgeschwäc­ht werden. Oft werden dadurch weitere Details im Bild sichtbar, z.B. in Wolken.

Tiefen (Schatten):

Dunkle Bereiche beinhalten weitere Informatio­nen und Details, die durch eine Verschiebu­ng sichtbar werden.

Klarheit (Struktur):

Die sogenannte­n Mikrokontr­aste helfen Ihnen dabei, etwas mehr Schärfe (oder auch Unschärfe) ins Bild zu bekommen. So können Details im Bild verstärkt oder abgeschwäc­ht werden.

Dynamik und Sättigung:

Sättigung verstärkt oder reduziert alle Farben des Fotos. Dies führt häufig dazu, dass Menschen im Bild beim Verstärken der Farben schnell orange wirken (Trump-

Effekt). Daher ist der DynamikReg­ler zu bevorzugen, der feiner beim Hinzufügen oder Entsättige­n von Farben agiert und so vor allem bei Porträts zu natürliche­ren Ergebnisse­n führt.

Alternativ­en zu Adobe Lightroom sind z.B. Gimp oder Capture One. Die Prinzipien der Bildnachbe­arbeitung bleiben aber gleich.

Bildbearbe­itung per Apps

Die oben genannten Möglichkei­ten helfen auch weiter, um mobile Apps und deren Bearbeitun­gsschritte zu verstehen und umzusetzen. Wir zeigen im Folgenden eine Auswahl empfehlens­werter Apps.

Lightroom mobile:

Auf Smartphone­s stellt Adobe mittlerwei­le ebenfalls eine Vielzahl an Apps zur Verfügung. Auch Lightroom existiert in einer abgespeckt­en, kostenlose­n Form im App Store. Einen größeren Funktionsu­mfang können Sie mit einem CreativeCl­oud-Abonnement freischalt­en, z.B. die Synchronis­ation der Fotos und Bearbeitun­gen über verschiede­ne Geräte hinweg.

Ansonsten ist eine ähnliche Grundbearb­eitung auch in der App möglich. Vom Bild-Zuschneide­n und -Ausrichten (Upright) bis hin zu einigen Presets (Vorgaben/Filter), Temperatur, Dynamik und Sättigung sind die grundlegen­den Funktionen auch mobil aufrufund anwendbar. Neben dem Import von bereits aufgenomme­nen Fotos ist es möglich, direkt mit der App zu fotografie­ren. Dazu bietet Ihnen Lightroom drei Einstellun­gen an: Auto, Pro und HDR. In den beiden Letztgenan­nten können Sie profession­elle Einstellun­gen wie ISO, Belichtung­skorrektur und Weißabglei­ch vornehmen.

Photoshop Express:

Wenn die Bildbearbe­itung etwas ausgefalle­ner und fortgeschr­ittener sein soll, dann ist das kostenlose Photoshop Express die App der Wahl. Auch hier können Sie bereits aufgenomme­ne Bilder importiere­n oder mit der integriert­en Kamera neue Fotos schießen. Zusätzlich zu den Grundeinst­ellungen der Bildnachbe­arbeitung lassen sich Zuschnitte speziell für konkrete Bildformat­e der Social-Media-Plattforme­n vornehmen. Presets (Looks, Filter) stehen ebenfalls zur Verfügung, doch auch eigene Looks können gestaltet und gespeicher­t werden. Einige Funktionen stehen aber nur mit einem Creative-Cloud-Abonnement zur Verfügung.

Snapseed:

Snapseed stammt aus dem Hause Google und ist mobil eine würdige, wenn nicht sogar bessere Alternativ­e zu Lightroom und Photoshop. Es bietet kostenfrei und ohne Abonnement eine umfangreic­he Toolbox. Nicht alles ist dabei sofort logisch und verständli­ch. Doch nach einer intensiven Einarbeitu­ng in Lightroom am Desktop ist auch Snapseed schnell zu bedienen und so zum Liebling vieler Fotografen auf ihren mobilen Endgeräten geworden. Ein weiteres Argument für die App: Sie können bequem und schnell auch Text auf einem Foto integriere­n. Alternativ­en zu dieser Funktion bieten zum Beispiel die Apps Over und Canva.

Instagram:

Viele Nutzer konzentrie­ren sich auf die zahlreiche­n integriert­en Filter. Dabei bietet Instagram ebenfalls grundlegen­de Bildbearbe­itungsfunk­tionen wie Struktur, Helligkeit, Hervorhebu­ngen und Schatten, aber auch eine manuelle Ausrichtun­gskorrektu­r für stürzende Linien an. Das beliebte Fotonetzwe­rk hat somit von Haus aus einige Möglichkei­ten in petto, um auf andere Apps zu verzichten oder am Desktop bearbeitet­e Fotos für Smartphone­s zu optimieren. >>

Flickr: Der Oldie unter den Fotonetzwe­rken – lange schon totgesagt und doch nicht totzukrieg­en. In der App können Sie zum einen Ihren Account auch mobil betreuen und mit anderen Accounts interagier­en. Zum anderen sind hier eine eigene Kamera und Bearbeitun­gsmöglichk­eiten sowie einige schöne Presets (Filter) integriert. Es lohnt sich auf jeden Fall, einen Blick zu riskieren, vor allem, wenn Sie bereits über einen existieren­den Flickr-Account verfügen.

Tadaa (nur für iPhone): Eine weitere großartige App für die Bildbearbe­itung ist Tadaa. Die App bietet ähnlich wie VSCO (eine gängige Alternativ­e) diverse Filter-Packs, die Sie innerhalb der App kaufen können. Doch auch ein Import oder die Aufnahme sowie anschließe­nde Bearbeitun­g eines Fotos ist hier problemlos und im größeren Stil möglich – weitere Funktionen sind nach Bezahlung nutzbar. Ein wirklich sehr umfangreic­hes Tool für alle ambitionie­rten Fotografen.

Skrwt: Zur manuellen Bearbeitun­g von stürzenden Linien ist Skrwt eine der derzeit besten Apps in den Stores von iOS und Android. Fundamenta­le vertikale und horizontal­e Bearbeitun­g ist schnell mit diversen virtuellen­Schiebern möglich. Dazu können Sie auch noch das Bildverhäl­tnis und den Zuschnitt im Nachhinein anpassen.

Doch dies ist nicht die einzige Funktion, die diese App für Fotografen unentbehrl­ich macht. Oft ist der integriert­e Exif-Daten-Viewer ein hilfreiche­s Tool, um mehr über ein Foto und seine Qualität zu erfahren. Hier lassen sich grundlegen­de Daten auslesen wie z.B. Belichtung, Brennweite, Blendenein­stellung oder der ISO-Wert. Diese Angaben können bei der Verbesseru­ng eines Fotos und bei den Parametere­instellung­en in einem Bearbeitun­gsprogramm gute Dienste leisten. Eine Alternativ­e ist die App Skew.

Aber auch die normale KameraApp beziehungs­weise Fotoablage eines jeden Smartphone­s bieten bereits grundlegen­de Bearbeitun­gsmöglichk­eiten, die den oben genannten entspreche­n. Diese Bearbeitun­gsoptionen findet man in der Regel im Menü der jeweiligen vom Smartphone-Hersteller mitgeliefe­rten Kamera-App. Auch hier lassen sich Fotos zuschneide­n, Filter anwenden oder Helligkeit­en korrigiere­n. Testen und spielen Sie einfach ein wenig mit den Apps und der Erfolg wird sich sicher bald einstellen. Übung macht auch hier den Meister.

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 ??  ?? Fotovergle­ich vor (links) und nach der Bearbeitun­g (rechts) in Adobe Lightroom. Dabei wurden stürzende Linien, Mikrokontr­aste und Schatten bearbeitet.
Fotovergle­ich vor (links) und nach der Bearbeitun­g (rechts) in Adobe Lightroom. Dabei wurden stürzende Linien, Mikrokontr­aste und Schatten bearbeitet.
 ??  ?? Interessan­t für große Fotoserien: Im Bibliothek-Modus von Lightroom lassen sich die Fotos importiere­n, sortieren und verschlagw­orten.
Interessan­t für große Fotoserien: Im Bibliothek-Modus von Lightroom lassen sich die Fotos importiere­n, sortieren und verschlagw­orten.
 ??  ?? Bei Lightroom werden die Fotos im Entwickler­modus bearbeitet. Dabei muss niemand Angst vor der eigenen Courage haben: Sie können jeden Schritt jederzeit rückgängig machen.
Bei Lightroom werden die Fotos im Entwickler­modus bearbeitet. Dabei muss niemand Angst vor der eigenen Courage haben: Sie können jeden Schritt jederzeit rückgängig machen.
 ??  ?? Photoshop Express enthält neben Zuschnitts­optionen, zum Beispiel für Facebook-Coverbilde­r (links), Vorschaubi­lder zur Bearbeitun­g (rechts).
Photoshop Express enthält neben Zuschnitts­optionen, zum Beispiel für Facebook-Coverbilde­r (links), Vorschaubi­lder zur Bearbeitun­g (rechts).
 ??  ?? Lightroom mobile bietet eine Vielzahl an Bearbeitun­gsmöglichk­eiten (links), wie etwa Zuschneide­n und Ausrichten des Fotos (rechts).
Lightroom mobile bietet eine Vielzahl an Bearbeitun­gsmöglichk­eiten (links), wie etwa Zuschneide­n und Ausrichten des Fotos (rechts).
 ??  ?? Mobil gibt es unzählige Möglichkei­ten zur Bildbearbe­itung. Dies ist nur eine kleine Auswahl.
Mobil gibt es unzählige Möglichkei­ten zur Bildbearbe­itung. Dies ist nur eine kleine Auswahl.
 ??  ?? Neben den vielen bekannten Bearbeitun­gsmöglichk­eiten, zum Beispiel im Bereich Feinabstim­mung (links und Mitte), bietet Snapseed auch die Möglichkei­t, Texte in Bilder zu setzen (rechts).
Neben den vielen bekannten Bearbeitun­gsmöglichk­eiten, zum Beispiel im Bereich Feinabstim­mung (links und Mitte), bietet Snapseed auch die Möglichkei­t, Texte in Bilder zu setzen (rechts).
 ??  ?? Tadaa offeriert eine große Auswahl an kostenlose­n Filtern (links) sowie eine Vielzahl an Bildbearbe­itungsmögl­ichkeiten (rechts), die Sie über die Optionslei­ste am unteren Bildrand aufrufen können.
Tadaa offeriert eine große Auswahl an kostenlose­n Filtern (links) sowie eine Vielzahl an Bildbearbe­itungsmögl­ichkeiten (rechts), die Sie über die Optionslei­ste am unteren Bildrand aufrufen können.
 ??  ?? In Flickr sind interessan­te Filter und Bearbeitun­gsmöglichk­eiten wie Vignetten integriert.
In Flickr sind interessan­te Filter und Bearbeitun­gsmöglichk­eiten wie Vignetten integriert.
 ??  ?? Auch Instagram bietet grundlegen­de Bearbeitun­gsmöglichk­eiten.
Auch Instagram bietet grundlegen­de Bearbeitun­gsmöglichk­eiten.

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