Bitcoins
Es herrscht wieder einmal Goldgräberstimmung auf der Welt. Doch dieses Mal geht es nicht um das funkelnde Edelmetall aus dem Yukon, sondern um eine modernere Variante des Geldes: Bitcoins.
Die virtuelle Währung lockt mit schnellen Gewinnen. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt
Während der Kurs des echten Goldes seit längerer Zeit auf einem Stand von unter 1200 Euro verharrt, geht der des virtuellen Gegenstücks durch die Decke: Über 2500 Euro musste man im Mai für ein Bitcoin bezahlen, innerhalb eines Jahres hat sich der Preis damit verfünffacht. 2011 war ein Bitcoin noch zum Schnäppchenpreis von etwa zehn Dollar zu bekommen. Wohl dem, der sich damals mit der digitalen Währung eingedeckt und diese bis heute behalten hat. Sollte man also auf den Zug aufspringen und seine mühsam ersparten „echten“Euros in virtuelle Währungen umtauschen? Gemach.
Virtuelle Währung mit Risiken
Der Wechselkurs des Bitcoins ist zunächst einmal ungemein volatil, wie der aktuelle Kurs eindrucksvoll beweist, denn dieser geht bei Weitem nicht nur in eine Richtung. Seit dem Höchststand verloren Bitcoins innerhalb von 14 Tagen satte zehn Prozent ihres Wertes. Bitcoins sind unterm Strich ein sehr risikoreiches Anlageobjekt für Menschen mit guten Nerven, die auch vor größeren Verlusten keine Angst haben. Cyberwährungen sind weiterhin kein offizielles Zahlungsmittel und daher mit dem Nachteil behaftet, dass Banken oder Geschäfte diese nicht akzeptie- ren müssen. Wer Bitcoins verkaufen will, ist also im Zweifelsfall darauf angewiesen, einen Käufer zu finden. Das kann besonders bei fallenden Kursen schwierig bis unmöglich werden.
Was sind eigentlich Bitcoins?
Bitcoins und andere Kryptowährungen wie Ethereum, Litecoin, Zcash oder Ripple sind allesamt dezentral und werden daher nicht wie beispielsweise der Euro oder der Dollar von einer Bank herausgegeben. Der Bitcoin, der Legende nach von einem Japaner namens Satoshi Nakamoto entwickelt, war 2009 die erste digitale Währung, inzwischen gibt es knapp 900, von denen manche sehr exotische Namen wie Fuzzballs, Wild Beast Block oder auch 1337 tragen. Einen Überblick über alle Kryptowährungen sowie ihr jeweiliges Handelsvolumen finden Sie beispielsweise auf coinmarketcap.com.
Die Währungen werden, vergleichbar mit Aktien, auf diversen Online-Marktplätzen gehandelt. Der eigentliche Handel wird dabei allerdings direkt zwischen Käufer und Verkäufer komplett anonym über ein Peer-to-PeerNetzwerk vollzogen, wobei der Deal durch das Netzwerk überwacht und freigegeben wird. Dafür müssen beide Seiten ein sogenanntes Wallet einrichten – eine digitale Brieftasche. Nach einer Transaktion befindet sich die virtuelle Währung nicht mehr im Wallet des Verkäufers, sondern in dem des Käufers. Tatsächlich liegt jedoch nicht wirklich ein Bitcoin im Cyberportemonnaie, sondern lediglich der digitale Eigentumsnachweis sowie ein privater Schlüssel. Letzterer ist nur dem Besitzer des Wallets bekannt und nötig, um Bit-
coins vom eigenen Wallet an einen Empfänger zu überweisen. Das Ganze geht vollkommen anonym vonstatten.
Neben den Wallets existiert mit der sogenannten Blockchain noch ein öffentliches Buchungssystem, in dem jede Transaktion gespeichert wird. Passend zum privaten gibt es daher auch noch einen öffentlichen Schlüssel. Mithilfe dieses Schlüssels kann jedermann jederzeit jede BitcoinTransaktion mathematisch gesichert nachvollziehen und damit sicher feststellen, ob eine Transaktion berechtigterweise und mithilfe des richtigen privaten Schlüssels vollzogen worden ist. Ein Missbrauch oder der Diebstahl von Bitcoins soll so ausgeschlossen werden.
Was macht man mit Bitcoins?
Zunächst einmal sind Bitcoins eine inoffizielle Währung, die als Zahlungsmittel zum Beispiel im Onlinehandel verwendet werden kann. Die Geschäfte mit BitcoinAkzeptanz sind allerdings noch rar gesät, nutzen kann man sie beispielsweise bei uhrzeit.org, avocadostore.de oder technikware.at. Mit Bitcoins, und daher rührt teilweise auch der dubiose Ruf der Cyberwährung, lassen sich aber auch illegale Geschäfte im Darknet abwickeln. Die Bezahlung per Cyberwährung ist dafür bestens geeignet, geht die Transaktion doch anonym vonstatten.
Darüber hinaus kann, wie oben bereits erwähnt, eine Cyberwährung auch als Geldanlage verwendet werden. Gewinne sind dann, im Gegensatz etwa zu Aktiendeals komplett steuerfrei, da der Fiskus hier keinen Zugriff hat. Banken sind Bitcoins natürlich ein Dorn im Auge. Schließlich lassen sich damit Zahlungen vollkommen kostenlos abwickeln, Gebühren, wie bei Banken üblich, gibt es bei Bitcoins nicht. An- und Verkaufskurse mit Margen für die Wechselstuben existieren ebenfalls nicht. Kaufen Sie irgendwo auf der Welt eine neue Kamera für 0,5 Bitcoins,
ist das der Preis, den Sie faktisch am Ende auch bezahlen. Zudem ist eine Zahlung per Bitcoin innerhalb von etwa zehn Minuten erledigt – egal, wohin in der Welt die Überweisung erfolgt.
Goldsuche im 21. Jahrhundert
Gold und Bitcoins sind enger verwandt, als es auf den ersten Blick scheint. Investierte man in Zeiten des Goldrausches in eine Reise nach Kalifornien oder Alaska, in ein Zelt und in jede Menge Werkzeug, benötigt der moderne Goldsucher leistungsfähige Hardware, um Rechenaufgaben zu lösen und auf diese Weise das virtuelle Gold zu schürfen. Dazu nutzt man bestimmte Software, wobei der verwendete Rechner dem Bitcoin-Netzwerk quasi als Nebenprodukt Rechenleistung für die Verwaltung von Transaktionen zur Verfügung stellt. Dafür wird der Anwender in Form von Bitcoins entlohnt. Neue Einheiten des Kryptogeldes werden nach und nach durch das sogenannte Mining (dt. „schürfen“) erzeugt, erklärt Wikipedia. Die Bitcoin-Teilnehmer können sich durch Aufwendung von Rechenleistung an der Erzeugung beteiligen. Dabei konkurrieren alle Teilnehmer um einen Betrag, der etwa alle zehn Minuten an einen der Teilnehmer ausgeschüttet wird, sowie um den Erwerb der Transaktionsgebühren. Das Ergebnis der aufwendigen Berechnung dient der Bestätigung von fremden Zahlungen und sichert den Betrieb des Bitcoin-Netzes. Die maximale Geldmenge ist durch das Netzwerkprotokoll auf 21 Millionen Einheiten festgelegt und kann nicht durch einzelne Teilnehmer beeinflusst werden.
Mit einem normalen PC ist es beim Bitcoin-Schürfen nicht mehr getan. Stattdessen bedarf es heute großer Rechnerfarmen, wie sie von speziellen Mining-Firmen wie dem in Island beheimateten Unternehmen Genesis Mining betrieben werden. Dort kann man sich einkaufen und die Rechner für sich schuften lassen. Je mehr Leistung man sich sichert, desto größer sind die Chancen. Doch das ist teuer: Jährlich einige Hundert bis zu mehrere Tausend Dollar kostet es, wenn man MiningFirmen für sich schürfen lassen und eventuell am Ende einen Gewinn einstreichen will. Wie bei der Suche nach echtem Gold ist dieser jedoch nicht garantiert, denn das Mining erfordert auf Dauer immer mehr Rechenleistung und vor allem Energie. Gleichzeitig steigt die Schwierigkeit der zu lösenden Aufgaben mit der verwendeten Rechenpower. Am Ende ist das Schürfen von Kryptowährungen also durchaus mit einem Glücksspiel vergleichbar. Der ansteigende Schwierigkeitsgrad wurde absichtlich so konzipiert, denn bei der rasant verbesserten Performance moderner Hardware hätte sich die Bitcoin-Suche stetig beschleunigt. Das Ergebnis wäre eine Art Inflation gewesen.
Als Alternative zu Bitcoins hat sich für private Goldsucher die Kryptowährung Ethereum etabliert. Hier ist das Schürfen momentan noch einfacher: Ein Rechner mit zwei Radeon-RX-470/480oder RX-570/580-Grafikkarten reicht aktuell noch aus, um monatlich einen dreistelligen Eurobetrag als Gewinn zu erzielen. Allerdings muss der Schürfer durch den Kauf des PCs in Vorleistung gehen, und er muss für die Stromkosten des Rechners aufkommen, der rund um die Uhr laufen sollte. Letztendlich hängt der Gewinn zudem vom EthereumKurs ab, der jederzeit fallen und den Gewinn vernichten kann. Dennoch ist das private Ethereum-Schürfen derzeit sehr beliebt und die oben erwähnten Grafikkarten sind fast überall ausverkauft.
Handelsplattformen
Das Schürfen ist also teuer und riskant. Wieso stattdessen nicht ein paar Euro in Bitcoins oder Ethereum tauschen und von Kursgewinnen profitieren – falls die Währung so rasant weitersteigt? Der erste Schritt ist die Installation eines Wallets, der als Client fungiert und den Zugang ins BitcoinNetzwerk ermöglicht. Auf
der Webseite bitcoin.org/de/
waehlen-sie-ihre-wallet finden Sie einen Vergleich mehrerer Wallets, wobei die meisten gratis erhältlich sind. Wer Euros in Bitcoins eintauschen möchte, kann das etwa auf bit
coin.de erledigen. Hier findet man, ähnlich wie bei Ebay, diverse Angebote. Gleichzeitig kann man Kaufgesuche aufgeben und dabei einen Kaufpreis vorgeben. Findet man den passenden Deal, wird dieser über die Handelsplattform abgewickelt. Zahlen kann man direkt vom Girokonto, die gekauften Bitcoins fließen in Form eines digitalen Besitznachweises in die Wallet. Von dort aus lassen sich die erworbenen Bitcoins weitertransferieren oder für Einkäufe auf Webseiten wie den oben erwähnten nutzen.