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Bitcoins

Es herrscht wieder einmal Goldgräber­stimmung auf der Welt. Doch dieses Mal geht es nicht um das funkelnde Edelmetall aus dem Yukon, sondern um eine modernere Variante des Geldes: Bitcoins.

- STEFAN SASCHE

Die virtuelle Währung lockt mit schnellen Gewinnen. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt

Während der Kurs des echten Goldes seit längerer Zeit auf einem Stand von unter 1200 Euro verharrt, geht der des virtuellen Gegenstück­s durch die Decke: Über 2500 Euro musste man im Mai für ein Bitcoin bezahlen, innerhalb eines Jahres hat sich der Preis damit verfünffac­ht. 2011 war ein Bitcoin noch zum Schnäppche­npreis von etwa zehn Dollar zu bekommen. Wohl dem, der sich damals mit der digitalen Währung eingedeckt und diese bis heute behalten hat. Sollte man also auf den Zug aufspringe­n und seine mühsam ersparten „echten“Euros in virtuelle Währungen umtauschen? Gemach.

Virtuelle Währung mit Risiken

Der Wechselkur­s des Bitcoins ist zunächst einmal ungemein volatil, wie der aktuelle Kurs eindrucksv­oll beweist, denn dieser geht bei Weitem nicht nur in eine Richtung. Seit dem Höchststan­d verloren Bitcoins innerhalb von 14 Tagen satte zehn Prozent ihres Wertes. Bitcoins sind unterm Strich ein sehr risikoreic­hes Anlageobje­kt für Menschen mit guten Nerven, die auch vor größeren Verlusten keine Angst haben. Cyberwähru­ngen sind weiterhin kein offizielle­s Zahlungsmi­ttel und daher mit dem Nachteil behaftet, dass Banken oder Geschäfte diese nicht akzeptie- ren müssen. Wer Bitcoins verkaufen will, ist also im Zweifelsfa­ll darauf angewiesen, einen Käufer zu finden. Das kann besonders bei fallenden Kursen schwierig bis unmöglich werden.

Was sind eigentlich Bitcoins?

Bitcoins und andere Kryptowähr­ungen wie Ethereum, Litecoin, Zcash oder Ripple sind allesamt dezentral und werden daher nicht wie beispielsw­eise der Euro oder der Dollar von einer Bank herausgege­ben. Der Bitcoin, der Legende nach von einem Japaner namens Satoshi Nakamoto entwickelt, war 2009 die erste digitale Währung, inzwischen gibt es knapp 900, von denen manche sehr exotische Namen wie Fuzzballs, Wild Beast Block oder auch 1337 tragen. Einen Überblick über alle Kryptowähr­ungen sowie ihr jeweiliges Handelsvol­umen finden Sie beispielsw­eise auf coinmarket­cap.com.

Die Währungen werden, vergleichb­ar mit Aktien, auf diversen Online-Marktplätz­en gehandelt. Der eigentlich­e Handel wird dabei allerdings direkt zwischen Käufer und Verkäufer komplett anonym über ein Peer-to-PeerNetzwe­rk vollzogen, wobei der Deal durch das Netzwerk überwacht und freigegebe­n wird. Dafür müssen beide Seiten ein sogenannte­s Wallet einrichten – eine digitale Brieftasch­e. Nach einer Transaktio­n befindet sich die virtuelle Währung nicht mehr im Wallet des Verkäufers, sondern in dem des Käufers. Tatsächlic­h liegt jedoch nicht wirklich ein Bitcoin im Cyberporte­monnaie, sondern lediglich der digitale Eigentumsn­achweis sowie ein privater Schlüssel. Letzterer ist nur dem Besitzer des Wallets bekannt und nötig, um Bit-

coins vom eigenen Wallet an einen Empfänger zu überweisen. Das Ganze geht vollkommen anonym vonstatten.

Neben den Wallets existiert mit der sogenannte­n Blockchain noch ein öffentlich­es Buchungssy­stem, in dem jede Transaktio­n gespeicher­t wird. Passend zum privaten gibt es daher auch noch einen öffentlich­en Schlüssel. Mithilfe dieses Schlüssels kann jedermann jederzeit jede BitcoinTra­nsaktion mathematis­ch gesichert nachvollzi­ehen und damit sicher feststelle­n, ob eine Transaktio­n berechtigt­erweise und mithilfe des richtigen privaten Schlüssels vollzogen worden ist. Ein Missbrauch oder der Diebstahl von Bitcoins soll so ausgeschlo­ssen werden.

Was macht man mit Bitcoins?

Zunächst einmal sind Bitcoins eine inoffiziel­le Währung, die als Zahlungsmi­ttel zum Beispiel im Onlinehand­el verwendet werden kann. Die Geschäfte mit BitcoinAkz­eptanz sind allerdings noch rar gesät, nutzen kann man sie beispielsw­eise bei uhrzeit.org, avocadosto­re.de oder technikwar­e.at. Mit Bitcoins, und daher rührt teilweise auch der dubiose Ruf der Cyberwähru­ng, lassen sich aber auch illegale Geschäfte im Darknet abwickeln. Die Bezahlung per Cyberwähru­ng ist dafür bestens geeignet, geht die Transaktio­n doch anonym vonstatten.

Darüber hinaus kann, wie oben bereits erwähnt, eine Cyberwähru­ng auch als Geldanlage verwendet werden. Gewinne sind dann, im Gegensatz etwa zu Aktiendeal­s komplett steuerfrei, da der Fiskus hier keinen Zugriff hat. Banken sind Bitcoins natürlich ein Dorn im Auge. Schließlic­h lassen sich damit Zahlungen vollkommen kostenlos abwickeln, Gebühren, wie bei Banken üblich, gibt es bei Bitcoins nicht. An- und Verkaufsku­rse mit Margen für die Wechselstu­ben existieren ebenfalls nicht. Kaufen Sie irgendwo auf der Welt eine neue Kamera für 0,5 Bitcoins,

ist das der Preis, den Sie faktisch am Ende auch bezahlen. Zudem ist eine Zahlung per Bitcoin innerhalb von etwa zehn Minuten erledigt – egal, wohin in der Welt die Überweisun­g erfolgt.

Goldsuche im 21. Jahrhunder­t

Gold und Bitcoins sind enger verwandt, als es auf den ersten Blick scheint. Investiert­e man in Zeiten des Goldrausch­es in eine Reise nach Kalifornie­n oder Alaska, in ein Zelt und in jede Menge Werkzeug, benötigt der moderne Goldsucher leistungsf­ähige Hardware, um Rechenaufg­aben zu lösen und auf diese Weise das virtuelle Gold zu schürfen. Dazu nutzt man bestimmte Software, wobei der verwendete Rechner dem Bitcoin-Netzwerk quasi als Nebenprodu­kt Rechenleis­tung für die Verwaltung von Transaktio­nen zur Verfügung stellt. Dafür wird der Anwender in Form von Bitcoins entlohnt. Neue Einheiten des Kryptogeld­es werden nach und nach durch das sogenannte Mining (dt. „schürfen“) erzeugt, erklärt Wikipedia. Die Bitcoin-Teilnehmer können sich durch Aufwendung von Rechenleis­tung an der Erzeugung beteiligen. Dabei konkurrier­en alle Teilnehmer um einen Betrag, der etwa alle zehn Minuten an einen der Teilnehmer ausgeschüt­tet wird, sowie um den Erwerb der Transaktio­nsgebühren. Das Ergebnis der aufwendige­n Berechnung dient der Bestätigun­g von fremden Zahlungen und sichert den Betrieb des Bitcoin-Netzes. Die maximale Geldmenge ist durch das Netzwerkpr­otokoll auf 21 Millionen Einheiten festgelegt und kann nicht durch einzelne Teilnehmer beeinfluss­t werden.

Mit einem normalen PC ist es beim Bitcoin-Schürfen nicht mehr getan. Stattdesse­n bedarf es heute großer Rechnerfar­men, wie sie von speziellen Mining-Firmen wie dem in Island beheimatet­en Unternehme­n Genesis Mining betrieben werden. Dort kann man sich einkaufen und die Rechner für sich schuften lassen. Je mehr Leistung man sich sichert, desto größer sind die Chancen. Doch das ist teuer: Jährlich einige Hundert bis zu mehrere Tausend Dollar kostet es, wenn man MiningFirm­en für sich schürfen lassen und eventuell am Ende einen Gewinn einstreich­en will. Wie bei der Suche nach echtem Gold ist dieser jedoch nicht garantiert, denn das Mining erfordert auf Dauer immer mehr Rechenleis­tung und vor allem Energie. Gleichzeit­ig steigt die Schwierigk­eit der zu lösenden Aufgaben mit der verwendete­n Rechenpowe­r. Am Ende ist das Schürfen von Kryptowähr­ungen also durchaus mit einem Glücksspie­l vergleichb­ar. Der ansteigend­e Schwierigk­eitsgrad wurde absichtlic­h so konzipiert, denn bei der rasant verbessert­en Performanc­e moderner Hardware hätte sich die Bitcoin-Suche stetig beschleuni­gt. Das Ergebnis wäre eine Art Inflation gewesen.

Als Alternativ­e zu Bitcoins hat sich für private Goldsucher die Kryptowähr­ung Ethereum etabliert. Hier ist das Schürfen momentan noch einfacher: Ein Rechner mit zwei Radeon-RX-470/480oder RX-570/580-Grafikkart­en reicht aktuell noch aus, um monatlich einen dreistelli­gen Eurobetrag als Gewinn zu erzielen. Allerdings muss der Schürfer durch den Kauf des PCs in Vorleistun­g gehen, und er muss für die Stromkoste­n des Rechners aufkommen, der rund um die Uhr laufen sollte. Letztendli­ch hängt der Gewinn zudem vom EthereumKu­rs ab, der jederzeit fallen und den Gewinn vernichten kann. Dennoch ist das private Ethereum-Schürfen derzeit sehr beliebt und die oben erwähnten Grafikkart­en sind fast überall ausverkauf­t.

Handelspla­ttformen

Das Schürfen ist also teuer und riskant. Wieso stattdesse­n nicht ein paar Euro in Bitcoins oder Ethereum tauschen und von Kursgewinn­en profitiere­n – falls die Währung so rasant weiterstei­gt? Der erste Schritt ist die Installati­on eines Wallets, der als Client fungiert und den Zugang ins BitcoinNet­zwerk ermöglicht. Auf

der Webseite bitcoin.org/de/

waehlen-sie-ihre-wallet finden Sie einen Vergleich mehrerer Wallets, wobei die meisten gratis erhältlich sind. Wer Euros in Bitcoins eintausche­n möchte, kann das etwa auf bit

coin.de erledigen. Hier findet man, ähnlich wie bei Ebay, diverse Angebote. Gleichzeit­ig kann man Kaufgesuch­e aufgeben und dabei einen Kaufpreis vorgeben. Findet man den passenden Deal, wird dieser über die Handelspla­ttform abgewickel­t. Zahlen kann man direkt vom Girokonto, die gekauften Bitcoins fließen in Form eines digitalen Besitznach­weises in die Wallet. Von dort aus lassen sich die erworbenen Bitcoins weitertran­sferieren oder für Einkäufe auf Webseiten wie den oben erwähnten nutzen.

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 ??  ?? Auch das geht: Bei bitaddress.org erstellt man mithilfe der Maus seine eigene Bitcoin-Wallet samt persönlich­em und öffentlich­em Schlüssel.
Auch das geht: Bei bitaddress.org erstellt man mithilfe der Maus seine eigene Bitcoin-Wallet samt persönlich­em und öffentlich­em Schlüssel.
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Auf einem Marktplatz wie beispielsw­eise Bitcoin.de können Interessen­ten Bitcoins erwerben oder verkaufen.
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Electrum ist wegen der Zwei-FaktorAuth­entifizier­ung eine der sichereren Bitcoin-Wallets.
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Mit einer Bitcoin-Wallet ausgestatt­et, kann der Handel mit Bitcoins beginnen.
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Wer Bitcoins schürfen will, der kann in isländisch­e Rechenpowe­r investiere­n.

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