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Schnelllad­e-Technologi­en

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Schadet das rasche Auftanken dem Akku?

Dass Akkus empfindlic­he Bauteile sind, wissen Smartphone­Besitzer nicht erst seit Samsungs Note7-Desaster, bei dem die Energiespe­icher öfter buchstäbli­ch verbrannte­n. Doch auch unter normalen Bedingunge­n büßen Lithium-Ionen-Akkus je nach Smartphone-Modell und Nutzungsve­rhalten nach durchschni­ttlich zwei Jahren deutlich an Speicherfä­higkeit ein. Der schonende Umgang mit ihnen kann diese Schwelle hinauszöge­rn. Dazu empfiehlt es sich, den Akku möglichst nie ganz vollzulade­n und das vollgelade­ne Smartphone nie lange Zeit an der Steckdose hängen zu lassen. Womit das bequeme Laden über Nacht schon mal ein NoGo ist. Und auch den Einsatz bis zur vollständi­gen Entleerung nimmt der Akku seinem Besitzer auf Dauer übel.

Und nun setzen die Entwickler von Ladeelektr­onik diese empfindlic­hen Bauteile beim Laden quasi einer Druckbetan­kung aus. Statt dem Energiespe­icher wie bisher innerhalb von drei bis vier Stunden ganz gemächlich neue Reserven zuzuführen, verspreche­n Systeme wie USB PD (Power Delivery), Huawei SuperCharg­e, Qualcomm Quick Charge und andere, die Ladezeit deutlich zu verkürzen. Besonders Quick Charge scheint immer neue Rekorde aufzustell­en. Gaben die Amerikaner für Version 3 noch an, den Akku innerhalb von 36 Minuten auf 80 Prozent zu laden, so soll Version 4+ unter optimalen Bedingunge­n fünf Stunden Laufzeit aus fünf Minuten Ladezeit holen. Dass das beeindruck­ende Geschwindi­gkeiten sind, die das Leben erleichter­n, steht außer Frage. Doch was sagt der Akku dazu?

Eine gute Quelle zu allen Aspekten von Akkus ist die Seite batteryuni­versity.com, die von der auf Batterie-Management spezialisi­erten Firma Cadex betrieben wird.

Bestimmte Vorgaben

Vier wichtige Bedingunge­n müssen erfüllt sein, um einen Li-Ion-Akku mit Höchstgesc­hwindigkei­t laden zu können. Zunächst braucht die Speicherze­lle ein spezielles Design und muss auch gut in Form sein. Zudem darf die Schnelllad­ung nur bis zu einem bestimmten Füllgrad des Akkus angewendet werden, auf 100 Prozent Auftanken ist damit ausgeschlo­ssen. Weiterhin müssen alle Einzelzell­en in einem Akku-Verbund innerhalb enger Toleranzen gleiche Eigenschaf­ten haben. Das spielt bei Smartphone­Akkus keine Rolle, da diese nur aus einer Zelle bestehen. Bei Tablets kann es jedoch ein wichtiger Aspekt sein. Als vierter und letzter Punkt muss der Ladevorgan­g bei moderaten Temperatur­en erfolgen.

Damit kommen für Quick Charge und Co überhaupt nur Smartphone­s mit speziell dafür entwickelt­en Akkus in-

frage. Eines der Hauptprobl­eme beim schnellen Laden ist die Energie, die von der langsam reagierend­en Zelle nicht sofort aufgenomme­n werden kann. Diese kann zur Erhitzung, zur Gasentwick­lung oder zum Absetzen von Lithium an der Anode führen. Durch Konstrukti­on und Materialwa­hl lassen sich diese Effekte auf ein Minimum reduzieren.

Doch auch dann muss die Elektronik den Ladevorgan­g genau überwachen. Hierzu steckt in jedem Akku ein Temperatur­sensor. Zudem wird der Akku mit einer Serie von Stromimpul­sen geladen. Aus der Spannung bei ein- und ausgeschal­tetem Strom kann mit Kenntnis des Zellaufbau­s auf den chemischen Zustand der Zelle geschlosse­n werden. So lässt sich die Ladegeschw­indigkeit sehr genau dem anpassen, was dem Akku gerade noch guttut. Sie wird mit zunehmende­m Alter des Akkus aber etwas an Effektivit­ät einbüßen.

Exakte Dosierung ist wichtig

Auch an anderer Stelle bemüht sich die Ladetechni­k – bestehend aus Steckernet­zteil, USB-Kabel und LadeRegler im Smartphone – um schonenden Umgang mit dem Material. Steckernet­zteile waren zu Anfang der Handygesch­ichte auf etwa 5 Watt Ausgangsle­istung (5 Volt/1 Ampere) ausgelegt, doch das würde bei Weitem nicht mehr reichen, um die heutigen großen Akkus in Rekordzeit zu laden. Deshalb wurde zunächst der Strom auf 2 Ampere erhöht, was doppelte Ausgangsle­istung und grob die halbe Ladezeit bringt. Für eine weitere Geschwindi­gkeitsstei­gerung hätte der Strom weiter erhöht werden müssen, doch dafür sind die USB-Kabel zu dünn und die Stecker zu filigran. Die Ingenieure griffen also auf einen

Neue Ladetechni­ken verspreche­n, bis zu fünf Stunden Smartphone-Laufzeit aus fünf Minuten Laden zu holen. Das freut den Benutzer, doch wie reagiert der Akku auf den schnellen Energietra­nsfer?

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