Funknetzplanung
Das Netz hat bei der Telekom höchste Prio. connect hat Çiğdem Mareski besucht, die den Funknetzausbau in München beaufsichtigt.
Wer sorgt eigentlich dafür, dass das Mobilfunknetz möglichst überall zur Verfügung steht? Wir haben die Netzplaner der Telekom in München besucht
Mobilfunk und Festnetz liefert die Telekom ihren Privat- und Geschäftskunden aus einer Hand. Damit das Ganze reibungslos läuft, braucht es aufwendige Technik und verschiedenste Service-Dienstleistungen, um die sich mehr als 105 000 Mitarbeiter deutschlandweit kümmern.
Optimieren und Nachjustieren
Eine davon ist Çiğdem Mareski, die die Abteilung Funknetzplanung und Ausbau am Standort München leitet. Zusammen mit rund 30 Mitarbeitern kümmert sie sich um den Mobilausbau im Süden Bayerns, das Team versorgt also das weite Gebiet von Schwaben über Oberbayern sowie Teile Niederbayerns. In der großflächigen Region kommen vor allem Macro-Stationen zum Einsatz, mit denen sich eine größere Reichweite und damit eine größere Flächenabdeckung erzielen lässt. Weiße Flecken, bei denen die Mobilfunkversorgung erst neu erschlossen werden muss, gibt’s kaum noch. Stattdessen geht’s in der Regel um Optimierung. Bei Kapazitätsengpässen etwa wird nachjustiert: Die Fachleute haben per Monitoring das Netz stets im Blick und können künftig per Software Defined Access etwa die LTE-Versorgung in einem Stadtviertel zügig erweitern.
Mit dem stetig wachsenden Datenhunger wird auch die Planung komplexer. Um beste Netzversorgung zu garantieren, wird für jeden Standort die passende Technik geplant. Individuelle Kundenlösungen zur Versorgung innerhalb eines Gebäudes oder eines Firmenstandorts gehören zum Tagesgeschäft. Dabei spielt auch die Umgebung eine wichtige Rolle – umliegende Antennenstandorte müssen berücksichtigt werden, um Störungen zu vermeiden. Dabei arbeiten die Netzplaner eng mit anderen Abteilungen wie der Produktion zusammen, die Glasfaser an den jeweiligen Standort verlegt. Wie schnell der Ausbau erfolgt, hängt aber nicht allein von den Telekom-Ingenieuren ab: Auch der Bauträger, die betreffende Gemeinde und die Bundesnetzagentur sind in größere Projekte involviert. Da kann es schon mal ein Jahr dauern, bis die Infrastruktur steht. Kleinere Aufträge sind dagegen meist nach drei Monaten abegschlossen.
Schema F gibt’s nicht
Neben dem Regelbetrieb werden vom Münchner Standort auch Sonderprojekte wie der Netzausbau in der Allianz-Arena oder die Funkversorgung auf Messen und Events betreut. Im letzten Jahr testeten die Telekom-Netzbauer beim Oktoberfest erstmals die sogenannten „Small Cells“: Mit den kleinen Funkzellen lässt sich bei hoher Nutzerdichte die Abdeckung und Kapazität erweitern und der enorme Datenverkehr in Ballungsgebieten bewältigen. Dabei setzen die Planer auch sukzessive auf neue Technik: So werden schon Standorte mit dem Funkstandard Narrowband-IoT ausgestattet, der bei geringem Energiebedarf eine hohe Reichweite und Gebäudedurchdringung bietet – ideal für die Vernetzung von Wasser- und Stromzählern, der Straßenbeleuchtung und Parkplätzen.
Die Arbeit im Münchner Telekom-Betrieb ist vielfältig. Meist planen die Techniker mehrere Projekte parallel. Und der Netzausbau verläuft nie nach Schema F: Es gilt, für jeden Standort mit
individueller Herangehensweise und Kreativität die beste Lösung zu finden. „Und doch ist es immer wie eine Operation am offenen Herzen, man sieht erst am Ende das Ergebnis“, so Çiğdem Mareski, die als studierte Wirtschaftswissenschaftlerin von dem Engagement und der Expertise ihres Technikteams beeindruckt ist. Seit über einem Jahr sorgt sie als Führungskraft für eine gute Balance unter den Mitarbeitern, die zwischen 25 und 60 Jahre alt sind. „Dabei profitieren die jüngeren von den erfahreneren Kollegen“, so Mareski, die das Potenzial bei ihren Mitarbeitern wecken und fördern will.
Als Beraterin hatte sie zuvor in unterschiedlichsten Projekten die gesamte Wertschöpfungskette der Telekom kennengelernt. „Ich musste mich ständig in neue Gebiete einarbeiten – das war eine super Schule. Als Teamleiterin bin ich für unsere Spezialisten erste Anlaufstelle, wenn es übergeordnete Probleme gibt. Dabei sind mir die Kollegen, die teils schon 30, 40 Jahre im Konzern mit großer Leidenschaft bei der Sache sind, eine enorme Hilfe.” Die vertrauensvolle Zusammenarbeit ist bei der ambitionierten Zielsetzung auch notwendig: Bis Ende 2020 will der Magenta-Konzern 1000 Mobilfunkstandorte in Bayern bauen und auch die LTE-Versorgung im ländlichen Raum weiter vorantreiben.