AMBITIONIERT
Für das Flaggschiff der Zenfone-Serie verlangt Asus 850 Euro und bewegt sich damit auf Augenhöhe mit den TopSmartphones der großen Marken. Das ist ambitioniert, denn während der Kunde bei Apple oder Samsung weiß, was er für sein Geld bekommt, ist Asus in diesem Segment eine unbekannte Größe. Das Zenfone 4 Pro muss also, wenn es halbwegs erfolgreich sein will, deutlich mehr bieten als ein Galaxy S8, ein Mate 10 Pro oder ein iPhone 8.
Das gewisse Etwas fehlt
Das Design ist jedenfalls kein großer Wurf. Asus verpasst den Trend zum modernen 18:9-Display und entscheidet sich stattdessen für eine Standardvariante mit breiten Streifen oben und unten, die man schon hundertmal gesehen hat. Das Gerät ist für einen 5,5-Zöller nicht besonders kompakt und liegt recht schwer in der Hand, was unter anderem den hochwertigen Materialien geschuldet ist: Rahmen und Rückseite bestehen aus Aluminium, zusätzlich hat Asus auf den Rücken eine Platte aus kratzfestem Gorilla-Glas geklebt. Die Konstruktion vermittelt einen massiven Eindruck und hohe Stabilität. Haptisch zeigt sich das Zenfone 4 Pro also von seiner besten Seite, und auch die Verarbeitung ist ohne Fehl und Tadel. Vermisst haben wir allerdings eine IP-Zertifizierung, die das Smartphone wasserdicht macht.
Auch beim OLED-Display gelingt es Asus nicht, ein Ausrufezeichen zu setzen. Geboten wird stattdessen solide Standardkost: Das Panel bietet auf 5,5 Zoll eine Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln, die Leuchtkraft ist mit 408 Candela/m2 für diese Technologie völlig in Ordnung. Darunter werkelt mit Qualcomms OberklasseSoC Snapdragon 835 eine beliebte und bewährte Prozessorgeneration, die genügend Reserven bietet, um das System flüssig am Laufen zu halten und auch anspruchsvolle Apps schnell und ruckelfrei auf den Bildschirm zaubert. Die Speicherbestückung ist mit 6 GB RAM und 128 GB ROM sehr gut. Wer noch mehr braucht, kann eine Micro-SD-Karte einlegen. Stark: Der Steckplatz ist hybrid und schluckt anstelle einer Speicherkarte auch eine zweite SIM-Karte.
Gut gefallen haben uns auch die kräftigen Stereo-Lautsprecher (Hoch- und Tieftöner) und die vielen Möglichkeiten, den Klang anzupassen. Hi-Res-Audio wird unterstützt, der Equalizer bietet vielfältige Optionen, unter anderem kann man Profile für unterschied-
liche Kopfhörer hinterlegen. Die Lautsprecher haben außerdem einen speziellen Outdoor-Modus, der den Sound in lauter Umgebung nochmal hochschraubt, wenn auch zulasten der Klangqualität.
Schwächen im Testlab
Im verlagseigenen Testlab musste das Zenfone 4 Pro Federn lassen. Die Akkulaufzeit kann sich mit 8:10 Stunden noch sehen lassen, wobei dies in der Oberklasse nicht mehr als guter Durchschnitt ist – viele Phones, unter anderem das Google Pixel 2 XL und das Huawei Mate 10 Pro, kommen über die 9-Stunden-Grenze. Immerhin: Weil ein kräftiges 18-Watt-Netzteil zum Lieferumfang gehört (genauso wie eine transparente Schutzhülle), ist der Akku nach 30 Minuten wieder zur Hälfte gefüllt.
Die Funkeigenschaften enttäuschen dagegen auf ganzer Linie. Das Zenfone 4 Pro erreicht in allen Netzen nur befriedigende Ergebnisse, für Gebiete mit schlechter Netzabdeckung empfiehlt sich dieses Smartphone damit nicht.
In der Summe ergibt sich ein durchwachsenes Bild. Asus kann zwar technisch gut mithalten und liefert sogar eine richtig starke Dual-Kamera (siehe Kasten unten), schafft es aber nicht, in irgendeinem Bereich die etablierte Konkurrenz zu übertrumpfen. Das Design ist uninspiriert, Display und Akkulaufzeit sind im guten Mittelfeld angesiedelt, die Funkleistung ist schwach. Das Speicherangebot kann sich zwar sehen lassen und Dual-SIM ist eine nette Beigabe, beides bekommt man aber auch bei Huaweis Mate 10 Pro und beim Oneplus 5T, das mit 559 Euro UVP sogar deutlich günstiger ist. Zudem haben die genannten Hersteller bis dato einen weit besseren Software-Support geboten als Asus. Zumindest diesen Punkt können die Taiwaner ja noch ändern.