FRISCH AUFGELEGT
Die Alcatels Idol 5S und Idol 5 treten in große Fußstapfen, kosten aber deutlich weniger als ihre bewährten Vorgänger der vierten Generation. Sind die Nachfolger nicht nur günstiger, sondern womöglich gar noch besser geworden?
Vom Namen her stehen beide Idol-Neuheiten auch in bewegten Zeiten zunächst einmal für Kontinuität. Dass sich die Preisempfehlungen nach unten entwickelt haben, macht erst recht neugierig, zumal sich das Idol 4S und das Idol 4 im connect-Test der Ausgabe 9/16 profilieren konnten.
Exzellente Anfassqualität
In Bezug auf die Verarbeitung und das Design kann die fünfte Generation das hohe Niveau ihrer Vorgänger halten. Der chinesische Konzern TCL Communication Ltd., der hinter der Marke Alcatel steckt, packt die Technik in acht Millimeter schlanke, edle Gehäuse, die nicht nur bestechend gut aussehen, sondern auch perfekt in der Hand liegen. Wertiges Aluminium, gefasste Rahmenkanten und kratzfeste
Glasoberflächen, die an den Rändern sanft abgerundet sind, tragen zu dem eleganten Erscheinungsbild bei. Dass das Idol 5S zur oberen Mittelklasse zählt, sieht und fühlt man unter anderem an den perfekt eingepassten Antennenelementen. Beide Modelle lassen sich bequem via Fingerabdrucksensor entsperren, der in die Rückseite integriert und leicht ertastbar ist. Die Hauptkameras stehen kaum über – so wünscht man sich das.
Kein OLED-Bildschirm mehr
Glänzte das Idol 4S noch mit einer hochauflösenden OLEDAnzeige, begnügt sich der Nachfolger mit einem 5,2 Zoll (13,2 Zentimeter) großen IPS-LCDisplay in der heute gängigen Full-HD-Auflösung. Dieselben Eckdaten gelten für den Bildschirm des günstigeren Idol 5. Die gemessenen Werte für Helligkeit und Kontrast liegen in beiden Fällen auf einem guten Niveau. Im direkten Sichtvergleich überzeugte vor allem das Idol 5S mit seiner höheren Leuchtkraft.
Als Chiplieferant musste Qualcomm bei den aktuellen Idols weichen. Stattdessen stammen die integrierten SoCs mit Achtkern-Prozessor aus dem Hause Mediatek. Zumindest in den Benchmark-Tests bringt dieser Wechsel Leistungseinbußen mit sich. Vor allem der ältere, im Idol 5 verbaute MT6753, stößt bei anspruchsvolleren Aufgaben oder Spielen recht früh an seine Grenzen. Für eine flüssige Bedienung der schlanken Benutzeroberfläche auf Android-Nougat-Basis (Version 7.0) und gängiger Anwendungen reichen die Reserven allemal. Das Idol 5S hat hier im direkten Vergleich mit einem gestandenen Mittelklasse-Chip, dem Mediatek Helio P20 (MT6757CH), mehr Rechenleistung zu bieten. Der Arbeitsspeicher fällt mit 3 GB in beiden Fällen standesgemäß aus. Mit knapp 7,5 GB frei verfügbarem Speicher gehört das Idol 5 allerdings zum alten Eisen. Eine zusätzliche Micro-SD-Speicherkarte schafft zwar mehr Platz, allerdings ist dann der HybridSteckplatz für eine zweite Mobilfunkkarte belegt.
Hohe Bedienfreundlichkeit
Die Alcatel-Benutzeroberfläche orientiert sich wie gehabt an dem Original-Android, das um einige hilfreiche Extras ergänzt wird. Bestes Beispiel hierfür ist die neuerdings als „Now Key“bezeichnete Zusatztaste, die beim Idol 5S den Ein/Aus-Schalter auf die linke Seite verbannt. In den Einstellungen können damit die Icons der favorisierten Apps
oder Funktionen per Knopfdruck im Display eingeblendet und direkt gestartet werden. Im Idol 5 ruft anstelle einer Taste eine zusätzliche Schaltfläche im Bildschirm die ebenfalls individuell konfigurierbare „Now Key“-Schnellstartauswahl auf.
Mit einer Weckfunktion, die auch bei ausgeschaltetem Smartphone aktiv wird, und der AppKlonung zur gleichzeitigen Anmeldung in sozialen Netzwerken mit zwei Nutzerkonten hat das Idol 5 unterm Strich sogar mehr Software-Extras zu bieten als das 5S. UKW-Radio, Sprachrekorder und das werbefinanzierte WPS-Office-Paket sind in beiden Modellen vorinstalliert.
Geht es ums Musikhören, macht das Idol 5S mit seinen pegelfesten, nach vorne abstrahlenden Dual-Lautsprechern positiv auf sich aufmerksam. Die Klangqualität der Kleinst-Audioanlage fällt im Vergleich zu vielen anderen Phones exzellent aus. Das von JBL gefertigte InEar-Headset, das dem Idol 5S beiliegt, gab dagegen eine bassarme Vorstellung.
Respektable Kameraleistungen
Bei unseren Probeaufnahmen gab vor allem die 12-MegapixelHauptkamera im Idol 5S ein gutes und klares Bild ab. In heller Umgebung wurden selbst feine Details wie abperlende Regentropfen auf Plakaten realistisch dargestellt. Die Farben kamen satt und brillant. Die fotografische Herausforderung „Innenaufnahme“meisterte das Idol 5S ebenfalls relativ gut, wenn auch nicht rauschfrei. An diese insgesamt überzeugenden Fotoleistungen kamen die Testaufnahmen des Idol 5 nicht ganz heran. In der Detailarbeit und der Schärfe nahm es dessen 13-MP-Kamera bei schwierigeren Lichtverhältnissen schon früher nicht mehr ganz so genau.
Im Vergleich der elektronisch stabilisierbaren 1080p-Videos sowie der Frontkamera-Selfies zeigte das Idol 5S etwas realistischere Ergebnisse.
Beide Kandidaten unterstützen die gängigen Mobilfunkfrequenzen in den 2G/3G/4G-Netzen und wichtige Standards wie Bluetooth 4.2. Anders als in den jeweiligen Vorgängern fehlen jedoch schnelle LTE-Modems der Kategorie 6 und der Nahfunk NFC. Im Heimnetzwerk mag sich das Idol 5 zudem nicht auf die höheren Datenraten des WLAN-ac-Standards einlassen. Das Idol 5S funkt im 2,4- und im 5-GHz-Band und bietet zudem eine zeitgemäße USB-Typ-CSchnittstelle (2.0).
Licht und Schatten im Labor
Bei unseren Mobilfunkmessungen verwehrten die etwas geringeren Sendeleistungen eine höhere Einstufung. Vor allem in den UMTS-Netzen, aber auch bei den LTE-Frequenzen um 800 und 2600 MHz hätte dem Idol 5 das ein oder andere Dezibel mehr gut getan. Die Ergebnisse in den Akustikmessungen gingen insgesamt in Ordnung.
Bleibt die Ausdauer. Die hat sich in unserem praxisorientierten Nutzungsmix gegenüber den Vorgängern merklich verbessert. So hält der fest verbaute, voll betankte 2850-mAh-Akku des Idol 5S akzeptable 6,5 Stunden durch. Der kaum schwächer ausgelegte Energiespeicher des Idol 5 streicht schon nach 5:10 Stunden die Segel.
Keine echte Weiterentwicklung
Neben der überschaubaren Ausdauer hapert’s beim Idol 5 vor allem an dem knapp bemessenen Speicher und den mittelmäßigen Funkleistungen. Das Idol 5S erreicht dagegen unterm Strich das gute Niveau seines Vorgängers – und das bei einem geringeren Einstandspreis. So gesehen kann zumindest hier von einem Fortschritt die Rede sein.